Es brummt. Die Weltwirtschaft kommt aktuell so flott voran, wie seit Jahren nicht mehr. Doch den Finanzmärkten ist gut oft nicht gut genug. Das Jahr 2018 dürfte jedenfalls für alle traditionellen Anlageklassen ein Jahr zum Vergessen werden. Kurz vor Jahresschluss liegen sowohl Aktien, wie Obligationen und Gold performancemässig im Minus. Und auch bei den Immobilien sind viele Indizes negativ. «Was nun, wo soll man noch auf einen grünen Zweig kommen, wenn nach den Spargeldern und Obligationen, nun auch Immobilien und Aktien keinen Ertrag mehr bringen», fragen sich viele Investoren besorgt. Auf Gold und Rohstoffe war in den letzten Jahren ja ebenfalls kein Verlass.
Doch Hintersinnen bringt nichts. Privatanleger sollten sich wegen des so trostlosen Anlagejahres und den wenig verheissungsvollen Perspektiven nicht verunsichern lassen: Ein Blick zurück in die weite Vergangenheit hilft, etwas Abstand und Tiefenschärfe zu gewinnen. So ist es an den Finanzmärkten nichts Ungewöhnliches, dass es bei einer oder zwei Anlageklassen während Jahren harzt oder sogar völlig schiefläuft. Ein Vergleich der zehn Fünf-Jahres-Perioden seit 1970 zeigt es eindrücklich: Die fünf hauptsächlichen Anlagevehikel vieler Privatinvestoren, also Aktien, (Staats)-Anleihen, Geldmarktanlagen, Gold und Immobilien, haben sich im Zeitablauf sehr unterschiedlich und oft auch sehr überraschend entwickelt. Doch in keiner Periode herrschte in allen Anlageklassen eitel Sonnenschein (siehe Tabelle rechts).
Alles verliert nicht gleichzeitig an Wert
Für Anleger jedoch überaus tröstlich: Kein einziges Mal ist es während einer 5-Jahresperiode vorgekommen, dass mehr als eines dieser Anlageinstrumente eine negative Performance gezeigt hätte. Schwächelten beispielsweise die Dividendenpapiere wie Anfang der 70er Jahre oder im letzten Jahrzehnt, entpuppten sich jeweils mindestens zwei andere Anlageklassen als robust. Ging es mit dem Goldpreis dauerhaft bergab wie in der zweiten Hälfte der 80er und 90er Jahre oder auch in den letzten fünf Jahren, so erreichte man vor allem mit Aktien, oder mit Immobilien schöne Renditen.
Rote Zahlen in 5-Jahresabschnitten gab es seit 1970 nur für zwei Anlageklassen: Zweimal waren die Aktien betroffen, nämlich von 1970 bis 1974 und von 2000 bis 2004. Gold erwischte es gleich drei 5-Jahresperioden hintereinander: Die Jahre zwischen 1985 und 1999 waren für Goldinvestoren ein einziges Debakel. Und auch die letzten fünf Jahre brachten den Anhängern des gelben Metalls vorwiegend Verdruss. Quintessenz dieses Ausflugs in die Finanzgeschichte: Die alte und auch wissenschaftlich gut abgestützte Börsenregel, dass nicht alle Eier in den gleichen Korb gehören, oder umgemünzt auf den Anleger, dass er die zu investierenden Mittel gut auf die verschiedenen Anlageinstrumente verteilen sollte, hat sich immer und immer wieder bewährt.
Dies auch in schwierigen Anlagejahren wie 2007 und 2008. Und im Durchschnitt der letzten 50 Jahre erreichte ein diversifiziertes Portfolio eine Rendite von beachtlichen 6,3 Prozent pro Jahr. Das für Aktienanlagen beste Absicherungsinstrument waren in den letzten fünf Jahrzehnten dabei weder Festverzinsliche noch Immobilien, sondern Gold (in Franken). Wenn es an den Aktienmärkten so richtig krachte, war auf das gelbe Metall immer Verlass. So auch 2007, 2008 und letztmals 2011. «Während starker Korrekturphasen an den Aktienmärkten hat Gold in den vergangenen 30 Jahren stets eine positive Performance erzielt», unterstreichen auch die Strategen der Bank Safra Sarasin.
Anleihen auch in Zukunft sinnvoll
Das Fazit ist klar: Die überlegte Aufteilung der zu investierenden Mittel auf die verschiedenen Anlageinstrumente ist und bleibt die wichtigste Regel der Geldanlage. Daran halten auch ausgewiesene Anlageprofis wie David Swensen, Yale-Professor und Leiter des berühmten Endowent Funds dieser Universität, ohne Wenn und Aber fest: «Die Asset Allocation wird auch künftig rund 90 Prozent des Anlageerfolges ausmachen und nicht das Market Timing». Alex Tobler, Leiter Investment Advisory der Berner Kantonalbank, bestätigt diese Grundregel: «Für den langfristigen Anlagerfolg ist es entscheidend, dass nicht nur auf eine Anlageklasse gesetzt wird, sondern dass das Portfolio über verschiedene Anlageklassen, Länder oder Sektoren verteilt und damit breit diversifiziert wird. Anleihen werfen nach den Worten von Tobler aktuell zwar nur geringe Erträge ab. Sie könnten aber bei Marktverwerfungen eine wichtige Rolle übernehmen, indem sie Verluste begrenzten.
Damit eignen sich Anleihen auch in Zukunft als sinnvolle Ergänzung zu Aktien. Anleger, die ihre Depots auf diese Weise gegen die Prognoserisiken absichern, können gelassen die nicht allzu optimistischen Prognosen der Finanzinstitute für die nächsten 5 Jahre zur Kenntnis nehmen. Denn in einer Hinsicht sind sich die Anlagestrategen einig: «Die traditionellen Anlageklassen werden im historischen Vergleich, aber auch im Vergleich zur Volatilität, eine sehr tiefe Rendite abwerfen. In einigen Obligationensegmenten wird die Rendite weiterhin negativ bleiben», prognostiziert Anastassios Frangulidis, Chefstratege von Pictet Asset Management Zürich.
Rezession ist wahrscheinlich
Von künftig tieferen Renditen gehen auch Manuel Ferreira, Chief Investment Strategist der Zürcher Kantonalbank und die Strategen der Bank J. Safra Sarasin aus: «Viele Aktienmärkte handeln bereits auf überdurchschnittlichen Bewertungsniveaus. Dies im Umfeld bereits sehr hoher Margen. Die Anleihenmärkte ausserhalb der USA bieten andererseits kaum Rendite. Ab 2020 rechnen wir mit einer Rezession.» Erst nach der Korrektur rechnet die Basler Bank wieder mit besseren Renditeperspektiven.
Über die nächsten fünf Jahre erwartet Safra Sarasin eine Gesamtrendite von doch respektablen 5,5 Prozent pro Jahr für Schweizer und europäische Aktien. Für Schwellenländeraktien liegt die Prognose bei 6,3 Prozent. Auf der anderen Seite des Spektrums sind Schweizer Obligationen und auch Geldmarkt, für die Safra Sarasin eine nominale Rendite von marginalen 0,2 Prozent pro Jahr prognostiziert. Dazwischen liegen Anleihen mit mehr Bonitätsrisiken, wie beispielsweise Hochzinsanleihen, mit 2,5 Prozent. und Schwellenländeranleihen mit etwas mehr als 3 Prozent, beide währungsgesichert. Pictet-Chefstratege Anastassios Frangulidis rät in diesem Umfeld zu Aktien und Gold sowie zu gut ausgewählten Alternative Anlagen: «Diese werden eine höhere Rendite abwerfen als Obligationen». Innerhalb der Aktien und Obligationen setzt die Bank Pictet auf Schwellenländer. Diese Märkte zählten zu den wenigen, die heute nicht teuer bewertet seien.
«Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist deutlich gestiegen», sagt auch ZKB-Chefstratege Manuel Ferreira, «das Umfeld für alle Anlageklassen wird damit in den nächsten fünf Jahren anspruchsvoller». Aktien werden nach seiner Ansicht die attraktivste Anlageklasse bleiben, doch sie werden bescheidenere und stärker schwankende Erträge bringen. Unter den Festverzinslichen könnten einzig die US-Treasuries und Schwellenländerobligationen eine Alternative zu Aktien sein.
Unternehmen glänzen, Staaten darben
Eine etwas andere Optik hat André Kistler, Chefstratege von Albin Kistler. Zentral für ihn ist das Bild einer bipolaren Welt: Auf der einen Seite die Staaten, deren Schulden seit Jahrzehnten stetig weitersteigen, auf der andern Seite die Unternehmen, die von kontinuierlich steigenden Gewinnen berichten. «Kein Wunder also, dass Aktienanlagen über die letzten hundert Jahre mit grossem Abstand die höchsten Renditen abwarfen, vor Immobilien und Anleihen.» Wer sein Geld in Nominalwerten anlege, wie Obligationen erhalte zwar in der Regel sichere Zinsen, aber diese würden durch die Teuerung aber massgeblich reduziert. Wer sein Geld in erstklassigen Unternehmen investiere, erzielt dagegen langfristig immer erfreuliche Renditen. Sein auf den einfachsten Nenner gebrachter Ratschlag: «Diversifiziert in die allerbesten Aktien investieren und das langfristig».
Thomas Braun, Teilhaber des Schwyzer Fondhauses BWM sieht es ähnlich: «Geld, das sieben Jahre und mehr nicht zum Leben gebraucht wird, sondern der Vermögensbildung dient, sollte vollumfänglich in Aktien angelegt werden. Denn Aktien bringen erfahrungsgemäss langfristig klar höhere Renditen als Obligationen oder das Sparheft, aber auch als Immobilien.
Geld aber, das man nicht langfristig für sich arbeiten lassen kann, weil man es für einen bestimmten Zweck braucht, gehört auf ein Konto oder Sparheft bei einer oder mehreren sicheren Banken oder sollte in Obligationen von erstklassigen Unternehmen angelegt werden mit einer Laufzeit, die dem Sparzweck entspricht und in der Währung, in der man das Geld später braucht. Mit ersterem schliesst man das Zinsschwankungsrisiko aus, mit letzterem das Währungsrisiko.