Nach einem ereignisreichen Jahr 2018 ist es nun Zeit, einen Schritt zurückzutreten und zu analysieren, was die Aktienmärkte 2019 für uns bereithalten. Der globale Wirtschaftskreislauf ist eindeutig in eine Phase der Abkühlung eingetreten. Der von der OECD erhobene Frühindikator «Composite Leading Indicator» hat beinahe wieder den Stand vom Anfang des Zyklus im Jahr 2016 erreicht. Die US-Wirtschaft ist im Vergleich zur restlichen Welt zwar weiterhin relativ stark, doch es zeigen sich bereits erste deutliche Zeichen von Schwäche. In China, der anderen Wachstumsmaschine, verliert die Konjunktur weiter an Fahrt. Sollte die Lage sich dort jedoch weiter verschlechtern, ist höchstwahrscheinlich mit weiteren finanzpolitischen Anreizen zu rechnen. Wie bereits 2016 könnte dies wiederum wichtige Wachstumsimpulse für die Weltwirtschaft geben. Diese Prognose gilt in der aktuellen Situation jedoch nur unter Vorbehalt: Die chinesische Führung verfügt heute über sehr viel schlechtere Möglichkeiten zur Konjunkturförderung als noch 2016, da der Leistungsbilanzüberschuss nunmehr fast verschwunden ist.

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Konjunktur wird weiterhin durch China und den USA beeinflusst

Auch der Handelskonflikt hat in den globalen Konjunkturperspektiven seine Spuren hinterlassen. Jüngst gab es zwar einige ernstzunehmende Anzeichen einer Entspannung zwischen den USA und China, doch langfristig ist mit weiterhin hohem Konfliktpotenzial zu rechnen. China hat klar kommuniziert, dass es in den Bereichen Industriepolitik, technologische Führung und sogar geopolitische Expansion (Stichwort: Neue Seidenstrasse), ehrgeizige Ziele verfolgt. Die aktuelle US-Regierung wird China hierbei sicherlich nicht passiv zuschauen – aktuelle Beispiele wie der chinesische Zugang zum US-Halbleitersektor und die globale 5G-Expansion von Huawei zeigen dies deutlich.

Anleger mit dreifachem Kollisionsrisiko konfrontiert

Auch haben die grossen Zentralbanken angekündigt, ihre vorsichtige Normalisierung der Geldpolitik fortzuführen. Kurz gesagt ist damit zu rechnen, dass die gleichzeitigen Verschiebungen, die 2018 in geld-, wirtschafts- und politischen Zyklen eingeleitet wurden, weiterhin bestehen bleiben und dass Märkte daher weiterhin mit einem dreifachen Kollisionsrisiko konfrontiert sind. Diese Situation legt kurzfristig weiterhin einen verhältnismässig vorsichtigen Ansatz nahe. Angesichts des gedämpften Wachstums und der abnehmenden globalen Liquidität bevorzugen wir weiterhin Qualitätstitel also Unternehmen mit robusten Wachstumsaussichten und einer gesunden Bilanz. Dies betrifft etwa ausgewählte US-Unternehmen in den Sektoren Technologie, Gesundheit und Nicht-Basiskonsumgüter. Einige ausgewählte Gelegenheiten bieten sich ausserdem in China, insbesondere im A-Shares-Markt, der erhebliche Kapitalabflüsse zu verkraften hatte.

Wachsam bleiben, wenn es um günstige Einstiegszeitpunkte geht

Gleichzeitig ist es nur sehr schwer vorstellbar, dass eine sich weiter abschwächende Konjunktur und Korrekturen an den Aktienmärkten die grossen Zentralbanken nicht dazu bringen, von einer weiteren Normalisierung ihrer Geldpolitik abzusehen. Was, wenn die Zentralbanken und insbesondere die Fed hier eine Pause einlegen oder gar eine Wende um 180 Grad einleiten? Oder wenn China in grossem Stil Konjunkturmassnahmen verabschiedet? In diesem Fall könnte die Aussicht einer Rückkehr zu reflationären Massnahmen Risiko-Assets erheblichen Auftrieb verschaffen – insbesondere jenen der unter massivem Liquiditätsmangel leidenden Schwellenländer. So sollte also weiterhin ein vorsichtiger Ansatz verfolgt werden, zu achten gilt es jedoch auch auf günstige Einstiegspunkte, da im Laufe des Jahres mit guten Anlagechancen zu rechnen ist.

*Gergely Majoros, Mitglied des Investment-Komittees bei Carmignac