Die Börsenerholung im April hat bei den Schweizer Pensionskassen bereits sichtbare Spuren hinterlassen. Der durchschnittliche Deckungsgrad ist nach provisorischen Berechungen seit Jahresbeginn um 80 Basispunkte auf 90,4 Prozent gestiegen. Das zeigt der neue Deckungsgrad-Index, den das Westschweizer Beratungsunternehmen Lusenti Partners gemeinsam mit BILANZ und den ebenfalls im Verlag Axel Springer Schweiz erscheinenden Wirtschaftspublikationen «Handelszeitung» und «Stocks» veröffentlicht. Wegen der Börsenbaisse war der Deckungsgrad bis Ende 2008 auf 89,6 Prozent gesunken.
Besonders kritisch ist die Situation bei den öffentlichrechtlichen Kassen, wie der entsprechende Unterindex zeigt. Ihre Vorsorgeverpflichtungen waren Ende März gar nur noch zu 87,3 Prozent gedeckt. «Trotz der leichten Erholung ist die Situation sehr ernst», betont PK-Spezialist Graziano Lusenti. Die schlechte Konjunkturlage und die ungenügenden Renditen an den Finanzmärkten machen eine Schliessung der Deckungslücken noch schwieriger als nach der letzten Krise 2002/03.
Der Deckungsgrad misst das Verhältnis von Anlagevermögen zu den Vorsorgeverpflichtungen einer Pensionskasse. Er gilt als wichtige Kenngrösse, weil sich damit direkt die Auswirkungen der Entwicklungen an den Finanzmärkten auf die Vermögenslage der beruflichen Vorsorge beziffern lassen. Liegt der Deckungsgrad über 100 Prozent, bestehen Schwankungsreserven, mit denen sich in Schwächephasen Verluste ausgleichen lassen. Bei einem Deckungsgrad unter 100 Prozent liegt eine Unterdeckung vor, welche die Risikofähigkeit einer Pensionskasse und damit auch die Renditemöglichkeiten einschränkt. In der Regel handelt es sich allerdings nur um Buchverluste. Die Rentenzahlungen sind nicht unmittelbar gefährdet. Kritisch wird die Lage jedoch, wenn der Deckungsgrad unter 90 Prozent sinkt. Dann schreibt auch das Gesetz vor, dass der Stiftungsrat Massnahmen ergreifen muss, um die finanzielle Lage zu stabilisieren und zu verbessern.
Die nach Vermögen gewichtete Schätzung des Deckungsgrad-Index beruht auf dem Swiss Institutional Survey von Lusenti Partners mit Daten von insgesamt 107 Vorsorgeeinrichtungen mit einem Gesamtvermögen per Ende 2008 von 132,2 Milliarden Franken. Der Schätzung per Ende April liegen der Performance-Index BVG 25 der Bank Pictet mit einer Aktienquote von 25 Prozent sowie ein technischer Zinssatz von 3,5 Prozent zugrunde.