Die Schockstarre währte nur kurz. Den überraschenden Wahlsieg des Republikaners Donald Trump im US-Präsidentschaftswahlkampf hatten die weltweiten Aktienmärkte schnell verdaut. Vor allem in den USA selbst sorgt die Wahl des umstrittenen Kandidaten bei Anlegern für Optimismus. An den US-Börsen ging es im zurückliegenden Monat jedenfalls kräftig bergauf: Der Leitindex Dow Jones konnte in diesem Zeitraum 5,64 Prozent zulegen, der breite Marktindex S&P 500 gewann mit 4,95 Prozent fast ebenso viel. Auch an der Technologiebörse Nasdaq sind die Kurse seit Trumps Wahlsieg gestiegen.
Der Optimismus in Übersee ist durchaus unberechtigt, auch wenn nach wie vor unklar ist, wie Trump regieren wird. Marktbeobachter rechnen für das kommende Jahr immer wieder mit Schwankungen – was auch an der Unvorhersehbarkeit des künftigen US-Präsidenten liegt. Allerdings dürfte der Wahlsieg des Republikaners auf lange Sicht nicht die Marktrichtung bestimmen. US-Valoren sind nach wie vor ein Kauf, sagen Marktbeobachter. Allerdings ist genaues Hinsehen angesagt.
Präsidentschaftswahlen nur geringe Auswirkungen
«Es gibt eine Vielzahl von Anlagemöglichkeiten in den USA», sagt Angel Agudo, Fondsmanager des Fidelity America Fund. Er warnt davor, sich nach der Trump-Wahl allzu grosse Sorgen um die Börsenentwicklung im Jahr 2017 zu machen: «Studien belegen, dass Präsidentschaftswahlen langfristig nur geringe Auswirkungen auf den US-amerikanischen Aktienmarkt haben. Das wird dieses Mal nicht anders sein.» Die US-Wirtschaft sei unverändert in guter Verfassung und dürfte ihren moderaten Wachstumskurs im kommenden Jahr fortsetzen, erwartet der Fondsmanager.
Dabei werde der Konsum auch angesichts anhaltender Personalengpässe am Arbeitsmarkt einer der wichtigsten Wachstumstreiber bleiben. «Unterstützung für die Wirtschaft sollte zudem künftig von der starken Dienstleistungsbranche und der zunehmenden Bautätigkeit ausgehen», sagt Agudo. Titeln aus entsprechenden Branchen dürften aus Anlegersicht interessant werden.
Gesundheitsbranche mit grossem Potenzial
Zwar befinden die USA sich derzeit in einer fortgeschrittenen Phase des Konjunkturzyklus, viele Aktien sind bereits hoch bewertet. «Aber wie immer werden einige Unternehmen sich künftig besser entwickeln als andere. Eine sorgfältige Titelauswahl ist deshalb unverzichtbar», sagt Agudo. In seinem Fonds finden sich derzeit vor allem Valoren aus der Informationstechnologie, der Finanz- und der Gesundheitsbranche. Zu den grössten Positionen zählen die IT-Konzerne Oracle und Cisco Systems, die Brauereigruppe Molson Coors Brewing Company sowie der Gesundheitsriese Pfizer.
Valoren aus der Gesundheitsbranche bescheinigen Analysten seit der Trump-Wahl besonders hohes Kurspotenzial: Trumps Kontrahentin Hillary Clinton hatte im Wahlkampf angedroht, gegen ausufernde Medikamentenpreise vorzugehen und für staatliche Regulierung zu kämpfen. Trump dürfte das Thema gemässigter angehen. Konzerne wie Pfizer oder Johnson & Johnson freut das.
Leitzins zum zweiten Mal erhöht
Auch finanzpolitischer Rückenwind könnte die Kurse von US-Valorenim Jahr 2017 beflügeln. Beim ersten Treffen der US-Notenbank Fed nach der Wahl Donald Trumps am vergangenen Mittwoch hatte sie den Leitzins zum zweiten Mal seit der Finanzkrise erhöht. Die Fed hatte die Wende schon seit längerem angekündigt, schliesslich herscht in den USA nahezu Vollbeschäftigung und die Löhne steigen. Deflationsangst, die noch vor wenigen Monaten grassierte, ist vom Tisch. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass im Jahr 2017 weitere Zinsschritte folgen.
Der künftige Präsident hatte Fed-Chefin Janet Yellen bereits im Wahlkampf vorgeworfen, die Zinsen künstlich niedrig zu halten. Für seine Regierungszeit hat er eine expansive Fiskalpolitik angekündigt. «Das spricht dafür den Finanzsektor in den USA positiv zu sehen», heisst es dazu von Raiffeisen Research. Anders gesagt: Aktien von US-Banken und -Finanzdienstleistern dürften von dem Zusammenspiel aus Fed- und Fiskalpolitik besonders profitieren.
Trumps Politik und Wirtschaftswachstum beobachten
Anleger sollten die Ereignisse in den USA künftig genau beobachten und sich bei der Titelauswahl auf Branchen konzentrieren, die entweder von Trumps Politik oder dem allgemeinen Wirtschaftswachstum in den USA profitieren. Dabei gilt es, sich von starken Kursanstiegen in der Vergangenheit nicht blenden zu lassen: Diese bedeuten nicht, dass die entsprechenden Valoren auch in Zukunft abräumen werden.
Wer sich die Mühe der sorgfältigen Einzeltitelauswahl ersparen will, kauft einen US-Aktienfonds. Auch hier sollten Anleger die Portfoliozusammensetzung im Vorfeld genau prüfen. Produkte, die vornehmlich in die Konsumgüter-, Gesundheits- und Finanzbranche investieren und auch Technologietitel nicht aussen vor lassen, könnten in den kommenden Monaten besonders ansehnliche Erträge bringen.
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