Die ruhigen Zeiten sind vorbei und viele Anleger haben 2018 schon abgehakt. Denn im SMI gibt es in diesem Jahr zwar relativ hohe Kursausschläge aber keine Glücksgefühle. Die heimischen Standardwerte im Leitindex notieren nicht nur fast zehn Prozent unter ihren Hochs vom Januar, sondern auch die Volatilität, das Mass der Kursschwankungsbreite und damit des Risikos, zeigt einen unruhigen Verlauf.

So ist die Volatilität im SMI – diese wird durch den VSMI angezeigt – aktuell zwar mit etwa zwölf Prozent nicht einmal sonderlich hoch, doch in diesem Jahr kam es dort schon wiederholt zu enormen Sprüngen. Alleine in den letzten vier Monaten seit Ende Mai ist der VSMI schon viermal ganz schnell nach oben hochgeschossen auf Wert von 15, 16 oder auch 17 Prozent. Und im Februar lag die Volatilität im SMI sogar bei knapp 28 Prozent.

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Die Volatilität ist deutlich angestiegen

So einen holprigen Kursverlauf gab es 2017 dagegen nicht. Im vergangenen Jahr lag die Volatilität bei maximal rund 18 Prozent und auch in vielen anderen Jahren wie etwa 2012 und 2013 kam der VSMI über Werte von 20 Prozent nicht hinaus. Ähnliche Kurs- und Volatilitätsverläufe zeigen auch verschiedene andere Börsenplätze. So läuft der Euro Stoxx 50 in 2018 mehr als aufgeregt und der deutsche DAX kommt ebenfalls nicht zur Ruhe.

Die Kursschwankungen sind Folge insbesondere der politischen Querschüsse etwa um Atomkrieg mit Nordkorea oder auch der Zollandrohungen durch US-Präsident Donald Trump sowie der Angst vor einem Handelskrieg mit den USA. Das sorgt immer wieder für kräftige Kursrückschläge und danach auch für Erholungsphasen und das bringt dann eben hohe Volatilitäten. Denn ein Trendmarkt nur nach oben wie etwa im vergangenen Jahr spiegelt sich in tiefen Werten im VSMI wider und signalisiert damit geringe Risiken.

Börsianer achten jetzt auf Verlier-Aktien mit negativen Einmaleffekten…

Anleger könnten jetzt beispielsweise im SMI angesichts des Kursverlusts seit Jahresstart und dem Indexstand knapp unter 9000 Punkten mit einem Indexzertifikat auf eine Kurserholung setzen. Viel spannender allerdings sind aber Einzelwerte. Denn obwohl die Konjunktur in der Schweiz und in Europa robust mit gutem Tempo nach oben läuft und das Zinsumfeld wohl noch Jahre gut für Aktien bleiben dürfte, hat es in diesem Jahr doch eine Reihe grosser Player kursmässig stark zerlegt.

Nach solchen Kursrückschlägen sind vor allem solche „Verlierer-Aktien“ besonders aussichtsreich, die über eine gute Marktstellung und ein bewährtes Geschäftsmodell verfügen. Nicht selten ging es bei diesen Titeln in den letzten Monaten infolge einer Gewinnwarnung nach unten. Diese hatte ihre Ursache aber nicht in einem grundsätzlichen operativen Problem, sondern in negativen Sonder- und damit vorübergehenden Einmaleffekten.

… und intakte Börsen-Stories

Und im aufgeregten Börsenumfeld mit Trumpschen Zolldrohungen und Handelskriegen kamen diese Werte dann eben unverhältnismässig nach unten. Anleger meiden in solchen Situationen einfach Risiken und die Verlierer-Aktien mit Gewinnwarnung wurden dann als erstes aus den Depots geräumt. Da diese Stories aber nicht grundlegend am Ende sind, wittern Anleger dort gute Einstiegschancen. Kurssteigerungspotential von 30, 40 oder auch 50 Prozent und das schon auf Sicht von etwa einem Jahr sind dabei keine Seltenheit.

Ein gutes Beispiel für solche Verlierer ist Hochdorf. Die Aktie des Nahrungsmittelkonzerns kam insbesondere im Juli und August unter die Räder und büsste in den letzten drei Monaten 40 Prozent an Wert ein. Dieser Kursverlauf scheint zwar wenig vielversprechend, doch das Kursdebakel gleicht einer starken Übertreibung. Denn bei Hochdorf läuft es so schlecht nicht. Zwar kam es im ersten Halbjahr wegen Umsatzausfällen in China und Verzögerungen bei den Anläufen von neuen Produktions- und Abfüllanlagen zu einem Umsatzrückgang um 6,9 Prozent auf 281,6 Millionen Franken.

Hochdorf – negative Sondereffekte und Kurse unter Buchwert

Zudem belasteten einmalige negative Sondereffekte wie der Verkauf des Milchwerks in Litauen das Ergebnis und so wurden die Prognosen abgesenkt. In diesem Jahr sollen die Umsätze nicht mehr von 600 auf 600 bis 630 Millionen Franken steigen, sondern nur noch bei 570 bis 600 Millionen Franken liegen. Zudem wurde wegen der Belastungen im ersten Halbjahr auch die Zielspanne für die Marge vor Zinsen und Steuern von 7,0 bis 7,5 Prozent auf 5,8 bis 6,5 Prozent gesenkt. Im vergangenen Jahr waren es noch 7,1 Prozent.

Dennoch: Hochdorf ist auf dem kräftig eingedampften Kursniveau trotz gesenkter Prognosen günstig. Ein Gewinn je Aktie nicht weit unter 10 Franken könnte drin sein und im nächsten Jahr ist wieder mit einem deutlich besseren Ergebnis zu rechnen. Die Aktie notiert 20 Prozent unter dem Buchwert von rund 215 Franken. Kurse in Höhe des Eigenkapitals sollten auf jeden Fall bald möglich sein. Allein darin erkennen Anleger ein Erholungspotential von mehr als 20 Prozent.

TUI – die Türkei bringt hohe Kursrückgänge…

Etwas mit Kopfschütteln verfolgen fundamental orientierte Anleger auch die Entwicklung bei Leoni und TUI. Während wir auf Leoni im value-Beitrag in diesem Newsletter noch ausführlicher eingehen – der Kabelhersteller zählt in vielen Bereichen zu den führenden Anbietern und wird derzeit bei einem günstigen 8er-KGV nur knapp über Buchwert gehandelt – sollten Börsianer sich unbedingt auch TUI ansehen.

Der Touristikkonzern aus Hannover profitiert von der Reiselust der Deutschen und auch vom Boom bei Kreuzfahrten. Die Aktie des einstiegen DAX-Mitglieds hat seit dem Zehnjahreshoch Mitte Mai aber schon 25 Prozent an Wert verloren. Einer der Gründe für die Kurserosion sind grundsätzliche Sorgen um die Türkei und den Tourismus in das Land am Bosporus.

… dennoch gibt es starkes Wachstum…

Allerdings verzeichnet TUI trotz Türkei-Zurückhaltung der Kunden starkes Wachstum. TUI wandelt sich vom Reise-Händler zum integrierten Tourismus-Experten und fokussiert sich zusehends auf Hotels und Kreuzfahrten. Das Unternehmen betreibt weltweit rund 325 Häuser mit etwa 240000 Betten und baut seine Kreuzfahrtflotte aus.

So stieg der Umsatz der Niedersachsen im vergangenen Jahr um 8,1 Prozent auf 18,5 Milliarden Euro und in den ersten neun Monaten per Ende Juni gab es ein Plus bei den Erlösen von 6,3 Prozent. In den nächsten zwei Jahren bis 2019/20 soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 1,1 auf 1,5 Milliarden Euro klettern.

… und hohe Dividenden

Dann ist nicht nur ein Ergebnis im Bereich von etwa 1,65 Euro je Aktie zu erwarten mit 9er-KGV, sondern auch ein weiterer Anstieg der Dividende. Gibt es bei TUI schon jetzt eine Rendite von rund 4,5 Prozent, so könnte diese in zwei Jahren im Bereich von sechs Prozent liegen. Die Kurshochs vom Mai könnten bei der Aktie schon im nächsten Jahr deutlich übertroffen werden.

GAM – grosse Kursausschläge

Ein ganz heisses Eisen unter den Verlierer-Aktien ist derzeit GAM. Die Aktie der Vermögensverwaltung wird seit Juli von Anlegern nach unten durchgereicht und der Kurs hat sich in zwei Monaten halbiert. Inzwischen ist schon das Zehnjahrestief von Mitten in der Finanzmarktkrise vom März 2009 erreicht. Wie ein Blick auf den Chart zeigt, hatte sich der Kurs des Anlageexperten damals aber bereits sechs Monate später schon verdoppelt.

Wie der Blick auf den langfristigen Chart zeigt: Bei GAM kam es bereits fünf Mal von hohem Kurslevel schnelle und scharfe Kursrückschläge und vier Mal ging es dann mit der Notierung in den folgenden Jahren auch wieder steil nach oben. Risikofreudige Anleger setzen darauf, dass die aktuellen Mittelabflüsse aus den Fonds des Unternehmens bald ein Ende finden und dass der Kursverfall bereits gestoppt ist.

Der Rebound läuft

Immerhin konnte die Aktie vor knapp zwei Wochen wieder vom Vieljahrestief nach oben drehen und seither bereits rund sieben Prozent hinzugewinnen. GAM sitzt auf einem Berg von 327,9 Millionen Franken an netto Cash und da dürfte die weitere Zahlung der hohen Dividenden auch für 2018 gut möglich sein. Seit vielen Jahren gibt es 0,65 Franken und eine Rendite von rund neun Prozent ist fast unschlagbar. Deutliche Kurssteigerungen scheinen deswegen bis zur nächsten Generalversammlung – wahrscheinlich im April 2019 – drin zu sein. Die Aktie ist vor wenigen Tagen aus dem kurzfristigen Abwärtstrend nach oben ausgebrochen. Kurse von 8,0 Franken oder mehr scheinen schnell erreichbar.

*  Georg Pröbstl ist Chefredaktor des Börsenbriefs Value-Depesche. Der Börsendienst ist auf substanzstarke, unterbewertete Aktien mit guten Perspektiven aus der D-A-CH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) spezialisiert. Performance des Musterdepots 1 Jahr: +26,1 Prozent (DAX: +12,7 Prozent), 3 Jahre: +71,5 Prozent (DAX: +22,4 Prozent). Seit Start im April 2010 steht ein Zuwachs von +301,7 Prozent (Dax: +83,3 Prozent).