Präsident Donald Trump hat sich immer wieder über den starken Dollar aufgeregt. Er würde die amerikanischen Exporte auf den Weltmärkten verteuern und wäre unfair für die heimische Industrie. Nicht wenige Experten rechnen damit, dass Trump irgendwann die Geduld verliert und nach dem Handelskrieg auch noch in den Währungskrieg zieht.
Devisen mit Volumen von 6,6 Billionen Dollar – jeden Tag
Doch wollte er den Dollar wirklich nachhaltig schwächen, müsste er starke Geschütze auffahren. Das offenbaren die jüngsten Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr (BIZ), auch das «Orakel von Basel» genannt. Jeden Tag bewegen die Händler an den Finanzmärkten Devisen im Volumen von umgerechnet 6,6 Billionen Dollar. Das ist ein Drittel mehr als bei der letzten Statistik im Jahr 2016 und ein neuer Rekord.
Wer hier intervenieren will, muss entweder viel Geld in die Hand nehmen oder die Stimmung der Akteure nachhaltig beeinflussen. Besonders kräftig legte der Derivatehandel zu, mit dem sich Akteure gegen Devisenmarktschwankungen absichern oder Spekulanten gegen Währungen wetten.
Das Wachstum des Devisen-Derivatehandels, vor allem von Swaps, übertraf den Spotmarkt bei Weitem und macht mittlerweile fast die Hälfte des globalen Devisenhandels aus. Am Spotmarkt werden Devisen an Ort und Stelle gehandelt.
Dollar baut seine dominante Stellung aus
Damit breitet sich der Devisenmarkt immer stärker aus und wird zu einer schwer kalkulier- und kontrollierbaren Grösse. Deshalb wird der gigantisch grosse Markt von vielen Marktteilnehmern inzwischen als «Biest» bezeichnet.
An fast neun von zehn Währungsgeschäften war der Dollar beteiligt. Der Greenback hat damit seine dominante Stellung sogar noch ausgebaut. In den vergangenen Jahren hatte er leicht an Einfluss eingebüsst.
Der Euro wiederum konnte seinen Abwärtstrend stoppen. Mittlerweile entfallen wieder 32,1 Prozent der globalen Transaktionen auf die Gemeinschaftswährung, das ist ein Prozentpunkt mehr als noch vor drei Jahren. Am häufigsten wird der Euro gegen den Dollar gehandelt. In 24 Prozent aller Handelsaktivitäten geht es um dieses Devisenpaar.
Da an Devisentransaktionen immer zwei Währungen beteiligt sind, summieren sich die Beteiligungen der einzelnen Devisen stets auf 200 Prozent. Als Handelsplatz haben die USA weniger gut abgeschnitten und an London weiter Terrain verloren. Trotz Brexit-Unsicherheit fanden 43 Prozent aller Aktivitäten auf der Insel statt. In den USA wurden dagegen lediglich 16,5 Prozent der Transaktionen getätigt.
Trump überlegt sich einen Währungskrieg genau
Wie stark sich Devisenhandel und Realwirtschaft entkoppelt haben, zeigt auch eine weitere Zahl. Im Land des Exportweltmeisters Deutschland werden gerade mal 1,5 Prozent aller Devisentransaktionen abgewickelt, weniger als beispielsweise in Singapur, Hongkong aber auch in Frankreich.
Angesichts der Zahlen dürfte Trump es sich zweimal überlegen, ob er in den Währungskrieg zieht oder nicht. «Die Dollarmärkte sind sehr gross und liquide, und das US-Finanzministerium hat nicht annähernd genug Ressourcen, um erfolgreich zu intervenieren», sagt Joseph Gagnon vom Peterson Institute.
Der Kongress müsste ein Gesetz verabschieden, das dem Finanzministerium mehr Kreditaufnahmebefugnisse gibt, was er in diesen polarisierten Zeiten für unwahrscheinlich hält. Und selbst wenn die US-Notenbank mit ins Boot geholt würde, müsste sie dem Finanzministerium unbegrenzt Geld zur Verfügung stellen. Was laut Gagnon «nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich» ist.
Dieser Artikel erschien zuerst in «Die Welt» unter dem Titel: «Das 6,6-Billionen-Biest wird jeden Währungskrieg gewinnen»