Liebe Leserinnen und Leser
Über 3000 Anlagefonds sind in der Schweiz zum öffentlichen Vertrieb zugelassen. Da ist es kein Wunder, dass Privatanleger oft ratlos vor der Angebotsflut stehen und sich quälen beim Wählen. Auf der Suche nach dem lukrativsten Produkt greifen die Investoren zu Hilfsmitteln, welche die Auswahl erleichtern sollen. Da gibt es Rankings, Ratings und Auszeichnungen, die – so hofft man – Aufschluss über die Qualität des Fonds geben sollen.
Doch diese kleinen Helfer haben ihre Tücken.
Wenig aussagekräftig sind vor allem die gängigen Hitlisten, die Fonds mit gleichem Anlageschwerpunkt nach Höhe der Wertentwicklung sortieren. Denn diese so genannten Rankings basieren auf Daten der Vergangenheit und sagen nur wenig über die Performance in der Zukunft aus. Gerade in Phasen volatiler Finanzmärkte ist es sehr heikel, aus Vergangenheitsdaten Schlüsse auf die zukünftige Wertentwicklung zu ziehen. So waren zum Beispiel die erfolgreichsten Anlagefonds der Achtzigerjahre die grössten Verlierer in den Neunzigern. Zudem geben Rankings keine Auskunft über das Anlagerisiko.
Ratingagenturen und Researchfirmen bemerkten diesen Mangel schnell und sprangen mit neuen Bewertungskonzepten in die Bresche: den Ratings. Ob Standard & Poor’s, Morningstar, Feri Trust oder Lipper, sie alle wollen die Leistungsfähigkeit der Fonds einschätzen. Nach einer intensiven Prüfung werden dann Noten vergeben. Bei der Fondsresearchfirma Feri Trust reicht die Bewertung von A für sehr gut bis E für schwach.
Und die Anleger ziehen diese Benotungen bei ihrer Anlageentscheidung gerne zu Rate – das ergab eine Umfrage von Feri Trust. Für rund 72 Prozent der Befragten sind Fondsratings ein wichtiges Auswahlkriterium. Knapp 19 Prozent kaufen sogar nur Fonds mit einem Toprating. Die Bewertungsansätze sind dabei ganz unterschiedlich. In einigen Fällen wird nur die historische Fondspreisentwicklung ausgewertet, bei anderen Ansätzen fliessen auch Performancevergleiche mit Konkurrenzfonds sowie eine Risikobewertung ein. Doch die qualitativen Eigenschaften eines Fonds wie die Kontinuität im Fondsmanagement oder bei der Anlagestrategie bleiben oft unberücksichtigt.
Kann man einen erfolgreichen Fonds anhand von Auszeichnungen finden? Einmal im Jahr werden so genannte Fund-Awards von Standard & Poor’s und «Cash», von der Fondsratingagentur Lipper oder von Morningstar verliehen. Viele Gewinner haben tatsächlich eine hervorragende Jahresperformance erzielt. Doch das ist kein Indiz dafür, dass der Fonds auch langfristig auf den vorderen Plätzen rangiert. In diesem Fall sind die begehrten «Oscars» der Fondsbranche den Marketingabteilungen der Fondsgesellschaften von grösserem Nutzen als dem Anleger selbst. Etwas aussagekräftiger sind dann Auszeichnungen, die Anlagefonds über mehrere Jahre bewerten und auch das Risiko in die Bewertung einbeziehen.
Natürlich weisen Auszeichnungen wie der erste Platz aus Fünfjahressicht, ein AAA-Rating von Standard & Poor’s oder ein Lipper-Fund-Preis auf einen erfolgreichen Fonds hin. Bei der Auswahl sollten aber andere Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Welcher Fonds zu wem passt, hängt zum einen davon ab, wie hoch die Risikobereitschaft ist. Zum anderen sollten auch das Alter und der Anlagehorizont bei der Entscheidungsfindung einfliessen. Wenn all diese Kriterien festgelegt sind, kann man sich auf die Suche nach dem geeigneten Produkt machen. Bei einem Angebot von über 3000 Fonds sollte wohl etwas Passendes dabei sein.
Vielleicht fällt die Entscheidung ja auf einen Mid- und Small-Cap-Fonds. Schon im vergangenen Jahr konnten die Aktien mit einer geringen Marktkapitalisierung die Blue Chips der Schweizer Aktienmärkte deutlich abhängen. Nun spricht viel dafür, dass dieser Trend auch 2004 anhalten wird. Ein weniger optimistisches Bild zeichnet Bill Gross. Mit dem Anleihen-Guru sprach BILANZ-Mitarbeiter Dirk Rheker aus Florida. Gross warnt vor den Folgen steigender Zinsen. Sollte die US-Notenbank die Leitzinsen in der zweiten Jahreshälfte kräftig anheben, dann sieht der Rentenfondsmanager die weltweite Konjunkturerholung gefährdet. Im schlimmsten Fall drohe dann eine Wirtschaftskrise.