Ideal wäre einer langfristigen Anlagestrategie nach das konsequente Ignorieren und Aussitzen der Achterbahn der Coronakrise. Denn obwohl die globalen Aktienmärkte von Mitte Februar bis Ende März um mehr als 30 Prozent eingebrochen sind, haben sich diese aufgrund der starken Rally danach insgesamt kaum verändert. Einige Indizes konnten im Zuge dieser Erholung sogar neue Höchststände verzeichnen.

Robert Koch ist Senior Portfolio Manager im Bereich Absolute Return/Multi Asset bei Fisch Asset Management in Zürich.

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Natürlich wäre es möglich gewesen, die globale Ausbreitung des Coronavirus und den Einfluss auf die Finanzmärkte vorherzusehen und sich entsprechend zu positionieren. Man hätte zu den Höchstständen im Februar verkauft und die tiefen Kurse im März wieder zum Einstieg genutzt. Und doch werden es nur die wenigsten genauso gemacht haben.

Denn wie die Statistik zeigt, obwohl die Vorstellung von «sell high & buy low» naturgemäss verlockend klingt, fallen bei Privatanlegern die langfristig erzielten Renditen von Market-Timing in den meisten Fällen deutlich geringer aus als bei einer klassischen «Buy&Hold-Strategie».

Das Problem ist jedoch, auch eine «Buy&Hold-Strategie» setzt einen oder mehrere Einstiegszeitpunkte voraus, welche ebenfalls mit der Angst vor falschem Timing verbunden sein kann. Auch ein bisschen Mut braucht es, Nägel mit Köpfen zu machen, und einen Einstiegszeitpunkt zu wählen. So kann zum «richtigen» Zeitpunkt die psychologische Hürde durch Unsicherheit sehr hoch sein.

Bester Einstiegszeitpunkt: gestern – aber Sie haben Glück, der Zweitbeste ist heute!

Bei einer Buy&Hold-Strategie geht es letztendlich darum, die inhärente Risikoprämie einer Anlageklasse langfristig für sich zu vereinnahmen. «Time in the market» ist somit wichtiger als «timing the market». Denn diese Risikoprämien sind dafür verantwortlich, dass risikobehaftete Anlageklassen über die Zeit an Wert zulegen.

Aus diesem Grund spielt auch Diversifikation so eine wichtige Rolle: Risikoprämien mehrerer Anlageklassen bei Minimierung der Schwankungsbreite. Weisen Anlageklassen also im Idealfall eine gegenläufige Entwicklung (Korrelation) auf, kann durch Kombination (Diversifikation) die Schwankungsbreite (Risiko) reduziert werden, ohne aber auf die Prämien verzichten zu müssen.

Rohstoffe weder Zins noch Dividende

Obwohl dies als recht logisch erscheint, gibt es bei der praktischen Umsetzung einiges zu beachten. Zum Beispiel zahlen Rohstoffe weder Zins noch Dividende. Auch preist ein effizienter Markt Lagerkosten ein. Das drückt auf den Erwartungswert einer Rohstoffallokation, da man für das Halten dieser Anlageklasse, langfristig gesehen, sehr wenig bis keinerlei Entschädigung bekommt.

Dadurch entstehen Opportunitätskosten für den Anleger, da er anstelle von Rohstoffen wirksamere Diversifikatoren einsetzen könnte, die zusätzlich eine Entschädigung bieten. Ein weiteres Problem stellen nicht stabile Korrelationen dar. Anlageklassen können zwar langfristig wenig korreliert erscheinen, sich jedoch insbesondere in Stressphasen häufig in die gleiche Richtung bewegen.

Je diversifizierter die Risikofaktoren und je höher die Erwartungswerte, desto besser entwickelt sich das Portfolio und desto stabiler ist es. Dabei stehen nicht hohe, sondern konstante Renditen im Vordergrund, denn je niedriger die Verluste, desto mehr erhält der Anleger am Ende.

Aufwändige Suche nach der passenden Lösung

Diese Überlegungen verfolgen typischerweise auch Absolute-Return-Produkte auf Multi-Asset-Basis – da diese flexibel anlegen, stellt die Zielsetzung und Risikotragfähigkeit des Anlegers die Grundlage der Produktauswahl dar. Die Produktlandschaft ist ebenfalls heterogen, da es an einer einheitlichen Definition von Absolute Return mangelt.

Viele Anleger versuchen, ihre Asset Allocation selbst in die Hand zu nehmen: sie scheuen den Aufwand für die Suche nach dem für sie passenden Anbieter bzw. der für sie geeigneten Strategie. Auch weil leicht Äpfel mit Birnen verglichen werden.

Nur eine attraktive Performance über einen begrenzten Zeitraum allein sollte kein Selektionskriterium sein. Der Manager könnte schliesslich einfach Glück bei der Auswahl seiner Beta-Faktoren gehabt haben unter Vernachlässigung potenzieller Risikofaktoren.

Nachfrage nach Multi-Asset-Lösungen boomt

Obwohl sich der Wert einer professionellen Asset Allocation in der Krise erneut klar gezeigt hat, zeigte der Nachfragetrend in Zeiten von Null- und Negativzinsen bereits vorher steil nach oben. Bei all diesen Szenarien sind Flexibilität und Agilität wichtige Erfolgskomponenten.

Sinnvollerweise sollte der Absolute-Return-Manager also genügend Freiraum haben, um in unterschiedlichen Marktphasen positive Renditen generieren zu können. Mit derartigen, aktiv gemanagten Allokationen können Anleger somit die Gesamtperformance ihrer traditionellen Portfolios in schwierigen Zeiten stabilisieren, die früher oder später wiederkommen werden.