Wenn eine Frau Milliarden auf dem Konto hatte, war sie über lange Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit eines: eine reiche Erbin. Das allerdings ändert sich, vor allem in Asien. Mehr als die Hälfte der Milliardärinnen dort ist aus eigener Kraft zu Reichtum gekommen, wie der «Billionaires Report 2019» zeigt. Dabei wächst die Zahl der Milliardärinnen schneller als die aller Reichen: Während sich die Gesamtzahl über fünf Jahre um 39 Prozent steigerte, gibt es heute 46 Prozent mehr Milliardärinnen als 2013.

Der Positivtrend lässt sich bis ins Jahr 1995 zurückverfolgen. Allerdings geht die Zahl von einem kleineren Ausgangswert aus: Heute gibt es 233 Milliardärinnen – gegenüber 160 fünf Jahre zuvor. Die Gesamtzahl aller Reichen wuchs an auf rund 2'100 Individuen.

Dabei sind die Zeiten für Superreiche weniger rosig als auch schon. Im Vorjahr sind die Vermögen der Milliardäre erstmals seit 2008 gesunken, um 4 Prozent auf mehr als 8'500 Milliarden US-Dollar. Zurückzuführen ist dies in erster Linie auf die Umrechnung auf US-Dollar, was sich vor allem bei den Vermögen der asiatischen Milliardäre negativ zu Buche schlug. Aber auch die Schwäche an den Aktienbörsen führte zu einer Vermögensvernichtung, wie dem Bericht zu entnehmen ist; der «Billionaires Report» wurde von Wirtschaftsprüfer PwC und der UBS erarbeitet. 

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Über die letzten fünf Jahre betrachtet, also seit die Studie erstellt wird, erhöhten sich allerdings die Vermögen der Reichsten um rund 35 Prozent oder 2'200 Milliarden Dollar. Zurückgebildet haben sich auch die Vermögen der asiatischen Milliardäre, und zwar um 8 Prozent auf knapp 2'500 Milliarden. Der Club verminderte sich um 60 Mitglieder, zählt aber immer noch 754 Personen.

Am meisten Reiche in China nach den USA

Insbesondere chinesische Milliardäre verzeichneten einen starken Vermögensrückgang von 12 Prozent, was aber der Abwertung der heimischen Währung zum US-Dollar sowie der schlechtesten Performance der chinesischen Aktienmärkte seit 2011 geschuldet ist. Ihre Anzahl nahm um 48 auf 325 Individuen ab. Die Milliardäre in China sind in den vergangenen Jahren zur zweitgrössten Landesgruppe der Welt angewachsen, nach der in den USA.

Haidilao-Gründer Zhang Yong und Shu Ping beim Börsenstart ihrer Firma, 2018.

Das Ehepaar Zhang Yong und Shu Ping beim Börsenstart ihrer Firma Haidilao im September 2018. Sie gründeten Haidilao, eine Hotpot-Restaurantkette, im Jahr 1994 und wurden mit ihr Milliardäre. 

Quelle: Visual China Group via Getty Ima

Zu den erfolgreichsten Gründerinnen in China zählt Zhou Qunfei. Ihr Unternehmen Lens Technology liefert Smartphone-Screens für Apple, Samsung und andere Handyhersteller. Sie startete ihr Unternehmen 1993, zu Beginn setzte sie gemeinsam mit Verwandten Uhrenteile in ihrer Wohnung in Shenzen zusammen. 22 Jahre später brachte Zhou Qunfei ihre Firma an die Börse. Sie galt über mehrere Jahre als reichste Selfmade-Milliardärin der Welt, hat aber aufgrund des US-Handelsstreits grosse Vermögenseinbussen erlitten. Den Marktwert ihres Unternehmens schätzt Forbes derzeit auf 6,7 Milliarden US-Dollar.

Den Börsengang wagte auch Haidilao, eine beliebte chinesische Restaurantkette, die an mehr als 300 Standorten Hotpot-Gerichte anbietet. Gestartet haben das Unternehmen zwei Ehepaare Mitte der Neunziger Jahre. Die Co-Gründerinen Shu Ping und Li Haiyan werden von Forbes auf 3,4 Milliarden respektive 4 Milliarden Dollar Vermögen geschätzt.

Dass es besonders in China viele Frauen zu grossem Reichtum bringen, führt der «Economist» in einer Analyse auf den Industrie-Boom im Land zurück. Bereits in den Achtzigerjahren erreichte der Beschäftigungsgrad bei Frauen 80 Prozent, deutlich mehr als in vielen anderen Ländern zu der Zeit. Die Wurzeln vieler Milliardärinnen reichen in diese Zeit zurück, viele haben Anfang der Neunziger ihr Unternehmen gegründet.

Derzeit kommen erfolgreiche Gründungen aus dem Tech-Sektor. Hier allerdings sind, ähnlich wie in westlichen Ländern, Gründerinnen seltener präsent.

(me, mit Material von awp)