Die Anleger waren so heiss auf LinkedIn-Aktien, dass der Börsenwert der Unternehmens gleich am ersten Handelstag eine beispiellose Rallye hinlegte: Zu Handelsschluss war das Netzwerk 8,9 Milliarden Dollar wert, die Aktie schloss bei einem Kurs von 94,25 Dollar. Gestartet war sie bei 45. Zwischenzeitlich war der Wert sogar bis auf zwölf Milliarden Dollar hochgeschossen – mehr, als die Lufthansa wert ist.

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Diese Entwicklung ist nicht allen geheuer. Vor allem das Missverhältnis zwischen den Geschäftszahlen des Konzerns und der Milliardenbewertung lassen Beobachter aufhorchen: im vergangenen Jahr verdiente LinkedIn gerade einmal 15 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 243 Millionen Dollar.

Ungute Erinnerungen

Da kommen bei vielen Marktexperten ungute Erinnerungen an die Dotcom-Blase vor mehr als zehn Jahren auf: Damals packten Anleger ihr Geld in fast alles, was eine Internet-Adresse hatte. An einem tragfähigen Geschäftsmodell mangelte es vielen Firmen aber, die Blase platzte, Milliarden wurden an der Börse verbrannt. Schwergewichte wie Amazon oder Ebay blieben allerdings standhaft.

Bei Google lief es zum Börsengang ähnlich wie bei LinkedIn: Der Internet-Riese hatte seine Aktien im Sommer 2004 zu 85 Dollar ausgegeben - am ersten Handelstag stiegen sie um mehr als 20 Prozent auf gut 100 Dollar. Der Börsenwert von 27 Milliarden Dollar war damals 138-mal höher als der Gewinn, was manchen Beobachter dazu brachte, die Aktien für überteuert zu erklären.

Heute notiert die Google-Aktie bei gut 530 Dollar - der Suchmaschinenprimus ist an der Börse über 171 Milliarden Dollar wert. Wertvollster Technologie-Konzern bleibt allerdings Apple mit aktuell knapp 314 Milliarden Dollar Börsenwert.

Hochspannung vor Facebook-Börsengang

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist bei LinkedIn allerdings noch deutlich extremer als seinerzeit bei Google: Das Online-Netzwerk wird mit dem 600fachen seines Gewinns gehandelt.

Die spannende Frage ist jetzt, was dieser neue Hunger der Anleger nach Internet-Aktien für den in einem Jahr erwarteten Börsengang des weltgrössten Online-Netzwerks Facebook bedeutet. Denn der Primus stellt LinkedIn in vieler Hinsicht in den Schatten: 600 Millionen statt 100 Millionen Mitglieder, geschätzte zwei Milliarden Dollar Umsatz, solide schwarze Zahlen.

In dem kleinen Zweitmarkt für Mitarbeiter-Aktien wurden Facebook-Anteile bereits zu Preisen gehandelt, die einen Börsenwert von mehr als 70 Milliarden Dollar bedeuten würden. Nachdem LinkedIn so durch die Decke ging, dürfte es allerdings womöglich noch mehr werden.

Hinter LinkedIn stehen im Wesentlichen der Mitgründer Reid Hoffmann mit 21,2 Prozent sowie die Finanzinvestoren Sequoia Capital, Greylock Partners und Bessemer Venture Partners mit zusammen 39,4 Prozent. Hoffmann hatte bereits beim Verkauf des Online-Bezahldienstes PayPal an Ebay ordentlich Kasse gemacht.

Grösster Konkurrent ist Xing aus Hamburg mit mehr als 10 Millionen Mitgliedern, rund 4,5 Millionen davon im deutschsprachigen Raum. Xing war schon im Dezember 2006 an die Börse gegangen. Im Kielwasser des LinkedIn-Börsengangs legte am Donnerstag auch die Xing-Aktie um knapp neun Prozent zu, das Unternehmen ist jetzt mehr als 290 Millionen Euro wert.

(laf/tno/sda/awp)