Mitarbeiter erbringen in einer angenehmen Arbeitsatmosphäre besonders gute Leistungen. Das ist nicht nur eine Theorie aus dem Handbuch für Personalwesen. Einen Beweis dafür liefert zumindest die Firma Braun, von Wyss und Müller. Seit sieben Jahren managen die Vermögensverwalter den Classic Global Equity Fund und stellen seither ihre Konkurrenten in den Schatten. Und dass die Stimmung bei Braun, von Wyss und Müller besonders harmonisch ist, merkt man schnell.
Im Grossraumbüro in Zürich Enge sitzen vier Finanzanalysten und die Fondsmanager Thomas Braun und Georg von Wyss an ihren Monitoren und beobachten die Entwicklungen an den internationalen Aktienmärkten, immer auf der Suche nach unterbewerteten Titeln. Denn investiert wird streng nach dem Value-Ansatz.
«Wir verhalten uns antizyklisch und legen konsequent diejenigen Aktien in unser Körbchen, bei denen wir das Gefühl haben, sie seien unterbewertet. Die werden dann geduldig so lange gehalten, bis die Börse den inneren Wert wieder reflektiert», erklärt Braun, der seit über zwanzig Jahren als Portfoliomanager und Finanzanalyst tätig ist. Dieser Investmentansatz macht den Classic Global Equity Fund zu einem der erfolgreichsten und berühmtesten Value-Fonds der Schweiz.
Wer vor fünf Jahre sein Geld den beiden Vermögensverwaltern aus Zürich anvertraute, der kann sich heute über ein Plus von fast 15 Prozent freuen, obwohl es an den Aktienmärkten in den vergangenen Jahren ganz und gar nicht rosig zuging. Auch aus der Drei-Jahres-Sicht schneidet der Fonds besser ab als alle anderen 211 in der Schweiz zugelassenen Weltaktienfonds.
Eine herausragende Leistung, die zum grossen Teil auf das konsequente Anwenden des Value-Ansatzes zurückzuführen ist. Bei dieser Anlagestrategie werden nur so genannte Substanzaktien ins Depot gelegt. Dabei handelt es sich um Titel, bei denen der Börsenwert erheblich tiefer als der Unternehmenswert ist. Die schlechte Bewertung, die solche Aktien von den Börsen erhalten, rührt zum Beispiel daher, dass die Erwartungen für die Zukunft tief sind. Manchmal ist der niedrige Kurs sogar ein Zeichen dafür, dass die Unternehmung Probleme hat. Doch wie der Name schon sagt, handelt es sich um Aktien mit Substanz. Um diese zu erkennen, versuchen Finanzanalysten den inneren Wert des Unternehmens zu ermitteln. Dieser Wert entspricht dem Preis, der für die Firma gezahlt würde, wenn sie zu 100 Prozent gekauft würde.
Allerdings kann es eine Weile dauern, bis unterbewertete Aktien an der Börse wieder fair bewertet werden. «Das ist der Preis des Value-Investing», sagt Georg von Wyss, der einige Zeit für einen amerikanischen Fondsanbieter gearbeitet hat, «solche Aktien können über Jahre eine Underperformance bringen. Man muss bereit sein, das in Kauf zu nehmen, um dann langfristig viel Geld zu verdienen.» Der Classic Global Equity Fund richtet sich daher an langfristig orientierte Investoren. «Wir haben viele Anleger, die den Ansatz verstehen und auch daran glauben. In Phasen einer relativen Underperformance reiben die sich die Hände, weil sie diese Situation als Kaufgelegenheit nutzen», sagt Braun.
Zwar gibt es lange Phasen, in denen Wachstumsaktien besser abschneiden als Value-Titel, aber Studien belegen, dass auf lange Sicht Substanzwerte erfolgreicher sind. Wachstumsaktien sind oft teurer bewertet, denn an sie richten sich hohe Erwartungen. Es handelt sich um populäre Firmen, die ein positives Sentiment haben und denen eine Erfolgsgeschichte zugeschrieben wird. Für diese Growth-Aktien wird ein starkes Wachstum auf hohem Niveau prognostiziert. Hohe Erwartungen können aber auch zu grossen Enttäuschungen führen. Substanztitel, die eher schlechte Schlagzeilen machen, können dagegen positiv überraschen.
Doch es ist nicht nur der substanzorientierte Ansatz, der den Fonds der Firma Braun, von Wyss und Müller so erfolgreich macht. «Die Unabhängigkeit von der Benchmark ist vielleicht das Geheimnis unserer Erfolges», merkt Georg von Wyss an. In der Fondsindustrie ist es weit verbreitet, dass sich Fondsmanager an einem Vergleichsindex orientieren und bei der Gewichtung der einzelnen Titel diesen Index als Massstab heranziehen – nicht so beim Classic Global Equity Fund.
«Unser Portefeuille ist überhaupt nicht am Index orientiert. Das geht so weit, dass wir nicht einmal wissen, was im Index überhaupt enthalten ist», erklärt Thomas Braun. Die beiden Manager verfolgen einen reinen Stock-Picking-Ansatz. Quoten für Regionen oder Branchen gibt es nicht. «Wir kaufen einzelne Firmen, Länder schauen wir uns nicht an», so von Wyss. Die Jagdgründe sind im Wesentlichen Westeuropa und Nordamerika.
Die Freiheit zu haben, völlig unabhängige Anlageentscheidungen zu treffen, war auch einer der Gründe dafür, weshalb Thomas Braun und Georg von Wyss sich vor rund sieben Jahre selbstständig machten. «Wir haben sehr wenig Strukturen. Zudem sind wir keinen Vorgesetzten, sondern nur unseren Kunden gegenüber verantwortlich», sagt Braun. Auch in Bezug auf die Mitarbeiterstrukturen lautet das Motto bei Braun, von Wyss und Müller: «Weniger ist mehr.» Daher planen die Unternehmensgründer auch nicht, weiterzuwachsen. Im Mittelpunkt soll das gemeinsame Ziel einer guten Performance stehen. Und das soll nicht durch komplizierte Strukturen und Hierarchien in den Hintergrund geraten. «Wir sind Portfoliomanager, nicht Manager», fasst Braun zusammen.
Nicht Portfoliomanager, sondern Priester wäre Andrew Green, der Manager des GAM International Growth Fund beinahe geworden. Zahlreiche Anleger sind ihm dankbar, dass er sich doch für Ersteres entschieden hat. Denn mit seinem globalen Aktienfonds erzielt der Engländer grandiose Wertzuwächse und schneidet deutlich besser ab als die anderen Fonds in seiner Kategorie. Green managt den Fonds nun seit zwanzig Jahren und kann voller Stolz auf ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 15 Prozent zurückschauen. Aus Sicht von einem und drei Jahren belegt der Aktienfonds Platz drei und aus Fünf-Jahres-Sicht sogar Rang zwei in einer Fondsklasse, in der er sich gegen mehr als 200 Konkurrenzprodukte durchsetzen muss. Im laufenden Jahr liegt der Fonds bereits mit 7,5 Prozent im Plus.
Anders als der Name erwarten lässt, handelt es sich beim International Growth Fund nicht um einen Wachstumsfonds. Green verfolgt einen so genannten Contrarian-Ansatz. Das heisst, er bewegt sich stets gegen den allgemeinen Trend. Das ist weder eine Wachstums- noch eine Substanzstrategie. Der Fondsmanager macht um modische Aktien oder Sektoren einen grossen Bogen. Auch dem Vergleichsindex oder anderen Branchengewichtungen schenkt er keine Beachtung. Andrew Green, der die Presse meidet wie eine Plage, ist bekannt für seine oft überraschenden Investmententscheidungen. Er sucht Länder, Branchen und Titel, die von den meisten Anlegern nicht beachtet oder sogar gemieden werden. «Ich setze frühzeitig auf Werte mit einem extrem negativen Sentiment, bei denen jedoch ein Katalysator für eine positive Veränderung vorliegt», erklärt Green seinen Investmentansatz. Zudem bevorzugt er Unternehmen, die organisch wachsen, gegenüber solchen, die sich durch Akquisitionen oder Kapitalerhöhungen vergrössern.
Bei der Auswahl der einzelnen Aktien gehen Green und sein dreiköpfiges Team in zwei Schritten vor. Im ersten Schritt findet im Rahmen einer Top-down-Analyse des volkswirtschaftlichen Umfelds eine Eingrenzung des Aktienuniversums statt. Dabei werden die Kurs- und Ertragsentwicklungen untersucht, anhand deren sich das Team eine Meinung bildet, ob die meisten negativen Faktoren im Kurs bereits reflektiert werden. Ansonsten drohen dem Titel weitere Kursstürze. Im zweiten Schritt werden dann diejenigen Aktien ausgewählt, bei denen auf Grund substanzieller Veränderungen eine Neubewertung ansteht, beispielsweise weil Verlust bringende Bereiche veräussert werden.
Green, der vor seiner Tätigkeit bei GAM Senior-Fondsmanager bei dem Brokerhaus Kitcat & Aitken war, rechnet damit, dass die Aktienmärkte bis zum Jahresende zu einer kräftigen Rallye ansetzen werden. Neben den Märkten Japan und Kanada ist Green in Grossbritannien und Deutschland übergewichtet. Den US-Markt hat der Fondsmanager dagegen untergewichtet. Green geht davon aus, dass die internationalen Aktienmärkte eine Basis anstreben, die durch eine attraktive, hohe Dividendenrendite gekennzeichnet ist.
«In Grossbritannien etwa lassen sich mittlerweile verhältnismässig leicht Blue Chips ausfindig machen, die eine Dividendenrendite von vier bis fünf Prozent aufweisen», hat der Portfoliomanager Green beobachtet. Er geht davon aus, dass auf Grund des gesunkenen Anlegervertrauens Large Caps in einem anziehenden Markt die Führung übernehmen werden. Um sich gegen kurzzeitige, scharfe Preissteigerungen bei Rohöl abzusichern, sind Öltitel im GAM International Growth Fund übergewichtet. «Sie dienen als eine Art Versicherungspolice, falls der steigende Ölpreis die Inflation beleben und die Weltwirtschaft abschwächen sollte», fügt Green in einer E-Mail hinzu, denn für Gespräche mit der Presse nimmt er sich keine Zeit – er will sich ganz auf die Arbeit für den Fonds konzentrieren.
Weniger pressescheu gibt sich Mark Breedon. Seit fast einem Jahr managt er den Investec Global Strategic Value Fund, ebenfalls ein Fonds, der mit einer Value-Strategie grandiose Erfolge erzielt. Kontinuierlich schaffte es der Fonds seit Jahren unter die top ten der Weltaktienfonds. Mit einem Plus von über 18 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten lässt er den Vergleichsindex weit hinter sich. Es verwundert ein wenig, dass dieser globale Aktienfonds stets so erfolgreich war, obwohl seit seiner Gründung im Juni 1984 bereits drei verschiedene Fondsmanager mit dessen Leitung betraut waren.
An der Erfolgsstrategie hielten jedoch alle Manager fest. Neben Werthaltigkeit setzt der Fonds auf Unternehmen, die sich in einer Phase der Umstrukturierung befinden und bei denen das Wachstumspotenzial dieser Veränderungen noch nicht vom Aktienkurs reflektiert wird. «Diese Metamorphosen können Besitzerwechsel, Privatisierungen oder Reorganisationen jeder Art sein», sagt Mark Breedon. Bei der Auswahl der Titel wird jedes einzelne Unternehmen individuell betrachtet. «Wir verfolgen keinen Top-down-Ansatz, schauen uns also keine einzelnen Länder an», erklärt Breedon. Alle 80 Titel im Portfolio sind handverlesen und individuell bewertet worden. Das Team aus zwei Portfoliomanagern und sechs Finanzanalysten prüft die Unternehmen in vier Stufen. Zunächst wird die Rate of Return, die erwartete Rendite, ermittelt. Im zweiten Schritt wird die Werthaltigkeit mit Hilfe des Cashflow überprüft. Dann wird untersucht, ob es Unregelmässigkeiten oder Veränderungen bei der Rechnungslegung gab. Schliesslich werden noch charttechnische Aspekte geprüft. «Die Kombination muss stimmen. Daher besuchen wir auch keine Unternehmen. Wir verlassen uns auf unsere Analysen», sagt Breedon, der Volkswirtschaft studiert hat. Vor seiner Anstellung beim britisch-südafrikanischen Fondsanbieter Investec war der Engländer im Vorstand der Firma Alliance Capital tätig und für verschiedene internationale Aktienfonds verantwortlich. Auch Breedon führt die gute Entwicklung seines Fonds auf die Unabhängigkeit zurück, die er bei der Zusammenstellung der Portefeuilles geniesst. «Andere Firmen bekommen strikte Auflagen, einem Index zu folgen. Daher entgehen ihnen die tatsächlich interessanten Titel», kritisiert Breedon.
Vielleicht liegt darin der Schlüssel zum Erfolg. Die wenigsten Aktienfonds schaffen es, über längere Zeiträume besser abzuschneiden als der Vergleichsindex. Das aktive Management tritt in den Hintergrund, und die Arbeit des Fondsmanagers beschränkt sich mehr und mehr darauf, einen Index nachzubauen. Wie erfolgreich man sein kann, wenn man an Stelle dieses Benchmarkings auf eigene Strategien und Auswahlverfahren setzt, zeigen die Weltaktienfonds von Braun, von Wyss und Müller, GAM und Investec.