Die Rahmenbedingungen an den Finanzmärkten sind nicht einfach. Auf der einen Seite beunruhigt Anleger bereits seit längerem die wirtschaftliche Schwäche Chinas, auf der anderen Seite hängt der mögliche Wechsel des geldpolitischen Kurses der US-Notenbank Fed wie ein Damoklesschwert über den Börsen. Oben drauf kommt nun nach den Anschlägen in Paris auch noch Terrorgefahr, welche zusätzlich die Verunsicherung schürt. Das «Angstbarometer», der Volatilitätsindex Vix, kletterte demnach seit Anfang August von rund 14 auf zwischenzeitlich über 20 Prozent an.
Um sich nicht den vollen Belastungen des Auf und Ab an den Börsen auszusetzen und um damit Stress zu vermeiden, kann es nicht schaden, den Fokus bei der Titel-Auswahl auf defensive Aktien zu legen. «Ein defensiver Anlageansatz zielt vor allem darauf ab, die Kursschwankungen im Portfolio gering zu halten und sich auf Investments mit geringem Beta und niedrigen Bewertungen zu fokussieren», erklärt Portfolio-Manager Gregory Kolb von Perkins Investment Management und fügt hinzu: «Zwar bietet keines der drei genannten Kriterien eine Gewähr dafür, dass sich das Portfolio einem allgemeinen Kurseinbruch auf Dauer entziehen kann, aber die Erfahrung zeigt, dass alle drei zusammengenommen einen vergleichsweise guten Schutz bieten.»
Nestlé war zuletzt besser unterwegs als der Gesamtmarkt
Zu den defensiven Sektoren zählt beispielsweise die Nahrungsmittel- und Telekombranche. Aus dem erstgenannten Bereich hat der hiesige Aktienmarkt Attraktives zu bieten. So ist mit Nestlé der weltweit grösste Lebensmittelkonzern an der Six kotiert.
Obwohl der Branchenprimus derzeit in einer kleinen Wachstumsschwäche steckt und nach dem dritten Quartal die Prognose leicht stutzte, konnte sich die Aktie zuletzt besser schlagen als der Gesamtmarkt. Während der SMI auf Sicht von drei Monaten um rund 1 Prozent nachgegeben hat, notiert Nestlé im positiven Bereich.
Für Deutsche Telekom spricht einiges
Ihre defensiven Qualitäten konnte im volatilen Börsenjahr 2015 auch die Aktie der Deutschen Telekom ausspielen. Um mehr als einen Viertel ging es mit dem deutschen Blue Chip seit dem Jahresbeginn nach oben, der Dax ist hingegen nur um rund einen Zehntel vorangekommen. Der Konzern profitiert derzeit von einem starken US-Geschäft, welches den Gewinn stark beflügelt. Die Mobilfunktochter T-Mobile US sieht sich bereits seit längerem einem wahren Kundenansturm ausgesetzt und stieg zuletzt sogar zum drittgrössten Mobilfunker in Übersee auf.
Die Telekom rechnet für 2015 bei konstanten Wechselkursen mit einem Anstieg des Betriebsgewinns von 17,6 Milliarden Euro im Vorjahr auf 18,3 Milliarden Euro. Experten gehen aber davon aus, dass nach Währungseinflüssen rund eine Milliarde Euro mehr herausspringen wird, da der Dollar bekanntlich stark an Wert gewonnen hat. Das anhaltend hohe Wachstum in den USA sowie eine Dividendenrendite von 3,3 Prozent machen die Aktie attraktiv.
Roche zählt zur Dividenden-Aristokratie
Defensive Charaktereigenschaften weist auch die Gesundheitsbranche auf. Die Krankheitsbekämpfung ist schliesslich ziemlich unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung. Zudem sind viele Zivilisationskrankheiten wie Krebs oder Diabetes auf dem Vormarsch. Das medizinische Angebot steigt parallel zu den Erkrankungen an und beschert den Branchenvertretern stabile Einnahmen.
Bestes Beispiel für sichere Gewinne ist Roche. Das letzte Mal rote Zahlen schrieb der weltweit grösste Anbieter von Krebsmedikamenten im Krisenjahr 2002. Seither geht es bergauf mit den Gewinnen. Und in Sachen Dividende zählt der Pharmakonzern sowieso zum «Who is who», Roche ist ein sogenannter Dividenden-Aristokrat. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die ihre Gewinnausschüttungen stetig anheben oder stabil halten, sie aber nicht senken. Roche hat ihre Dividendenzahlung im 2015 zum 28. Mal in Folge erhöht und bereits für das kommende Jahr die nächste Aufstockung angekündigt.
Fresenius kann mit seinem Mix punkten
Einen Platz in der Krisenfest-Elite hat auch Fresenius inne. Der deutsche Gesundheitskonzern konzentriert sich auf verschiedene Bereiche wie Dialyse, klinische Ernährung, Infusionstherapien und betreibt darüber hinaus auch private Kliniken. Ein Gesundheits-Mix, der sich auszahlt: Ungeachtet von Rezessionen und Finanzkrisen legten Umsatz und Ergebnis seit 2003 Jahr für Jahr zu.
Das kommt an den Finanzmärkten gut an: Ein Plus von mehr als 600 Prozent ist bei der Fresenius-Aktie in den vergangenen zehn Jahren zu Buche gestanden, der Dax konnte sich in dieser Zeit «nur» etwas mehr als verdoppeln.
Diversifizierter Investmentansatz
Egal, ob für Arztbesuche, Operationen, Aufenthalte in Pflegeheimen oder wegen eines Schönheitswahns, für das Wohlbefinden wird immer mehr Geld ausgegeben. Daher könnte es sich lohnen, sich den Gesundheitssektor breit diversifiziert ins Depot zu holen. Eine kostengünstige Möglichkeit bietet der ETF von ComStage auf den Stoxx Europe 600 Health Care Index. Das an der Six kotierte passive Produkt bildet den Basiswert, abzüglich einer jährlichen Verwaltungsgebühr von 0,25 Prozent, eins zu eins ab. Im laufenden Jahr zeigt der Index mit einem Zuwachs von 18 Prozent erneut Outperformance-Qualitäten.
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