In jungen Jahren schichtete Karsten-Dirk Steffens seine privaten Anlagen noch sehr aktiv und kurzfristig um. «Anfang der 90er-Jahre waren gerade Technologieaktien sehr spannend», so Steffens, «da konnte man innerhalb eines Jahres häufig Gewinne im zweistelligen Prozentbereich erzielen.» Inzwischen hat er seine Strategie aber grundlegend verändert: «Heute verfolge ich eine Buy-and-hold-Strategie, das halte ich für die sinnvollste Lösung. Ich hätte auch gar nicht mehr die Zeit, mein Portfolio ständig zu ändern und immer wieder anzupassen», sagt Steffens.
Dabei hat Steffens privat die Prioritäten klar definiert: «Meine wichtigste Anlageklasse ist meine Familie! Hier sind rund zwei Drittel meines Vermögens investiert.» Ein grosser Teil davon ist in dem Haus gebunden, in dem die Familie lebt, zum anderen hat er für jede seiner drei Töchter im schulpflichtigen Alter einen Ausbildungsfonds angelegt. Diese Portfolios bestehen ausschliesslich aus Einzeltiteln, die Bandbreite reicht von Small Caps bis hin zu bekannten Grossunternehmen.
Bei der Auswahl der Titel ist es erwünscht, dass die Töchter im Teenageralter auch ihre Ideen einbringen. «Ich möchte meine Kinder dabei mit in die Verantwortung nehmen und habe sie ermutigt, sich mit dem Thema Investition auseinanderzusetzen.» So hat ihn die älteste Tochter auf Proya Cosmetics aufmerksam gemacht, ein chinesisches Unternehmen für Schönheits- und Körperpflege, das sich mit der Forschung und Entwicklung, der Produktion und dem Verkauf von nachhaltigen Kosmetika beschäftigt, mit Fokus hauptsächlich auf China. Und auf Wunsch seiner zweitältesten Tochter ist ein weiteres chinesisches Unternehmen im Ausbildungsportfolio gelandet: Bytedance. Der im Jahr 2012 gegründete Spezialist für Social-Networking-Dienste und -Apps ist der Mutterkonzern von Tiktok, aber auch vom chinesischen Pendant Douyin und der Nachrichtenplattform Toutiao.
Zum Familieninvestment zählt Steffens auch die Finanzierung seiner Hobbys. An erster Stelle ist hier seine Sammlung von 15 besonderen E- und Akustikgitarren zu nennen – eine Reminiszenz an seine Zeit, als er noch in einer Hardrockband spielte. «Eines unserer Vorbilder war Metallica, und die Haare waren damals noch deutlich länger.» Auch wenn hier die Leidenschaft für die Musik für Steffens an erster Stelle steht, hat die Gitarrensammlung inzwischen einen Wert im mittleren fünfstelligen Bereich. Weitere Bausteine des Vermögens ist die Säule 3a, in die Steffens regelmässig einzahlt, sowie Aktien seines Arbeitgebers Abrdn. Es sind Aktien, die ihm zwar gehören und in Form eines Bonus bezogen wurden, während einer bestimmten Dauer aber nicht verkauft werden können. Branchenüblich halt.
Das restliche Drittel seines Vermögens, Steffens bezeichnet es als «freie Anlage», besteht aus einem Wertschriftenportfolio. Hier hält er vorwiegend Aktienfonds. «Ich bin ein antizyklischer, langfristiger Anleger, deshalb habe ich hier einen Grossteil des Geldes in Chinese Equities beziehungsweise Global Equities investiert», sagt Steffens. Auch ausgesuchte Anleihenfonds sind hier vertreten, beispielsweise Frontier-Market-Anleihen oder Emerging-Markets-Corporate-Bonds. «Ich investiere nicht in Märkte, die nicht reguliert sind, bei denen kein Market-Making stattfindet. Aus diesem Grunde lasse ich auch die Finger von Kryptowährungen. Aber sollte dieser Markt dereinst reguliert und kontrolliert werden, kann sich das ändern», so Steffens.
Sein felsenfester Grundsatz: «Ich gehe nicht in Anlagen, die ich mal ‹ausprobieren› möchte. Ich investiere nur in solche Anlagen, von denen ich fundamental überzeugt bin.»
Dieser Artikel ist im Millionär, dem Magazin der «Handelszeitung», erschienen (März 2024).