BILANZ: Herr Cominotto, der Ölpreis ist wieder kräftig gestiegen. Wie wirkt sich das auf Ihr Anlageverhalten aus? Roberto Cominotto: Ich rechne für das laufende Jahr mit einem weiteren Anstieg der WTI-Notierungen auf deutlich über 100 Dollar pro Fass. Von den hohen Ölpreisen profitieren in erster Linie die Öl- und Gasproduzenten. Ich rechne diesbezüglich mit attraktiven Renditechancen. Und in zweiter Linie? Zweitens profitieren Anbieter von Dienstleistungen und Infrastruktur zur Öl- und Gasförderung, die durch entsprechende Technologien den Zugang zu immer knapper werdenden Ressourcen ermöglichen. Die wieder optimistischere Markteinschätzung der Produzenten gibt neue Impulse. Viele Ölförderprojekte, die wegen der Finanzkrise zurückgestellt wurden, reaktiviert man dank höheren Ölpreisen. Denn praktisch alle Projekte sind ab einem Ölpreisniveau von 70 Dollar profitabel. Wie steht es mit anderen Energiebranchen, etwa der Stromwirtschaft? Ein vielversprechendes Thema ist die Stromübertragung. In die Expansion und Modernisierung der Netzinfrastrukturen wurde über die vergangenen Jahrzehnte allgemein viel zu wenig investiert, hier besteht massiver Nachholbedarf. Ein grosses Thema ist nachhaltige Energienutzung. Was bieten Wind und Sonne dem Anleger? Da muss man unterscheiden. Bei Windenergie bin ich relativ vorsichtig. Erstens erreicht der Markt für Installationen momentan nur in China hohe Wachstumsraten. Notabene ein Markt, der für westliche Lieferanten von Windturbinen schwer zu bewirtschaften ist. Und zweitens bestehen Überkapazitäten, es sind in den letzten Jahren aufgrund tiefer Eintrittsbarrieren sehr viele Hersteller neu auf den Markt gelangt. Die Folge ist ein deutlicher Preisrückgang bei den Windturbinen, davon profitieren lediglich Firmen, die Windparks entwickeln und betreiben. Also eher Solaranlagen? Der Solarmarkt hat sich 2010 sehr gut entwickelt, die Neuinstallationen verdoppelten sich im Vergleich zum Vorjahr. 2011 dürfte das Wachstum deutlich sinken. Der Markt bleibt aber attraktiver mit tiefen Bewertungen und langfristigem Wachstum der installierten Volumen von rund 30 Prozent jährlich. Welche Anlagechancen eröffnet das Thema Energieeffizienz? Energieeffizienz ist unbestritten ein interessanter und wachstumsstarker Markt, der nicht auf Subventionen angewiesen ist. Investitionen in eine bessere Energienutzung zahlen sich, als Folge niedrigerer Kosten, bereits nach kurzer Zeit aus. Der Bereich Energieeffizienz ist zudem ein stark fragmentierter Markt, er umfasst unterschiedlichste Industrien und Technologien, wie etwa LED-Technik oder «intelligente» Stromnetze.
Wo Roberto Cominotto, der Manager des JB Energy Transition Fund, investiert, um vom steigenden Ölpreis zu profitieren.
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Veröffentlicht am 28.01.2011 - 01:00 Uhr
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