Der Staub hatte sich noch nicht gelegt über den Ruinen von Archegos Capital Management, da begannen Hedgefonds bereits, mit ihrem Geschäft zu den Banken zu gehen, die von dem Desaster unversehrt geblieben waren. Die Hoffnung: mit genauso viel Hebel weitermachen wie zuvor.

Viel Glück damit.

 

 

 

Nun kommen striktere Regeln

Hinter den Kulissen der Wall Street analysieren Banken bereits seit Wochen fieberhaft, warum gerade die Credit Suisse und Nomura  Milliardenverluste wegen Archegos gemacht haben.

Gründlichere Prüfungen und striktere Regeln beim Geschäft mit Hedgefonds werden erwogen. Niemand will der nächste sein, der Aktionären und Aufsichtsbehörden erklären muss, dass er aus Archegos nichts gelernt hat.

Manager kleinerer Hedgefonds, die nicht dieselbe Verhandlungsmacht wie die Dickschiffe im Handel haben, schimpfen bereits. Für sie wird es schwieriger werden, Geld für ihre Wetten bei Banken zu erhalten.

Die Banken schauen strenger hin

Die spezifischen Massnahmen dürften je nach Bank und Kunde unterschiedlich ausfallen und entwickeln sich derzeit noch. Aber die Richtung zeichnet sich ab: Die Kunden werden ihre grössten Wetten offenlegen und strengere Obergrenzen bei der Beleihung dieser Positionen akzeptieren müssen.

Die Banken werden häufiger die Sicherheiten anpassen und strengere Audits verlangen.

«Die Bankdesks werden mehr Due Diligence im Markt betreiben, und sie werden in manchen Fällen die Kunden direkt danach fragen», so Mike Edwards von Weiss Multi-Strategy Advisers, einem Hedgefonds mit 3 Milliarden Dollar unter Management.

Die CS fährt ihr Geschäft herunter

Die Credit Suisse zum Beispiel will ihr Geschäft mit Hedgefonds um etwa ein Drittel herunterfahren. Two Sigma, so mit der Situation vertraute Personen, wurde von den Schweizern bereits gebeten, ihr Engagement an einigen Stellen zu reduzieren und ein paar Milliarden Dollar woandershin umzuschichten.

Marshall Wace hatte bereits Geschäft weg von der Credit Suisse und hin zu US-Banken verschoben, so eine mit der Angelegenheit vertraute Person letzten Monat.

Zahlreiche Warnsignale

Im Nachhinein haben Prime Broker bei Archegos zahlreiche Warnsignale aufgedeckt. Doch wurden diese nicht von allen beachtet.

Dazu zählen die dramatischen Schwankungen des Portfolios oder die Vorliebe für Swaps anstatt Aktien, die verschleierte, wie konzentriert das Portfolio wirklich war. Auch hatte Archegos einen Wirtschaftsprüfer an Bord, der mit Fonds dieses Kalibers wenig Erfahrung hatte.

Angst vor weiteren Pleiten

Als Archegos grösser wurde, war die Reaktion gespalten: Die einen waren fasziniert, bei den anderen hiess es: Finger weg. Nun suchen Banker bei ihren anderen Hedgefonds-Kunden nach ähnlichen Mustern.

Einige werden wohl zum Gespräche zitiert werden bezüglich einer Anpassung der Geschäftsbedingungen.

Grosse Hedgefonds arbeiten oft mit mehreren Prime Brokern zusammen, manchmal sogar mit mehreren der Branchenriesen wie JPMorgan Chase, Goldman Sachs und Morgan Stanley und zusätzlich anderen wie Credit Suisse, um die Hebelwirkung bei machen Wetten noch zu erhöhen.

Doch die kleineren Investoren haben in der Regel nicht so viele Optionen. Auch wenn einige Banken wie Morgan Stanley Wert darauf legen, auch junge Fonds zu bedienen, sind die Bedingungen für kleinerer Fonds zumeist strenger.

Es weht ein rauerer Wind

Nach Archegos wird das nicht besser werden, sagten zwei Manager kleinerer Firmen. Eine umfangreiche Due Diligence kostet Zeit und Geld. Daher dürfte es künftig weniger mittelgrosse Prime Broker mit demselben Angebot wie noch vor einigen Monaten geben.

Die Fonds befürchten, die Stimmung bei den Banken ihnen gegenüber könnte umschlagen in «friss oder stirb».

Selbst grössere Firmen sind frustriert. In einem Brief an Investoren liess sich Marshall Wace-Mitbegründer Paul Marshall darüber aus, wie Archegos die Branche mit seinen undurchsichtigen Swaps vorgeführt hat.

Der Preis für das riskante Geschäft

«Die Prime Broker haben den Preis dafür bezahlt, dass sie so hohe Risiken eingegangen sind», schrieb er letzten Monat und tadelte sie, weil sie nicht genug Fragen gestellt hatten. «Sie werden besser werden.»

(bloomberg/mbü)