Die Solarbranche schwächelt seit Jahren, trotzdem kam die Nachricht einigermassen überraschend: Solarworld ist pleite. Mitte Mai meldete der Bonner Solarmodulhersteller Insolvenz an. Zwar soll die Arbeit zunächst weitergehen, Anleger reagierten auf die Nachricht aber entsetzt: der Kurs der Aktie rauschte schlagartig abwärts. Damit hat der Kurs seit seinem Hoch vor zehn Jahren 99,98 Prozent verloren. Das ist nah am Totalverlust.

Die Pleite lässt viele Anleger grundsätzlich daran zweifeln, ob Investments in die Solarbranche eine gute Sache sind. Das ist nachvollziehbar: Denn mit der Pleite reiht Solarworld sich in die Kette anderer Sonnenstromunternehmen ein, die in den vergangenen Jahren Insolvenz angemeldet haben – darunter Centrotherm, Global Solar Energy, Photon und Q-Cells, das mittlerweile vom südkoreanischen Konzern Hanwha übernommen wurde.

Einst waren 16 deutsche Unternehmen an der Börse kotiert, die ganz oder zu einem grossen Teil in der Solarbranche aktiv waren. Die traurige Bilanz: Zwölf der Firmen gingen pleite, nur die Hälfte der Aktien ist noch am Markt, ungefähr die Hälfte der Unternehmen ist ganz oder teilweise liquidiert worden.

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Nichts für risikoscheue Anleger

Solaraktien sind für risikoscheue Anleger kein empfehlenswertes Investment. Vielen Unternehmen geht es nicht besonders gut, auch wenn sie der Insolvenz bislang entronnen sind. Ihre Titel haben in den vergangenen Monaten zum Teil massiv an Wert verloren: Für Phoenix Solar aus München etwa ging es im zurückliegenden Jahr um 25 Prozent abwärts, SMA Solar verlor im gleichen Zeitraum sogar 50 Prozent. Es sind nicht nur deutsche Solaraktien unter die Räder gekommen. Canadian Solar, ein kanadischer Solarmodulhersteller, büsste im vergangenen Jahr ebenso 26 Prozent an Wert ein. Wohin man auch schaut: Die Solarbranche scheint nur Pleiten, Pech und Pannen zu bieten.

Und Probleme. Die gab es zuletzt vor allem in China. Dort hat die Regierung die Förderung von Solarstrom und Solaranlagen stark gekürzt. Daraufhin drängten viele chinesische Solarfirmen mit ihren Produkten auf ausländische Märkte, um Produktionskapazitäten auszulasten. Chinesische Anbieter verkaufen ihre Ware deutlich billiger als andere Unternehmen. Das liess die Preise am Solar-Weltmarkt sinken und in der Folge auch die Erträge vieler Solarunternehmen. Zuletzt haben die Preise sich zwar etwas stabilisiert, China dürfte nach Einschätzung von Marktbeobachtern aber ein Unsicherheitsfaktor bleiben.

Auch positive Entwicklungen

Trotz allem gibt es positive Entwicklungen. Insgesamt wächst der Solarmarkt nämlich – die Photovoltaik ist nicht mehr aufzuhalten. Bis zum Jahr 2025 wird sich die weltweit installierte Sonnenstromleistung fast verdreifachen, prognostizieren die Analysten von Global Data aus London. Für die nächsten Jahre bedeutet das ein jährliches Wachstum von durchschnittlich 13,1 Prozent.

Der chinesische Markt wird dabei weiterhin am schnellsten und stärksten wachsen, auch in anderen Schwellenländern steigt die Nachfrage nach Solarstrom. Europa bleibt der grösste Wackelkandidat. Anleger sollten nun jedoch auch nicht blindlings auf chinesische Solarunternehmen setzen: Ob und wie die Regierung der Volksrepublik Solarunternehmen künftig wieder fördern wird, ist nämlich unklar.

Kleine Auswahl

Die Auswahl an aussichtsreichen Aktien ist relativ klein: Analysten bescheinigen etwa Siltronic gute Wachstumschancen. Das Unternehmen wurde im Jahr 2015 von Wacker-Chemie abgespalten. Im vergangenen Jahr stieg der Kurs um satte 408 Prozent – und es dürfte noch weiter aufwärts gehen. Weniger furios, aber immerhin positiv hat sich zuletzt auch der Aktienkurs des US-Solarkonzerns Nextera entwickelt: Er stieg in den vergangenen zwölf Monaten um elf Prozent. Auch Canadian Solar trauen Analysten nach den Kursabstürzen der Vergangenheit wieder Aufwärtspotenzial zu.

Es gibt also Anlagechancen in der Solarwelt. Investoren müssen beim Kauf aber sehr genau hinsehen und sollten in jedem Fall nur wenige Solarvaloren ins Portfolio nehmen. Die Solarworld-Insolvenz dürfte nicht die letzte Pleite in der Branche gewesen sein.

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