Klar, wer in der Schweiz lebt und mit Aktien handelt, hat häufig einen so genannten «Home Bias». Man investiert in Firmen aus dem eigenen Land: Unternehmen, die man kennt.

Doch globalisiert, wie 2020 ist, greifen Anlegerinnen und Anleger in der Schweiz auch immer häufiger nach ausländischen Titeln. Eine Auswertung von Daten des Trading-Partners von cash.ch, der bank zweiplus, macht dabei deutlich, dass vor allem Technologietitel hoch im Kurs sind – im übertragenen und im eigentlichen Sinne. "Big Tech" füllt eine Lücke, die der Schweizer Markt aufweist. Schweizer Privatanleger haben bei zumeist sehr gut laufenden Titeln im grossen Stil gehandelt.

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Dank starken Kursentwicklungen haben viele bei Gewinnmitnahmen auch ansehlich verdient. Wo die Chancen ergriffen worden sind, zeigt die Zusammenstellung (siehe auch Tabelle am Artikelende). 

Wer macht es noch besser als Tesla?

Die gemäss der cash-Auswertung am häufigsten gehandelte Ausland-Aktie ist Tesla. Das war bereits bei der letzten cash-Auswertung 2018 der populärsten Auslands-Aktien der Fall, als die SIX zu diesem Thema noch eine Statistik führte (was heute nicht mehr der Fall ist). Auch bei der Schweizer Börse war Tesla damals der beliebteste Titel der Schweizer Trader, gefolgt von Alibaba, Volkswagen, Pandora, General Electric und Netflix (zum Artikel geht es hier).

Tesla hat 2020 endlich den Weg in eine nachhaltigere Profitabilität gefunden. Der Absatz für Teslas reisst weltweit nicht ab. Der Kurs hat sich dieses Jahr mehr als verfünffacht. Der bekannt «bullishe» Analyst Daniel Ives von der US-Anlagefirma Wedbush glaubt, dass die heute etwa 555 Dollar teure Tesla-Aktie sich auf Jahresfrist auf 1000 Dollar fast verdoppeln kann. Ob er recht behält? Die Prognose lässt sich auf jeden Fall wagen, dass Tesla auch 2021 immer noch ein wichtige Rolle and der Börse – und im Markt für E-Autos – spielen wird.

Einen noch wichtigeren Hinweis auf die Rolle der E-Mobilität gibt eine Reihe weiterer Aktien, die mit diesem Wandel verbunden sind. So ist auch der China-E-Autokonzern Nio in der Beliebheit deutlich gestiegen. Der Kurs hat sich dieses Jahr mehr als verzehnfacht. China ist der bedeutendste E-Automarkt der Welt und verspricht nach wie vor viel Potential. 

Die nordamerikanischen Unternehmen Ballard Power Systems und Plug Power, Hersteller von Brennstoffstellen, gelten vielen als "gar nicht mehr so heimliche" Stars an der Börse. Die Erwartungen an sie leben von der sich wandelnden Art der Energiegewinnung und davon, dass mit Wasserstoffantrieben an einer weiteren zukunftsträchtigen Antriebsquelle neben akkubetriebenen Elektroautos getüfelt wird.

Auch Nikola Motors, wo Elektro- und Wasserstofffahrzeuge konzipiert werden, fasziniert viele Anleger. Allerdings ist Nikola ein hoch spekulatives Investment.

Die Impfstoff-Euphorie steckt an

Auf der eher defensiven Seite, ist der Schweizer Markt gut versorgt mit Aktien aus der Welt der Gesundheit. Roche und Novartis sind Dauer-Lieblinge am Markt, doch auch Zulieferer wie Lonza, Bachem oder Siegfried oder Medizinaltechniker wie Straumann feiern an der Börse Erfolge. Eine grössere Zahl von Biotechtiteln komplettieren das Bild, genauso Beteiligungsgesellschaften wie BB Biotech oder HBM Healthcare, die in der Medizinforschung engagiert sind. 

Die hauptsächliche Faszination in diesem Segment ist aber seit dem Beginn der Coronakrise von Impfstoffherstellern ausgegangen. Biontech und Moderna haben im November beide Impfstoffe gegen Covid-19 mit hoher Wirksamkeit vorgelegt. Allerdings ist der Weg der Zulassung, Verteilung und Anwendung der Impfstoffe immer noch von Unsicherheiten geprägt. Und damit auch diese Aktien. Der dritte bisher erfolgreiche Entwickler, AstraZeneca, hat nach der Bekanntgabe seiner Resultate noch nicht an der Börse profitiert. Es bestehen Unsicherheiten wegen der Zulassung.

Eine naheliegende Wahl: US-Tech

Da der Schweizer Markt nur wenig typische Tech-Titel kennt – die bekanntesten sind Logitech, Temenos oder AMS – greifen Anleger gerne in den US-Markt. Unter den meist gehandelten Aktien findet sich, aber nicht erst seit 2020, praktisch das ganze Universum der grossen US-Technologie-Aktien: Apple, Amazon, Microsoft, Nvidia oder Facebook. Auch der chinesische Onlinehandels- und Technologiekonzern Alibaba hat seit langem viele Freunde in der Schweiz

Die Kursperformancezahlen der meistgehandelten Auslandaktien zeigen nicht nur bei US-Tech: Die Auswahl ist für die Investoren generell sehr lohnend. Damit haben es Investoren fast nur noch mit inzwischen teuren, also stolz bewerteten Aktien zu tun.

Sicherlich haben die meisten davon weiterhin Potential. Wichtig ist aber auch die Gesamtlage. Jetzt, wo der US-Index Dow Jones erstmals über 30'000 Punkte gestiegen ist, Corona-Impfstoffe auf den Markt kommen und es in den USA auf eine neue Präsidentschaft zugeht, herrscht gerade eine gute Börsenstimmung. Für Tech-Aktien ist aber auch entscheidend, wie überzeugend sie weiter vom digitalen Wandel der Alltagsgewohnheiten profitieren können.

Corona-Verlierer: Kaufen, Verkaufen oder Zocken?

Doch es gibt einige häufig gehandelte Auslandaktien, bei denen der Kurs gemessen an der Jahres-Performance gesunken ist. Beim Ölkonzern Shell und beim ehemals SIX-kotierten Bohrplattformdienstleister Transocean hat die Konjunkturlage hineingespielt. Ölaktien dürften in der Krise massiv verkauft worden sein. Manche werden nun wieder auf das Segment setzen.

Beim Skandal-Konzern Wirecard hingegen, immerhin die im Jahresverlauf am zweitmeisten gehandelte Auslandaktie, lässt sich nur sagen: Wenn jetzt noch grössere Volumen getradet werden, dann ist das Zocken. Das Papier ist von einem Kurs bei über 100 Euro zum Penny Stock geworden.  

Definitiv als Zukauf-Gelegenheit ist schliesslich Lufthansa betrachtet worden. Zum einen dürften viele Schweizer Anleger bei der Swiss-Mutter noch einen gewissen «erweiterte» home bias spielen lassen. Andererseits versprechen Airlines, bei der Erholung am schnellsten profitieren zu können. Die stark gebeutelte Lufthansa-Aktie hat seit Bekanntwerden der ersten Impfstofferfolge immerhin ihren Kurs von 7,50 auf 10,40 Euro verbessert. Also lässt sich auch hier sagen: 2021 dürften Reisetitel immer noch gross in der Statistik der meistgehandelten Titel auftreten. 

Die meistgehandelten Ausland-Aktien 2020 bei cash.ch bzw. Partnerbank zweiplus AG

  Aktie Branche Börsen-
platz
Performance
seit 1.1. 2020
1 Tesla Elektro-
Autos
Nasdaq
USA
+564 Prozent
2 Wirecard Fintech Xetra
Deutschand
-99 Prozent
3 Apple Smartphones,
Software
Nasdaq
USA
+57 Prozent
4 Amazon Onlinehandel,
Technologie
Nasdaq
USA
+69 Prozent
5 Alibaba Onlinehandel,
Technologie
TMX Group
China/USA
+32 Prozent
6 Microsoft Software Nasdaq
USA
+36 Prozent
7 Royal Dutch
Shell
Ölförderung Euronext
Amsterdam
Niederlande/
Grossbritannien
-37 Prozent
8 Ballard Power
Systems
Brennstoff-
zellen
Nasdaq
USA
+178 Prozent
9 Nio Elektro-
autos
TMX Group
China
+1231 Prozent
10 Biontech Pharma,
Impfstoffe
Nasdaq
Deutschland/USA
+201 Prozent
11 Moderna Pharma,
Impfstoffe
Nasdaq
USA
+404 Prozent
12 Lufthansa Flug-
gesellschaft
Xetra
Deutschland
-37 Prozent
13 Beyond Meat Lebensmittel Nasdaq
USA
+88 Prozent
14 Plug Power Brennstoff-
zellen
Nasdaq
USA
+746 Prozent
15 Alphabet
(Google)
Such-
maschinen
Nasdaq
USA
+32 Prozent
16 Nikola Elektro-
fahrzeuge
Nasdaq
USA
+234 Prozent
17 Nvidia Computer-
chips
Nasdaq
USA
+120 Prozent
18 Transocean Ölplattformen TMX Group
USA
-70 Prozent
19 Tui Reisebüros Xetra
Deutschland
-48 Prozent
20 Facebook Soziale
Medien
Nasdaq
USA
+35 Prozent

Daten: bankzweiplus/cash.ch

Dieser Artikel erschien zuerst bei Cash.ch unter dem Titel: «Dies sind die meistgehandelten ausländischen Aktien in der Schweiz».

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