Viele Anleger stehen vor einem Dilemma: Obligationen sind ihnen zu konservativ, Aktien zu riskant. Derivate bilden deshalb eine interessante Alternative, weil sich deren Risikoprofil massgeschneidert auf die individuellen Bedürfnisse abstimmen lässt.

Konkret: Ein Anleger will den Betrag von 100 000 Franken für drei Jahre investieren. Dabei kann er einen maximalen Verlust von 5000 Franken tragen. Für Aktien ist sein Anlagehorizont zu kurz, gleichzeitig ist ihm die Rendite auf den Obligationen zu tief.

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Nehmen wir an, dieser Anleger hat im Oktober 2005 ein Kapitalschutzprodukt der Zürcher Kantonalbank auf den Swiss Market Index gekauft. In 18 Monaten hat er bei einem Kapitalschutz von 95 Prozent bereits eine stattliche Rendite von 14,8 Prozent erzielt (siehe Grafik «Stetig bergauf» nebenan). In der gleichen Periode ist der SMI zwar doppelt so stark gestiegen, doch hätte der Anleger bei einem Crash auch das volle Risiko getragen.

Die Vorteile von Kapitalschutzprodukten: Sie bieten eine Absicherung gegen Kursverluste. Sie erweitern bei einem kurz- oder mittelfristigen Anlagehorizont das Obligationenportfolio. Und schliesslich eignen sie sich für all jene Bereiche, in denen ein Investor noch wenig Erfahrung hat, zum Beispiel Emerging Markets oder Rohstoffe.

Trotz ihrem defensiven Profil gilt auch für Kapitalschutzprodukte: Vor dem Kauf ist zunächst eine klare Strategie zu definieren. Zudem sollte der Anleger ihre Funktionsweise verstehen (siehe Artikel «Der Bauplan»). Das wichtigste Prinzip lautet: je mehr Sicherheit, desto weniger Rendite – und umgekehrt. Am Beispiel des erwähnten ZKB-Produkts heisst dies, dass bei einem 100-prozentigen Kapitalschutz bis heute eine deutlich tiefere Rendite von lediglich 4,4 Prozent herausgeschaut hätte.

Die meisten Anleger haben im Depot ein Übergewicht an einheimischen Blue-Chip-Aktien wie Nestlé, Novartis oder UBS. Sie scheuen sich vor einem Engagement in Sektoren oder Ländern, mit denen sie nur wenig vertraut sind. Mit Kapitalschutzprodukten können sie ihr Portfolio breiter diversifizieren, ohne grosse Risiken einzugehen.

Wer im letzten Mai in chinesische Aktien investierte, gleichzeitig jedoch einen 100-prozentigen Kapitalschutz wünschte, hat mit dem Produkt von Goldman Sachs eine stolze Rendite von 13,8 Prozent erzielt (siehe Tabelle «Aushängeschilder»). Als weiteres Beispiel der Swiss Energy Basket der Bank Julius Bär: Das im September 2005 lancierte Produkt richtete sich an Anleger, die vom Boom der Stromkonzerne profitieren wollten, bei einem auf maximal zehn Prozent beschränkten Verlust. Die bisherige Performance von 38,9 Prozent lässt sich sehen.

Aushängeschilder
Anbieter Basiswert Valor Kapitalschutz Laufzeit Rendite*
ZKB Swiss Market Index 2 303 991 95% 14.10.05–14.10.08 14,8%
Goldman Sachs China 25 Index 2 532 114 100% 05.05.06–05.05.11 13,8%
Julius Bär Swiss Energy Basket 2 293 896 90% 30.09.05–30.09.08 38,9%
Goldman Sachs GSCI Energy Index 2 634 521 100% 11.08.06–13.08.12 –12,1%
Julius Bär SMI / mit Cap 2 928 303 95% 05.03.07–05.03.10 –2,3%
ABN Amro  Südafrika; JSE Top 40 2 884 164 95% 02.02.07–02.02.10 0,0%
ABN Amro Malaysia: KLCI 2 888 250 100% 12.02.07–12.02.10 –2,9%
Goldman Sachs Commodity Basket 2 875 874 85% 02.02.07–12.02.08 2,1%
(*) Rendite seit der Lancierung, per 8.3.2007

Allerdings: Auch Kapitalschutzprodukte sind nicht frei von Risiken. Vor allem gilt der Kapitalschutz nur für den Zeitpunkt der Rückzahlung, dazwischen kann es durchaus zu Verlusten kommen. Der grösstmögliche Kursrückgang wird durch den sogenannten Bondfloor vorgegeben. Das ist der aktuelle Wert der festverzinslichen Komponente. Bei Produkten mit einer langen Laufzeit von fünf oder mehr Jahren ist der Bondfloor deutlich tiefer. Hier sollte der Anleger genau prüfen, ob er dieses Risiko eingehen will.

Zur Illustration: Das Zertifikat von Goldman Sachs auf den GSCI-Energy-Index hat eine Laufzeit von sechs Jahren. Zwar beträgt der Kapitalschutz 100 Prozent. Trotzdem hat das Produkt seit der Lancierung im letzten August 12,1 Prozent an Wert verloren. Dass der Ölpreis in der gleichen Periode um ein Viertel nach unten sackte, bleibt für den Anleger, der sich primär gegen einen Kursverlust absichern wollte, ein schwacher Trost.

Ein weiterer Nachteil des erwähnten Produkts: Der Basiswert, der Index GSCI Energy, ist zu wenig diversifiziert. Die darin vertretenen Rohstoffe Rohöl, Heizöl, Benzin und Erdgas korrelieren in der Preisentwicklung stark zueinander. Als Basiswerte eignen sich jedoch breit diversifizierte Indizes, weil ihre Kurse weniger stark schwanken. Ist die Volatilität nämlich tief, sind die für das Kapitalschutzprodukt benötigten Call-Optionen billiger zu haben, was eine höhere Rendite ermöglicht. Ein wichtiger Faktor für die Performance ist überdies das Zinsniveau. Bei hohen Zinsen steht ebenfalls mehr Geld für Call-Optionen zur Verfügung.

Vor dem Kauf eines Derivats sollte man unbedingt einige grundsätzliche Fragen klären – dies gilt speziell für Kapitalschutzprodukte, bei denen die Sicherheit im Vordergrund steht: Zunächst ist die Kreditwürdigkeit des Emittenten zu prüfen. Im Gegensatz zu einem Fonds, bei dem die Anlagen in einem getrennten Sondervermögen geführt werden, trägt bei einem Derivat der Käufer das Gegenparteirisiko.

Ein weiterer Fallstrick: Bei manchen Derivaten existiert kein liquider Sekundärmarkt. Wer sein Kapitalschutzprodukt vor Ende der Laufzeit verkaufen will, ist darauf angewiesen, dass der Emittent jederzeit faire Kurse garantiert. Bei einer renommierten Bank kann der Anleger darauf vertrauen, dass sie für enge Geld-/Brief-Spannen (sogenannte Spreads) sorgt. Für Kapitalschutzprodukte gilt ein Spread von einem Prozent als Standard.
Zu berücksichtigen sind auch mögliche Währungsverluste. Notiert der Basiswert zum Beispiel in Dollars, so kann eine Abwertung – trotz Kapitalschutz – zu einer empfindlichen Einbusse führen. Bei manchen Derivaten existiert deshalb eine sogenannte Quantoversion mit Währungsabsicherung. Allerdings schmälert diese zusätzliche Sicherheit die Rendite.

Die Auswahl an Produkten ist immens. Dank dem Internet, zum Beispiel www.warrants.ch, kann der Privatanleger trotzdem ohne grossen Aufwand das für ihn Passende herausfiltern. Die BILANZ stellt an dieser Stelle ebenfalls einige interessante, vor kurzem lancierte Angebote vor (siehe Tabelle): Ein klassisches Profil hat das von der Bank Julius Bär und der Migros Bank emittierte Produkt auf den SMI mit einem Kapitalschutz von 95 Prozent, die Laufzeit beträgt drei Jahre. Eine Besonderheit allerdings ist der sogenannte Cap: Der Käufer begnügt sich am Ende mit einer maximalen Rendite von 27,5 Prozent, als Gegenleistung wird er bei einem moderaten Anstieg des SMI mit einer höheren Rendite entschädigt.

Zwei reizvolle Angebote für die Emerging Markets stammen von ABN Amro: Wer im Hinblick auf die Fussball-WM 2010 schon heute in Südafrika investieren will, kann auf ein Derivat mit 95-prozentigem Kapitalschutz setzen. Einen 100-prozentigen Schutz besitzt ein analoges Produkt für die Börse von Malaysia. An Rohstoffanleger richtet sich ein neues Produkt von Goldman Sachs: Der 85-prozentige Kapitalschutz setzt zwar eine etwas höhere Risikofähigkeit voraus, dafür lockt bei einer weiteren Hausse von Gold, Kupfer oder Weizen ein ansehnlicher Profit.