Das Schweizer Aktienjahr Ausgabe 2022 geht als mieser Jahrgang in die Annalen ein. Es ist der schwächste seit 2008. Während man mit sehr vielen Aktien 40 und mehr Prozent verlor, gab es dennoch wie jedes Jahr Titel, die man anfangs Jahr gerne ins Depot genommen hätte.
Die Aktien der von einer Krise in die andere stolpernden Credit Suisse führen mit einem massiven Einbruch um rund 67 Prozent (Stand 21.12. Vormittag) die «Looser-Liste» bei den 30 im SLI gelisteten Blue Chips an. Die Titel befinden sich zwar seit Jahren auf Talfahrt, haben diese über die vergangenen zwölf Monate aber noch einmal beschleunigt und sind auf unter 3 Franken abgesackt. Im Januar mussten noch über 9 Franken für eine CS-Aktie bezahlt werden.
Nur zwei SLI-Titel deutlich im Plus
Mit Verlusten von je rund 60 Prozent folgen dahinter mit AMS Osram und Temenos zwei Werte, welche besonders unter der zinsbedingten Schwäche von Wachstumsaktien gelitten haben.
Immer noch 40 Prozent oder mehr mussten sich Besitzer von einigen soliden Industrie-Aktien wie Geberit, Lonza, Sika oder Givaudan ans Bein streichen. Zu dieser Kategorie zählten zudem die Aktien des Vermögensverwalters Partners Group und des Zahnimplantat-Spezialisten Straumann.
Insgesamt verlor mehr als die Hälfte der 30 SLI-Werte seit Jahresbeginn mindestens einen Fünftel an Wert.
Die kurze Gewinnerliste wird von Zurich (+9%) und Novartis (+4%) angeführt. Einen positiven Saldo weisen ausserdem einzig noch UBS und Holcim auf, allerdings sind die Gewinne hier noch knapper und könnten sich bei einer negativen Entwicklung des Gesamtmarktes über die kommenden Tage rasch verflüchtigen.
Einige Nebenwerte nahe am Totalverlust
Naturgemäss gibt es bei den Nebenwerten in der Regel die noch höheren Ausschläge in beiden Richtungen. Wer auf eine positive Entwicklung der Beteiligungsscheine an der Kreativplattform Talenthouse gesetzt hatte, ist nun praktisch sein ganzes Geld los. Die Titel liegen rund 97 Prozent im Minus. Talenthouse war früher ein Portfoliounternehmen der SIX-kotierten Beteiligungsgesellschaft New Value.
Die Aktien des Biotechunternehmens Obseva brachen ebenfalls rund 90 Prozent ein, dies nach einem Rückschlag bei der Zulassung eines Mittels zur Behandlung von Gebärmutterkrebs. Das Unternehmen musste in der Folge eine Umstrukturierung ansetzen und Nachlassstundung beantragen, welche mittlerweile aufgrund der verbesserten Schuldensituation aber wieder aufgehoben ist.
Zu den Top-Verlierern zählen weitere Aktien aus dem Pharma- bzw. Biotechbereich wie Igea Pharma, Addex, Zur Rose, Kinarus oder Polypeptide. Allesamt weisen Kursverluste von über 80 Prozent aus, was die Risiken in diesem Sektor einmal mehr unterstreicht.
Hohe Verluste auch bei etablierten Industriefirmen
Aber auch wenn der Investor auf bekannteren und etablierte Unternehmen wie Dätwyler, Rieter, Feintool, Dormakaba oder Forbo aus dem Industriesegment oder Hochdorf aus der Lebensmittelindustrie gesetzt hatte, muss er nun Abstriche an seiner Investition im Bereich von 40 bis über 50 Prozent machen.
Umso mehr könnte sich dieser die Haare raufen, wenn er sich die Kursverdoppelung des Gebäudetechnikers Meier Tobler (+117%) vor Augen hält. Das Unternehmen erhielt unter anderem von der hohen Nachfrage nach Wärmepumpen Auftrieb. Rang 2 bei den Gewinnern geht an Implenia (+87%), ebenfalls ein Titel aus dem Baubereich. Ein weiterer Profiteur der Energiewende ist der Solaranlagen-Hersteller Meyer Burger (+42%), allerdings hat die Aktie eine sehr lange Durststrecke hinter sich.
(awp/gku)