BILANZ: Wir erleben derzeit einen veritablen Absturz der Schweizer Aktien sowohl bei den Bluechips wie bei den Nebenwerten, und dies entgegen vielen Vorhersagen.
Thomas Funk: Ich würde nicht sagen «entgegen allen Voraussagen». Dass sich die Wirtschaft in den USA abschwächt, sah man sehr wohl kommen. Allgemein herrschte die Meinung vor, der Schweizer Markt sei von eher defensiven Titeln geprägt und werde daher besser als der Gesamtmarkt abschneiden.
Doch gerade den Schweizer Nebenwerten wurde viel Potenzial zugebilligt.
Schaut man sich die Marktentwicklung an, zeigt sich im Vergleich zu anderen Märkten eine nicht allzu schlechte Performance. Dem negativen Trend aus dem Ausland konnten sich die Nebenwerte allerdings auch nicht entziehen. Dazu kamen ein paar hausgemachte schlechte Nachrichten. Zum Beispiel konnten im medizinisch-technischen Bereich einige Unternehmen die Erwartungen knapp nicht erfüllen. Das wurde dann von der Börse sehr heftig quittiert. Dazu kommt, dass der Markt der Nebenwerte nicht sehr liquide ist. Sobald Geld aus diesem Bereich abfliesst, geht es sehr schnell nach unten.
Würden Sie die aktuelle Entwicklung als Crash in Raten bezeichnen?
Crash ist zum absoluten Modewort verkommen. Einen Crash in Raten gibt es gar nicht. Ein Crash ist ein kurzfristiges, heftiges Korrigieren der Märkte nach unten. Die Entwicklung, die wir derzeit an der Nasdaq sehen, ist ein klassischer Bärenmarkt: Schwierig an einer solchen Situation ist, dass die Anleger auf immer günstigere Kurse warten. Sie gehen davon aus, morgen günstiger als heute kaufen zu können. Im Kopf spielt sich im Grunde genommen das Gleiche ab wie in einer Deflation, in der sich die Konsumenten zurückhalten, weil sie wissen, dass sie sich ihren Kaufwunsch morgen günstiger erfüllen können.
Wie lässt sich diese Mentalität wieder in eine optimistischere Haltung verändern?
Damit die Märkte drehen, muss man die Bärenmentalität aus den Köpfen verbannen. Auslöser werden sicher nicht die Unternehmensgewinne sein. Denn die werden sich in den kommenden beiden Quartalen eher noch schlecht entwickeln. Zeichen der Erholung müssen vielmehr von der gesamtwirtschaftlichen Seite ausgehen. Günstig war es beispielsweise, dass das Konsumentenvertrauen in den USA über den Erwartungen lag. Ob es allerdings weiter in diese Richtung läuft, ist schwierig abzuschätzen – leider haben auch wir keine Kristallkugel.
Welche Voraussetzungen braucht es in der Schweiz für etwas mehr Optimismus?
Die hiesige Konjunktur ist nach wie vor relativ gut. Es herrscht eine tiefe Arbeitslosigkeit, und die Konsumenten denken positiv. Die Gefahren rühren eher von externen Problemen her. Die Schweizer Volkswirtschaft, die relativ offen ist, weist eine gewisse Anfälligkeit auf externe Schocks auf. So spielt im Schweizer Nebenwertemarkt die US-Entwicklung eben eine Rolle. Beispielsweise ist die Sarna-Kunststoffproduzentin mit ihrer jüngsten Übernahme in den USA entsprechend anfällig.
Den Aktienmärkten wird dank gesunkenen Zinsen bereits wieder Potenzial zugebilligt. Sehen Sie das ähnlich?
Grundsätzlich ja. Auf der anderen Seite sind technische Faktoren im Markt zu beachten und eben die psychologische Seite. Die Stimmung ist im Moment extrem schlecht, was ja eigentlich auf Aufwärtspotenzial hindeutet. Der Markt sollte jedoch zuerst definitiv bereinigt werden. Wichtig ist, dass die Phase kommt, in der die Leute effektiv aufgeben. Um das zu erkennen, muss man die Entwicklung der an der Börse gehandelten Volumen anschauen und deutliche Tagestaucher erleben. Es ist immer schwierig zu beurteilen, ob das derzeitige Kursniveau wieder einen Einstieg ratsam erscheinen lässt. Ich bin allerdings überzeugt, dass man derzeit gute Unternehmen zu teils günstigen Preisen kaufen kann, und da muss man zugreifen.
Da warten wir gespannt auf ein paar Beispiele.
In jüngster Zeit habe ich beispielsweise unsere Position des Labortechnik-Unternehmens Tecan aufgestockt. Disetronic finde ich wieder interessant. Gekauft habe ich trotz den vorhandenen Risiken auch Papiere von Logitech. Dabei handelt es sich um ein Unternehmen, das hervorragende Produkte herstellt und das entsprechend gut positioniert ist.
Im Dreijahresvergleich steht der Small-Stock-Fonds ganz an der Spitze der auf Schweizer Nebenwerte spezialisierten Fonds. Worin besteht Ihr Erfolgsrezept?
Was wir anders als die anderen machen, vermag ich nicht zu sagen, hingegen wie wir bei der Anlage der Gelder vorgehen. Wichtig ist für uns die langfristige Orientierung des Fonds. Im Zentrum steht das einzelne Unternehmen. Wir verfolgen eine Bottum-up-Strategie, analysieren die Firmen vor Ort. Daneben achten wir auf die Branche, also darauf, in welcher Phase des konjunkturellen Zyklus wir stehen. Da kann es sein, dass wir die Positionen zyklischer Titel mal etwas abbauen, oder wir konzentrieren uns in einer deutlichen Wachstumsphase eben auf Wachstumswerte.
Nochmals: Andere Nebenwertefonds machen das kaum anders. Warum sind Sie besser?
Wir konzentrieren uns in unserem Research- und Fondsmanagement auf die Schweiz und Europa. Wichtig ist zudem der mittel- bis langfristige Ansatz. Das ist entscheidend, um mit einem Nebenwertefonds Erfolg zu haben, auch wenn die kurzfristigen Trends einmal anders als erwünscht verlaufen.
Was bedeutet das für das Investment in einzelne Titel?
Wie lange wir einen Wert halten, ist für uns von untergeordneter Bedeutung. Man muss sich laufend neu orientieren, ob die Anlage interessant bleibt. Dazu spielt für uns der Einstandspreis keine Rolle in der Beurteilung. Wichtig ist vielmehr das Prosperieren des Unternehmens sowie das aktuelle allgemeine wirtschaftliche Umfeld.
Mit Ihren rund 45 verschiedenen Anlagepositionen aus einem Spektrum von etwa 250 Titeln ist es unmöglich, alle genauestens zu verfolgen.
Darunter finden sich einige strategisch wichtige Positionen, an denen nichts zu verändern ist. Die liegen dann auch mal drei Jahre lang im Portefeuille und haben sich teilweise über all die Zeit hinweg sehr gut entwickelt. Bei Firmen, deren Titel solche Unternehmen repräsentieren, muss ich auch nicht alle Tage unter der Türe stehen. Da genügt auch mal ein Blick in den Geschäftsbericht, um die Entwicklung der Firma abzuschätzen. Zudem ist der Fonds stark auf seine Toppositionen fokussiert.
Im Vergleich zu Ihrem Benchmark, dem Vontobel Small Cap Index, hat Ihr Fonds über die letzten Jahre gut abgeschnitten. Inwieweit engt Sie der Vergleich mit einem Index in Ihren Anlageentscheiden ein?
Wir haben ähnliche Abgrenzungen wie der Vontobel-Index bezüglich der Auswahl der Unternehmen. Investiert wird in Aktien, deren Anteil am Swiss Performance Index, gemessen an der Marktkapitalisierung, nicht mehr als 0,2 Prozent beträgt. Wir behalten dann allerdings auch Titel im Fonds, deren Gewicht auf Grund der Wertentwicklung über diesen Anteil hinaus wächst. Nur ist der Index nicht sehr bedeutsam für das eigentliche Fondsmanagement, da wir den erwähnten langfristig orientierten Bottum-up-Ansatz verfolgen.
Dennoch spielt die Konkurrenz unter gleichartigen Fonds, und sie alle messen sich am Index.
Der dauernde Blick auf den Index und die Konkurrenz kann effektiv sehr gefährlich werden. Scheue ich immer auf die Tabellen, um täglich meinen Stand abzulesen, so verengt sich der Blick auf eine rein kurzfristige Sicht. Und was ist schon ein bestimmter Monat, gemessen an einem ganzen Konjunkturzyklus? Auch wenn es für den einzelnen Anleger eine Rolle spielt, ob er in einem günstigen Moment eingestiegen ist. Eine gute Performance ist einfach nicht möglich, wenn man sich nur an den kurzfristigen Trends orientiert. Bei uns gibt es Tage, da läuft rein gar nichts.
Auf welches Research verlassen Sie sich in Ihrer eigenen Arbeit als Fondsmanager?
Was macht den Anlageerfolg aus? Das zu denken, was die anderen als Nächstes denken. So komme ich nicht umhin, das Research anderer zu studieren. Das nimmt einem auch viel Arbeit ab. Man muss gleichzeitig aber alles kritisch hinterfragen. Keinesfalls wird man sich eins zu eins auf reine Research-Berichte und Empfehlungen abstützen.
Finanzmarkttheoretiker weisen darauf hin, dass der Markt ohnehin schon über alle relevanten Informationen verfügt, dass es also gar nicht möglich ist, besser abzuschneiden.
Das ist richtig und keinesfalls nur reine Theorie. Aber der Nebenwertemarkt ist sicher weniger effizient als der breite Markt. Er wird zwar immer effizienter, beispielsweise weil es immer mehr entsprechende Fonds gibt. Abgesehen davon, dass man bankenseitig das Resarch zunehmend auf diese Bereiche ausrichtet.
Würden Sie so weit gehen zu sagen, für Bluechips wähle man Indexfonds und für Nebenwerte aktiv gemanagte Fonds?
Mit einem Bluechipfonds ist es sicher schwieriger einen Index zu schlagen. Aber schon einen SPI-Fonds können Sie nicht als reinen Indexfonds betreiben. Das ist vom Aufbau dieses Index nicht sinnvoll.
Wann eignet sich aus Ihrer Sicht ein Indexfonds?
Nur dann, wenn Sie wirklich wollen, dass sich Ihre Anlage wie der Markt entwickelt. Wobei Sie auch beim Indexfonds wegen der Gebühren noch etwas abgeben.
Gleichzeitig rentieren die aktiv gemanagten Fonds in vielen Fällen deutlich schlechter als der Vergleichsindex.
Zugegeben, wo das zutrifft, muss der Anleger einen Indexfonds wählen. Aber es gibt bei den Fonds immer mehr einen Trend zu spezialisierteren Angeboten, die auf ein bestimmtes Thema fokussieren. Das ist eine positive Entwicklung, und dabei entsteht für den Anleger ein Mehrwert.
Was unterscheidet Ihre Arbeit als Fondsmanager von jener des reinen Analysten?
Als Fondsmanager sind Sie eher ein so genannter Buy-Side-Analyst, während die anderen eher als Sell-Side-Analysten gelten. Ich positioniere mich ja im Marktumfeld und trete direkt als Käufer auf, während der reine Analyst in der Regel kein Geld in den Fingern hat, um direkte Anlageentscheide zu treffen. Der berät die Leute ja nur in Fragen der Geldanlage.
Wagen Sie eine Prognose für die Nebenwerte im laufenden Jahr?
Ich meine, im Moment bleibt es noch sehr wechselhaft. Aber das zweite Halbjahr wird besser werden. Vorausgesetzt, die wirtschaftliche Entwicklung stimmt, nicht nur weltweit, sondern auch in der Schweiz. Die Aussichten für ein positives Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr müssen sich wieder verbessern. Im Moment sind die Erwartungen in den Köpfen der Beteiligten immer noch pessimistisch. Wenn da mal der Boden sichtbar wird, wird sich das Nebenwertesegment deutlich erholen.
Bestehen Chancen, die Verluste des laufenden Jahres noch wettzumachen?
Die sind durchaus intakt. Das Chancen-Risiko-Verhältnis hat sich deutlich verbessert; die Chancen überwiegen. Wenn man die Attraktivität der Aktien in Bezug auf Obligationen beachtet, sind Erstere deutlich im Vorteil. Kurzfristig besteht nach wie vor die Gefahr eines weiteren Tauchers, der den Markt nochmals in die Knie zwingt. Und würde das Szenario einer globalen Rezession Wirklichkeit, bliebe das nicht ohne negative Auswirkungen auf den Bereich der Nebenwerte. Daran glaube ich im Moment aber nicht.
Thomas Funk: Ich würde nicht sagen «entgegen allen Voraussagen». Dass sich die Wirtschaft in den USA abschwächt, sah man sehr wohl kommen. Allgemein herrschte die Meinung vor, der Schweizer Markt sei von eher defensiven Titeln geprägt und werde daher besser als der Gesamtmarkt abschneiden.
Doch gerade den Schweizer Nebenwerten wurde viel Potenzial zugebilligt.
Schaut man sich die Marktentwicklung an, zeigt sich im Vergleich zu anderen Märkten eine nicht allzu schlechte Performance. Dem negativen Trend aus dem Ausland konnten sich die Nebenwerte allerdings auch nicht entziehen. Dazu kamen ein paar hausgemachte schlechte Nachrichten. Zum Beispiel konnten im medizinisch-technischen Bereich einige Unternehmen die Erwartungen knapp nicht erfüllen. Das wurde dann von der Börse sehr heftig quittiert. Dazu kommt, dass der Markt der Nebenwerte nicht sehr liquide ist. Sobald Geld aus diesem Bereich abfliesst, geht es sehr schnell nach unten.
Würden Sie die aktuelle Entwicklung als Crash in Raten bezeichnen?
Crash ist zum absoluten Modewort verkommen. Einen Crash in Raten gibt es gar nicht. Ein Crash ist ein kurzfristiges, heftiges Korrigieren der Märkte nach unten. Die Entwicklung, die wir derzeit an der Nasdaq sehen, ist ein klassischer Bärenmarkt: Schwierig an einer solchen Situation ist, dass die Anleger auf immer günstigere Kurse warten. Sie gehen davon aus, morgen günstiger als heute kaufen zu können. Im Kopf spielt sich im Grunde genommen das Gleiche ab wie in einer Deflation, in der sich die Konsumenten zurückhalten, weil sie wissen, dass sie sich ihren Kaufwunsch morgen günstiger erfüllen können.
Wie lässt sich diese Mentalität wieder in eine optimistischere Haltung verändern?
Damit die Märkte drehen, muss man die Bärenmentalität aus den Köpfen verbannen. Auslöser werden sicher nicht die Unternehmensgewinne sein. Denn die werden sich in den kommenden beiden Quartalen eher noch schlecht entwickeln. Zeichen der Erholung müssen vielmehr von der gesamtwirtschaftlichen Seite ausgehen. Günstig war es beispielsweise, dass das Konsumentenvertrauen in den USA über den Erwartungen lag. Ob es allerdings weiter in diese Richtung läuft, ist schwierig abzuschätzen – leider haben auch wir keine Kristallkugel.
Welche Voraussetzungen braucht es in der Schweiz für etwas mehr Optimismus?
Die hiesige Konjunktur ist nach wie vor relativ gut. Es herrscht eine tiefe Arbeitslosigkeit, und die Konsumenten denken positiv. Die Gefahren rühren eher von externen Problemen her. Die Schweizer Volkswirtschaft, die relativ offen ist, weist eine gewisse Anfälligkeit auf externe Schocks auf. So spielt im Schweizer Nebenwertemarkt die US-Entwicklung eben eine Rolle. Beispielsweise ist die Sarna-Kunststoffproduzentin mit ihrer jüngsten Übernahme in den USA entsprechend anfällig.
Den Aktienmärkten wird dank gesunkenen Zinsen bereits wieder Potenzial zugebilligt. Sehen Sie das ähnlich?
Grundsätzlich ja. Auf der anderen Seite sind technische Faktoren im Markt zu beachten und eben die psychologische Seite. Die Stimmung ist im Moment extrem schlecht, was ja eigentlich auf Aufwärtspotenzial hindeutet. Der Markt sollte jedoch zuerst definitiv bereinigt werden. Wichtig ist, dass die Phase kommt, in der die Leute effektiv aufgeben. Um das zu erkennen, muss man die Entwicklung der an der Börse gehandelten Volumen anschauen und deutliche Tagestaucher erleben. Es ist immer schwierig zu beurteilen, ob das derzeitige Kursniveau wieder einen Einstieg ratsam erscheinen lässt. Ich bin allerdings überzeugt, dass man derzeit gute Unternehmen zu teils günstigen Preisen kaufen kann, und da muss man zugreifen.
Da warten wir gespannt auf ein paar Beispiele.
In jüngster Zeit habe ich beispielsweise unsere Position des Labortechnik-Unternehmens Tecan aufgestockt. Disetronic finde ich wieder interessant. Gekauft habe ich trotz den vorhandenen Risiken auch Papiere von Logitech. Dabei handelt es sich um ein Unternehmen, das hervorragende Produkte herstellt und das entsprechend gut positioniert ist.
Im Dreijahresvergleich steht der Small-Stock-Fonds ganz an der Spitze der auf Schweizer Nebenwerte spezialisierten Fonds. Worin besteht Ihr Erfolgsrezept?
Was wir anders als die anderen machen, vermag ich nicht zu sagen, hingegen wie wir bei der Anlage der Gelder vorgehen. Wichtig ist für uns die langfristige Orientierung des Fonds. Im Zentrum steht das einzelne Unternehmen. Wir verfolgen eine Bottum-up-Strategie, analysieren die Firmen vor Ort. Daneben achten wir auf die Branche, also darauf, in welcher Phase des konjunkturellen Zyklus wir stehen. Da kann es sein, dass wir die Positionen zyklischer Titel mal etwas abbauen, oder wir konzentrieren uns in einer deutlichen Wachstumsphase eben auf Wachstumswerte.
Nochmals: Andere Nebenwertefonds machen das kaum anders. Warum sind Sie besser?
Wir konzentrieren uns in unserem Research- und Fondsmanagement auf die Schweiz und Europa. Wichtig ist zudem der mittel- bis langfristige Ansatz. Das ist entscheidend, um mit einem Nebenwertefonds Erfolg zu haben, auch wenn die kurzfristigen Trends einmal anders als erwünscht verlaufen.
Was bedeutet das für das Investment in einzelne Titel?
Wie lange wir einen Wert halten, ist für uns von untergeordneter Bedeutung. Man muss sich laufend neu orientieren, ob die Anlage interessant bleibt. Dazu spielt für uns der Einstandspreis keine Rolle in der Beurteilung. Wichtig ist vielmehr das Prosperieren des Unternehmens sowie das aktuelle allgemeine wirtschaftliche Umfeld.
Mit Ihren rund 45 verschiedenen Anlagepositionen aus einem Spektrum von etwa 250 Titeln ist es unmöglich, alle genauestens zu verfolgen.
Darunter finden sich einige strategisch wichtige Positionen, an denen nichts zu verändern ist. Die liegen dann auch mal drei Jahre lang im Portefeuille und haben sich teilweise über all die Zeit hinweg sehr gut entwickelt. Bei Firmen, deren Titel solche Unternehmen repräsentieren, muss ich auch nicht alle Tage unter der Türe stehen. Da genügt auch mal ein Blick in den Geschäftsbericht, um die Entwicklung der Firma abzuschätzen. Zudem ist der Fonds stark auf seine Toppositionen fokussiert.
Im Vergleich zu Ihrem Benchmark, dem Vontobel Small Cap Index, hat Ihr Fonds über die letzten Jahre gut abgeschnitten. Inwieweit engt Sie der Vergleich mit einem Index in Ihren Anlageentscheiden ein?
Wir haben ähnliche Abgrenzungen wie der Vontobel-Index bezüglich der Auswahl der Unternehmen. Investiert wird in Aktien, deren Anteil am Swiss Performance Index, gemessen an der Marktkapitalisierung, nicht mehr als 0,2 Prozent beträgt. Wir behalten dann allerdings auch Titel im Fonds, deren Gewicht auf Grund der Wertentwicklung über diesen Anteil hinaus wächst. Nur ist der Index nicht sehr bedeutsam für das eigentliche Fondsmanagement, da wir den erwähnten langfristig orientierten Bottum-up-Ansatz verfolgen.
Dennoch spielt die Konkurrenz unter gleichartigen Fonds, und sie alle messen sich am Index.
Der dauernde Blick auf den Index und die Konkurrenz kann effektiv sehr gefährlich werden. Scheue ich immer auf die Tabellen, um täglich meinen Stand abzulesen, so verengt sich der Blick auf eine rein kurzfristige Sicht. Und was ist schon ein bestimmter Monat, gemessen an einem ganzen Konjunkturzyklus? Auch wenn es für den einzelnen Anleger eine Rolle spielt, ob er in einem günstigen Moment eingestiegen ist. Eine gute Performance ist einfach nicht möglich, wenn man sich nur an den kurzfristigen Trends orientiert. Bei uns gibt es Tage, da läuft rein gar nichts.
Auf welches Research verlassen Sie sich in Ihrer eigenen Arbeit als Fondsmanager?
Was macht den Anlageerfolg aus? Das zu denken, was die anderen als Nächstes denken. So komme ich nicht umhin, das Research anderer zu studieren. Das nimmt einem auch viel Arbeit ab. Man muss gleichzeitig aber alles kritisch hinterfragen. Keinesfalls wird man sich eins zu eins auf reine Research-Berichte und Empfehlungen abstützen.
Finanzmarkttheoretiker weisen darauf hin, dass der Markt ohnehin schon über alle relevanten Informationen verfügt, dass es also gar nicht möglich ist, besser abzuschneiden.
Das ist richtig und keinesfalls nur reine Theorie. Aber der Nebenwertemarkt ist sicher weniger effizient als der breite Markt. Er wird zwar immer effizienter, beispielsweise weil es immer mehr entsprechende Fonds gibt. Abgesehen davon, dass man bankenseitig das Resarch zunehmend auf diese Bereiche ausrichtet.
Würden Sie so weit gehen zu sagen, für Bluechips wähle man Indexfonds und für Nebenwerte aktiv gemanagte Fonds?
Mit einem Bluechipfonds ist es sicher schwieriger einen Index zu schlagen. Aber schon einen SPI-Fonds können Sie nicht als reinen Indexfonds betreiben. Das ist vom Aufbau dieses Index nicht sinnvoll.
Wann eignet sich aus Ihrer Sicht ein Indexfonds?
Nur dann, wenn Sie wirklich wollen, dass sich Ihre Anlage wie der Markt entwickelt. Wobei Sie auch beim Indexfonds wegen der Gebühren noch etwas abgeben.
Gleichzeitig rentieren die aktiv gemanagten Fonds in vielen Fällen deutlich schlechter als der Vergleichsindex.
Zugegeben, wo das zutrifft, muss der Anleger einen Indexfonds wählen. Aber es gibt bei den Fonds immer mehr einen Trend zu spezialisierteren Angeboten, die auf ein bestimmtes Thema fokussieren. Das ist eine positive Entwicklung, und dabei entsteht für den Anleger ein Mehrwert.
Was unterscheidet Ihre Arbeit als Fondsmanager von jener des reinen Analysten?
Als Fondsmanager sind Sie eher ein so genannter Buy-Side-Analyst, während die anderen eher als Sell-Side-Analysten gelten. Ich positioniere mich ja im Marktumfeld und trete direkt als Käufer auf, während der reine Analyst in der Regel kein Geld in den Fingern hat, um direkte Anlageentscheide zu treffen. Der berät die Leute ja nur in Fragen der Geldanlage.
Wagen Sie eine Prognose für die Nebenwerte im laufenden Jahr?
Ich meine, im Moment bleibt es noch sehr wechselhaft. Aber das zweite Halbjahr wird besser werden. Vorausgesetzt, die wirtschaftliche Entwicklung stimmt, nicht nur weltweit, sondern auch in der Schweiz. Die Aussichten für ein positives Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr müssen sich wieder verbessern. Im Moment sind die Erwartungen in den Köpfen der Beteiligten immer noch pessimistisch. Wenn da mal der Boden sichtbar wird, wird sich das Nebenwertesegment deutlich erholen.
Bestehen Chancen, die Verluste des laufenden Jahres noch wettzumachen?
Die sind durchaus intakt. Das Chancen-Risiko-Verhältnis hat sich deutlich verbessert; die Chancen überwiegen. Wenn man die Attraktivität der Aktien in Bezug auf Obligationen beachtet, sind Erstere deutlich im Vorteil. Kurzfristig besteht nach wie vor die Gefahr eines weiteren Tauchers, der den Markt nochmals in die Knie zwingt. Und würde das Szenario einer globalen Rezession Wirklichkeit, bliebe das nicht ohne negative Auswirkungen auf den Bereich der Nebenwerte. Daran glaube ich im Moment aber nicht.
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