Zinssenkungen, grosse Ankündigungen der Politik, Ratschläge von Ökonomen, «Bazookas»: Noch wirkt das wenig. An den amerikanischen Börsen setzte sich der Absturz am Donnerstag fort, S&P 500 wie Dow-Jones-Index verloren über 6 Prozent. Die Agentur «Bloomberg» bemerkte dazu, dass damit alle Gewinne seit der Inauguration von Donald Trump als Präsident ausradiert sind.

Zuvor hatten auch in der Schweiz – nach einer Erholung am Vortag – wieder Verkäufswellen eingesetzt, bis Börsenschluss sank der SMI um 2,2 Prozent auf 8304 Punkte.

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Experten erklärten, offenbar erwarteten Investoren eine Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen.

Baubranche verliert

Bei Unternehmen, die stark von der Konjunktur abhängig sind, brachen die Kurse am deutlichsten ein. Der Zementriese LafargeHolcim verlor weitere 8,1 Prozent an Wert.

Die Aktien der ebenfalls im Baubereich tätigen Sika ermässigten sich um 7,5 Prozent. Deutliche Einbussen verzeichneten auch Versicherungswerte wie Swiss Re. Die EU-Versicherungsaufsicht EIOPA ermahnt die Branche, in der Krise ihr Geld zusammenzuhalten.

UBS noch nicht so getroffen

Zu den raren Kursgewinnern gehörten der Duft- und Aromenhersteller Givaudan und der Warenprüfkonzern SGS.

Auch die UBS blieb stabil. Die Grossbank hat die Coronavirus-Krise bisher weitgehend unbeschadet überstanden.

Der Finanzinvestor Partners Group zieht den Kauf von eigenen Titeln im Rahmen des jährlichen Aktienkaufprogramms zur Deckung seiner Mitarbeiterbeteiligungsprogramme vor, um von der aktuell tiefen Bewertung zu profitieren. Die Anteile notierten praktisch unverändert.

Anleger in der Falle: Milliarden auf Pump verspekuliert

Warum fallen Aktien, Gold und Rohstoffpreise plötzlich gleichzeitig? Weil viele Anleger auf Pump spekuliert hatten. Sie benötigen nun dringend Geld. Mehr hier.

Neue Fed-Massnahmen gaben am Dienstag Auftrieb

Die US-Notenbank Fed stemmt sich derweil mit neuen Krisenmassnahmen gegen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Die Währungshüter kündigten am Dienstag (Ortszeit) Schritte zur Stützung der kurzfristigen Finanzierung von Unternehmen an.

Damit tritt sie der Furcht vor einer Pleitewelle entgegen, die in Folge des sich rasant ausbreitenden Virus aufgekommen war. Wie zu Zeiten der Finanzkrise vor gut zehn Jahren will die Federal Reserve jetzt wieder kurzlaufende Unternehmensanleihen direkt von den US-Firmen erwerben, die solche Titel ausgeben.

Die Nachricht gab den Börsen weltweit Auftrieb. Der Dow-Jones-Index schloss 5,2 Prozent im Plus. Der breiter gefasste S&P 500 legte sogar 6 Prozent zu. Der Dax zog am Dienstag 2,3 Prozent an, der EuroStoxx50 gewann 3,1 Prozent.

Die schwärzesten Börsentage seit 1987

Beim bislang grössten Börsenkrach der Nachkriegszeit am 19. Oktober 1987, als Spekulationen auf Zinserhöhungen den Dow-Jones-Index an der Wall Street um 23 Prozent einbrechen liessen, gab es den SMI noch nicht. Er wurde am 1. Juli 1988 erstmals veröffentlicht.

Eine Übersicht über die prozentual höchsten Verluste des Schweizer Leitindex seither:

Die 1990er Jahre und die Anschläge von 9/11

  • 16. Oktober 1989: Der SMI fällt um 11 Prozent und folgt damit der Wall Street, wo Finanzierungs-Schwierigkeiten bei einem Unternehmensverkauf einen Crash auslösen. Auch der deutsche Leitindex Dax gibt um rund 13 Prozent nach.
  • 19. August 1991: Ein später gescheiterter Putsch gegen den damaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow drückt den SMI um gut 8 Prozent ins Minus.
  • 28. Oktober 1997: Im Sog der Asienkrise sackt der SMI im Handelsverlauf um bis zu über 10 Prozent ab und schliesst 4,6 Prozent niedriger.
  • 1. Oktober 1998: Die Sorge vor einem Flächenbrand im Bankenwesen nach der Schieflage eines Hedgefonds sowie einer Eskalation der Krisen in Asien, Japan, Lateinamerika und Russland drücken den SMI um knapp 6 Prozent ins Minus.
  • 11. September 2001: Nach den Anschlägen in den USA fällt der SMI um rund 7 Prozent.
  • 21. September 2001: Zehn Tage später markieren die Börsen weltweit neue mehrjährige Tiefstände. Der SMI sackt zwischenzeitlich um knapp 8 Prozent ein. Anleger fürchten sich nicht länger nur vor wachsenden Konjunkturrisiken und den finanziellen Terrorschäden in vielen Branchen, sondern auch vor einem möglichen Krieg.

Finanz- und Schuldenkrisen hinterlassen tiefe Spuren

  • 21. Januar 2008: Sorge vor einer Rezession in den USA drückt den SMI um über 5 Prozent ins Minus.
  • 15. September 2008: Bei der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers gibt der SMI um 5,4 Prozent nach. Währenddessen kommt der deutsche Dax glimpflich davon und verliert moderate 2,7 Prozent. Bis zum Handelsende erholt sich auch der SMI etwas und schliesst noch 3,8 Prozent tiefer.
  • 8. Oktober 2008: Im Sog der Finanzkrise stürzt der Nikkei-Index um über neun Prozent ab. Der SMI verliert bis zu 6,6 Prozent, der Dax bis zu neun Prozent. Nach einer konzertierten Zinssenkungsrunde der grossen Notenbanken erholen sich die Kurse nur leicht. Der SMI schliesst mit einem Minus von 5,5 Prozent.
  • 24. Oktober 2008: Ein erneuter Absturz der Tokioter Börse drückt den SMI in der Spitze um über 8 Prozent.

China, Zinsen und Frankenschock

  • 15. Januar 2015: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hebt den Euro-Mindestkurs auf. Der SMI erlebt mit einem zwischenzeitlichen Sturz um 13,8 Prozent seinen bisher grössten Tagesverlust von über 9'000 Punkten am Vorabend auf unter 8'000 Punkte. Er schliesst 8,7 Prozent tiefer. Am Tag darauf geht es um weitere 6 Prozent nach unten.
  • 24. August 2015: Die Furcht vor einem deutlichen Konjunktureinbruch in China drückt den SMI um 7,3 Prozent. Spekulationen auf eine Geldspritze der chinesischen Notenbank bremsen am Abend die Talfahrt. Der SMI schliesst 3,7 Prozent im Minus.
  • 24. Juni 2016: Grossbritannien entscheidet sich für den Ausstieg aus der EU. Der SMI bricht zwischenzeitlich um 6,8 Prozent ein und schliesst um 3,4 Prozent tiefer.
  • 24. Februar 2020: Ein neuartiges Coronavirus breitet sich nach Europa aus. Die Furcht vor den Folgen der Epidemie beendet den Höhenflug des SMI, das Barometer gibt vier Prozent nach. Erst kurz zuvor hatte der SMI ein neues Rekordhoch bei 11'270 Punkten erreicht.
  • 9. März 2020: Zu einer allgemeinen Verunsicherung wegen des Coronavirus kommt ein Ölpreiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland hinzu: Weil die Regierung in Moskau sich nicht an einer Förderbremse beteiligen will, dreht Saudi-Arabien den Ölhahn voll auf, der Preis bricht zeitweise um rund ein Drittel ein. Das drückt den SMI im Handelsverlauf um 7,0 Prozent oder fast 700 Punkte. Weltweit brechen die Börsen ein.
  • 12. März 2020: Ein Einreisestopp der USA für Personen aus dem Schengen-Raum lässt die Börsen im Zuge der Corona-Krise erneut abstürzen. Der SMI verliert an diesem schwarzen Donnerstag 9,6 Prozent. In den USA verliert der Dow Jones fast 10 Prozent.
  • 16. März 2020: Die Wall Street erlebt in der Corona-Krise den schwärzesten Tag seit 1987. Der Dow Jones stürzt um 12,9 Prozent ab, der S&P 500 um 12 Prozent und der Nasdaq um 12,9 Prozent.

(gku | reuters/sda)