Der Erwerb einer Immobilie im Ausland ist mit noch mehr Fallstricken versehen als ein Kauf in der Schweiz. Darum prüfe gründlich, wer sich bindet, und zwar vor allem folgende Punkte:
1. Lage: Der mit Abstand wichtigste Punkt beim Kauf einer Immobilie. Fragen: Ist die Aussicht unverbaubar? Wie entwickeln sich die Ortschaften in der Umgebung? Sind neue Strassen geplant oder andere Verursacher von Immissionen? Wie gut ist die Infrastruktur? Welche Naturrisiken gibt es (Hurrikane, Überschwemmungen, Vulkane)?
2. Bausubstanz: Im Ausland werden oft andere Materialien verwendet als in der Schweiz. Es ist sinnvoll, einen Experten zur Beurteilung der Bausubstanz beizuziehen. Fragen: Wie gut ist die Qualität der Baumaterialien und der Bauarbeiten? Wie steht es um Isolation und Energieverbrauch? Gibt es Schäden durch Ungeziefer?
3. Innenausbau: Auch im Ferienhaus sollten nicht zu viele Kompromisse bei der Ausstattung gemacht werden. Fragen: Gibt es eine Garage? Wie gut funktionieren Dusche und WC? Ist das Gebäude rollstuhlgängig?
4. Installation, Haustechnik: Auch hier sollte man nicht auf zu viele Annehmlichkeiten verzichten. Fragen: Internetanschluss? Satelliten-TV? Kabelanschluss? Gibt es Restriktionen im Wasserbezug? Wie gut ist der Zustand des Pools? Gibt es eine Heizung, und funktioniert sie?
5. Sicherheit: Vor allem die Einbruchsicherheit stellt in vielen Ländern ein Problem dar. Wenn möglich sollte man sich mit Nachbarn über Erfahrungen austauschen. Da die Immobilie oft längere Zeit unbewohnt ist, lädt das zum Einbruch ein. Fragen: Gibt es eine Alarmanlage, eine Aussenbeleuchtung oder gesicherte Türen und Fenster? Gibt es private Wachdienste?
6. Rechtliches: Die rechtlichen Rahmenbedingungen im Ausland unterscheiden sich oft substanziell von denjenigen in der Schweiz. Wickeln Sie den Kauf nur über einen zugelassenen Notar oder einen Anwalt ab. Lassen Sie den Kauf sofort im offiziellen Grundstückregister eintragen. Fragen: Gibt es Mindesthausabstände, Ausbaumöglichkeiten, baurechtliche Restriktionen? Ist die Immobilie legal errichtet worden? Kann der Verkäufer einen gültigen Eigentumsnachweis erbringen? Wie steht es um Hausrats- und Gebäudeversichrung?
7. Strukturen des Eigentums: Je nach Staat ist es vorteilhafter, die Immobilie auf eigenen Namen oder über eine Gesellschaft zu erwerben. Diese Gesellschaft wird entweder im Wohnsitzland errichtet oder im Land, wo sich die Immobilie befindet.
8. Steuern: Grundsätzlich werden Immobilien dort besteuert, wo sie sich befinden. Dabei langt der Staat ganz unterschiedlich zu. Fragen: Gibt es Erwerbssteuern, Grundsteuern, Wertzuwachs- oder Grundstücksgewinnsteuern, und wie hoch sind diese?
9. Instandhaltung: Jede Immobilie muss gewartet werden, dabei fallen Kosten an, und oft muss der Eigentümer sich dafür selber Zeit nehmen. Die wichtigsten Punkte: Reinigung, Renovierungsarbeiten, Gartenpflege, Reparaturen, Schwimmbadpflege. Falls es Gemeinschaftskosten gibt, stellt sich die Frage, was passiert, wenn Miteigentümer ihre Rechnung nicht begleichen.
10. Fremdwährung: Da der Kauf nicht in Schweizer Franken getätigt wird, bleibt stets auch ein Währungsrisiko.
Quellen: Internationales Immobilienhandbuch: Erwerb, Besitz und Verkauf von Immobilien, Steuern, Erbrecht, Aufenthalt und Wohnsitznahme. Von Christian H. Kälin. Orell Füssli Verlag, Zürich 2009, 910 Seiten, 98 Franken, ISBN: 978-3-280-07044-4.