Das Damoklesschwert über Valora ist weg: Die Kioskbetreiberin gewinnt die Ausschreibung der SBB-Standorte und erhält den Zuschlag für 262 Kiosk- und Convenience-Flächen an Schweizer Bahnhöfen. Aktionäre von Valora dürfen nun wieder hoffen. In den letzten zwölf Monaten hat der Titel rund einen Viertel des Wertes verloren.
Regelrecht abgestürzt waren die Papiere im zweiten Halbjahr 2018. Als bekannt wurde, dass die SBB die Verkaufsflächen ausschreiben lassen und etwa Coop sein Interesse anmeldete, fiel die Aktie von einem Kurs von rund 330 Franken um 33 Prozent.
Welchen Anteil die Bahnhofsläden an Valoras Gesamtumsatz ausmachen, gibt die Gruppe mit Ladenformaten wie K Kiosk, Avec, Press&Books, Spettacolo und Brezelkönig nicht bekannt. Die Ladenflächen in den Bahnhöfen dürften aber die wichtigsten Umsatztreiber sein. Schätzungen von Analysten gehen von einem Fünftel des Umsatzes aus.
Party wird gebremst
Nun, da Coop leer ausgeht, bekommt die Valora-Aktie Aufwind. Sie schoss am Donnerstag kurzzeitig über 10 Prozent hoch und pendelte sich bei plus 6 Prozent und 260 Franken ein. Dennoch wird die Party etwas getrübt.
Schuld daran sind die höheren Mietkosten für die Kioskflächen ab 2021, wenn der neue Vertrag in Kraft tritt. Zudem kommen in den nächsten Jahren Kosten in der Höhe von 60 Millionen Franken für den Aufbau neuer Filialen und den Umbau von bestehenden hinzu. Die Analysten von Baader Helvea geben deshalb eine Verkaufsempfehlung ab.
Positiver gestimmt sind die Analysten der ZKB: «Dass Valora sämtliche ausgeschriebenen SBB-Standorte gewonnen hat, werten wir als sehr gute Neuigkeiten. Die damit zusammenhängenden Investitionen und die leicht reduzierte Guidance für 2019 werden insgesamt mehr als aufgewogen.»
Deshalb dürfte die Aktie steigen
Auch wenn nun keine hohen Kurssprünge in nächster Zeit zu erwarten sind, hat die Aktie auf längere Frist Potenzial. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 ist sie im Branchenvergleich relativ preiswert. Zudem versicherte Valora-Chef Michael Mueller an der heutigen Telefonkonferenz, dass die Dividende auch künftig bei 12.50 Franken bleiben wird. Die Dividendenrendite liegt derzeit bei vergleichsweise hohen 4,8 Prozent.
Für Valora spricht zudem, dass sie ihre wichtigen Bahnhofsstandorte gar um 31 Filialen ausbauen können. Mueller geht davon aus, dass in der Bevölkerung die Mobilität steigt und der Trend zu Convenience-Produkten weiter zunimmt. Valora rechnet mit einem Umsatzanstieg von bis zu 5 Prozent. Helfen sollen dabei neue Formate.
Bis 2020 baut der Konzern seine Kioske um. Der Fokus wird von Zeitungen und Zeitschriften auf mehr Food und Frischprodukte verschoben. Zudem soll das Angebot an Dienstleistungen wie die Auf- und Abgabe von Paketen, digitalen Bezahlmöglichkeiten oder ausleihbaren Powerbanks fürs Smartphone zunehmen.
Um für die digitale Zukunft gerüstet zu sein, pusht Valora kassenlose Läden wie die Avec Box und die K Kiosk Box. Die Vorteile: Tiefere Personalkosten und Shopping rund um die Uhr. Während Kunden in der Avec Box mittels App einkaufen, soll bei der Kiosk Box der Einkauf über Kameras und Sensoren erfasst und automatisch abgerechnet werden. Der erste Kiosk mit Auto-Checkout-Technologie soll noch 2019 eröffnet werden.
Die Frage ist nur: Droht Valora 2030, wenn der Zehnjahresvertrag abläuft, eine erneute Ausschreibung der Bahnhofsflächen? Auf Anfrage heisst es bei den SBB, man behalte sich vor, die Verträge erneut auszuschreiben.