8.00 UHR Hervé Gaudart betritt sein Büro, wo dem Besucher zwei Micropal-Auszeichnungen ins Auge springen; Gaudart hat sie 1995 und 1998 für die ausgezeichnete Performance des Valiber-Fonds, den er damals verwaltete, erhalten. Jeden Morgen widmet er zunächst eine gute halbe Stunde den Neuigkeiten aus dem Wassersektor, die seine Assistentin vorselektioniert hat. Eine wichtige Informationsquelle sind die E-Mails von amerikanischen und englischen Händlern, von denen Gaudart geradezu überflutet wird: «Ich muss selektiv sein, denn ich erhalte täglich über hundert solcher Informationen.» Danach wirft er einen Blick auf die Performance des Water Fund, den er lanciert hat und verwaltet. «Die 59 Titel des Portefeuilles haben dem gestrigen Einbruch an der Nasdaq mehrheitlich recht gut standgehalten», kommentiert er.
Einzig Unternehmen, die mindestens 20 Prozent ihres Umsatzes mit Wasser erwirtschaften, können in den Fonds aufgenommen werden. Deshalb handelt es sich bei der Mehrheit um Firmen aus dem Bereich Wasseraufbereitung und Anlagenbau. Gesellschaften wie zum Beispiel Nestlé können nicht in den Fonds integriert werden, da das Wassergeschäft zu wenig (Nestlé nur 9 Prozent) ihrer Geschäftstätigkeit ausmacht.
9.00 UHR Wie jeden Morgen kommen alle Analysten und Fondsmanager zusammen, um die Performance ihrer Bereiche zu besprechen. Es ist an Gaudart, die Entwicklung seines Fonds zu präsentieren: Der Water Fund konnte den nervösen Märkten die Stirn bieten; die Verluste der letzten Tage sind sozusagen spurlos an ihm vorübergegangen und haben damit den Vorteil der defensiven Sektoren aufgezeigt. Gaudart weist auf das grosse Potenzial dieser Gesellschaften hin: Weil sie von den Investoren kaum beachtet werden, sind sie, verglichen mit den Techno- und Telekom-Titeln, extrem tief bewertet. Zudem liegt bei den operationellen Margen durchaus eine strukturelle Verbesserung drin. Gaudart präzisiert: Die Anlagelieferanten können ihre Gewinne um 30 bis 40 Prozent jährlich steigern und die Wasseraufbereitungsunternehmen um etwas über 10 Prozent. Dies, weil die Nachfrage nach Trinkwasser (jährlich plus fünf Prozent) und nach Aufbereitungsanlagen stark im Steigen begriffen ist. Hinzu kommt, dass es unzählige Probleme in Bezug auf Qualität und Verschmutzung zu lösen gilt. Vor diesem Hintergrund kann die öffentliche Hand ihre Aufgabe nur mit Mühe wahrnehmen. Indem sie die Wasserversorgung an private Firmen abtritt, die über die finanziellen und technologischen Ressourcen verfügen, kann der Nachfrage Rechnung getragen werden. Der letzte wichtige Faktor ist die Konsolidierung innerhalb des Wassersektors, der heute zu 95 Prozent von der öffentlichen Hand kontrolliert wird. Weil die europäischen und amerikanischen Märkte über das grösste Privatisierungspotenzial verfügen, setzt der Fonds vor allem auf diese Märkte: die französische Suez-Loyonnaise und die amerikanische Millipore bilden die grössten Positionen des Fonds.
12.30 UHR Mittagessen mit einigen Kollegen in einem Restaurant in der Nähe der Bank. Gaudart nimmt sich gerne Zeit fürs Essen und ist froh, dass er sich nicht dem angelsächsischen System mit dem obligaten Sandwich anpassen muss. Seinem Element, dem Wasser, bleibt er heute treu und wählt Eglifilets aus dem Genfersee. Im Anschluss an die Gespräche über die Privatisierung der Wasserversorgung am Morgen interessiert sich ein Analyst für die Situation auf dem Schweizer Wassermarkt. «Im Gegensatz zu vielen Ländern wie etwa Frankreich wird die Schweiz ihren Wassermarkt frühestens in 10 oder erst 20 Jahren privatisieren. Weil in der Schweiz genügend Wasser vorhanden ist, stellt die Aufbereitung kein Problem dar. Und ausserdem erfüllt der Staat seine Aufgabe bestens», beurteilt Gaudart die Situation. Dies erklärt denn auch, weshalb mit der Christ SA nur gerade eine Schweizer Gesellschaft im Fonds vertreten ist. Nach diesem ernsthaften Gespräch gehts, sozusagen als Nachspeise, lockerer weiter. «Nach 100 Millionen Euro Anlagevolumen öffnen wir immer eine Flasche Champagner. Da wir bei 243 Millionen sind, haben wir die nächste bereits kühl gestellt».
14.00 UHR Wieder in der Bank, datiert sich Gaudart beim Wirtschaftsdienst Bloomberg auf und konsultiert die Performance seines Fonds. Danach liest er eine Analyse der amerikanischen Stuart Tech, die ein System zur Wasserstoffproduktion entwickelt. «Diese neuartige Energie könnte die gesamte Elektro- und Automobilindustrie revolutionieren. Das wasserbetriebene Auto ist damit mehr als bloss ein Traum!» Weil Gaudart in einem Grossraumbüro mit Dutzenden von Arbeitsplätzen sitzt, die nur durch Stellwände unterteilt sind, zieht er einen Gehörschutz an. «Sobald mich meine Kollegen so sehen, wissen sie, dass sie mich nicht stören dürfen.»
15.00 UHR Gaudart präsentiert an einer Marketingsitzung seinen Water Fund: «Ich investiere in Gesellschaften, die zur Verbesserung der Umweltsituation beitragen.» Als die Frage auftaucht, warum der Fonds nicht Umweltfonds genannt werde, gibt Gaudart zu bedenken, dass ein solcher Name falsch verstanden werden könnte. Der Fonds basiert überhaupt nicht auf ethischen Kriterien, sondern auf einem präzis definierten Thema: der Sauberkeit. Auch die Frage, ob sein Themenfonds nicht einfach ein Marketing-Gag sei, bringt Gaudart nicht aus der Fassung. «Es ist so, dass der Wassersektor am Anfang eine Nische darstellte, der sich keiner angenommen hatte. Ob man den Fonds nun als Marketing-Gag bezeichnet oder nicht, tut aber nichts zur Sache. Was zählt, ist die Performance.» Gewisse institutionelle Anleger sind skeptisch. Weil der einzige Referenzwert für die Performance des Fonds ein von Gaudart geschaffener Index ist, halten sie sich zurück. «Natürlich ist das ein Risiko, aber es ist auch ein Vorteil, denn ich kann mir mein Investitionsuniversum schaffen und es vor allem jederzeit anpassen.»
17.30 UHR Gaudart kontrolliert die Käufe und Verkäufe von Fondsanteilen. «Da es sich vor allem um Subskriptionen handelt, besteht meine Aufgabe darin, mir ein Bild von der verfügbaren Menge Cash für weitere Investitionen zu machen.» Heute hat er beschlossen, seine Positionen bei Tetra Tech, einer amerikanischen Firma, und bei Ballard Power, die soeben die Produktion einer neuen Brennstoffzelle angekündigt hat, zu erhöhen. «Was ich an diesem Fonds besonders mag, sind seine Diversifizierungsmöglichkeiten. Ich investiere zu einem Drittel in grosse Kapitalisierungen, ein weiteres Drittel in mittlere und den Rest in kleine. So habe ich einen ausgeglichenen Fonds.»
18.30 UHR Zeit, nach Hause zu gehen. Obwohl er jeden Tag mindestens eine Transaktion ausführt, betrachtet er sich nicht als Händler. Zudem ist sein Sektor weniger volatil als etwa der Biotech-Bereich. Es mutet schon fast philosophisch an, wenn er bemerkt, dass es auch nach einer grossen Kurskorrektur genüge, die globale Vision aufrechtzuerhalten und sich vor allem nicht verrückt machen zu lassen. «Wenn es zum Crash kommt, ist es so oder so zu spät, um zu handeln. Dann warte ich eben, bis es wieder aufwärts geht. Die Finanzakteure müssen lernen, mit ihrer Panik besser umzugehen.» Dank dieser Haltung hat es Gaudart weit gebracht: Die Performance seines Fonds betrug im vergangenen Jahr plus 19,5 Prozent, dies in einem turbulenten Börsenumfeld.
Einzig Unternehmen, die mindestens 20 Prozent ihres Umsatzes mit Wasser erwirtschaften, können in den Fonds aufgenommen werden. Deshalb handelt es sich bei der Mehrheit um Firmen aus dem Bereich Wasseraufbereitung und Anlagenbau. Gesellschaften wie zum Beispiel Nestlé können nicht in den Fonds integriert werden, da das Wassergeschäft zu wenig (Nestlé nur 9 Prozent) ihrer Geschäftstätigkeit ausmacht.
9.00 UHR Wie jeden Morgen kommen alle Analysten und Fondsmanager zusammen, um die Performance ihrer Bereiche zu besprechen. Es ist an Gaudart, die Entwicklung seines Fonds zu präsentieren: Der Water Fund konnte den nervösen Märkten die Stirn bieten; die Verluste der letzten Tage sind sozusagen spurlos an ihm vorübergegangen und haben damit den Vorteil der defensiven Sektoren aufgezeigt. Gaudart weist auf das grosse Potenzial dieser Gesellschaften hin: Weil sie von den Investoren kaum beachtet werden, sind sie, verglichen mit den Techno- und Telekom-Titeln, extrem tief bewertet. Zudem liegt bei den operationellen Margen durchaus eine strukturelle Verbesserung drin. Gaudart präzisiert: Die Anlagelieferanten können ihre Gewinne um 30 bis 40 Prozent jährlich steigern und die Wasseraufbereitungsunternehmen um etwas über 10 Prozent. Dies, weil die Nachfrage nach Trinkwasser (jährlich plus fünf Prozent) und nach Aufbereitungsanlagen stark im Steigen begriffen ist. Hinzu kommt, dass es unzählige Probleme in Bezug auf Qualität und Verschmutzung zu lösen gilt. Vor diesem Hintergrund kann die öffentliche Hand ihre Aufgabe nur mit Mühe wahrnehmen. Indem sie die Wasserversorgung an private Firmen abtritt, die über die finanziellen und technologischen Ressourcen verfügen, kann der Nachfrage Rechnung getragen werden. Der letzte wichtige Faktor ist die Konsolidierung innerhalb des Wassersektors, der heute zu 95 Prozent von der öffentlichen Hand kontrolliert wird. Weil die europäischen und amerikanischen Märkte über das grösste Privatisierungspotenzial verfügen, setzt der Fonds vor allem auf diese Märkte: die französische Suez-Loyonnaise und die amerikanische Millipore bilden die grössten Positionen des Fonds.
12.30 UHR Mittagessen mit einigen Kollegen in einem Restaurant in der Nähe der Bank. Gaudart nimmt sich gerne Zeit fürs Essen und ist froh, dass er sich nicht dem angelsächsischen System mit dem obligaten Sandwich anpassen muss. Seinem Element, dem Wasser, bleibt er heute treu und wählt Eglifilets aus dem Genfersee. Im Anschluss an die Gespräche über die Privatisierung der Wasserversorgung am Morgen interessiert sich ein Analyst für die Situation auf dem Schweizer Wassermarkt. «Im Gegensatz zu vielen Ländern wie etwa Frankreich wird die Schweiz ihren Wassermarkt frühestens in 10 oder erst 20 Jahren privatisieren. Weil in der Schweiz genügend Wasser vorhanden ist, stellt die Aufbereitung kein Problem dar. Und ausserdem erfüllt der Staat seine Aufgabe bestens», beurteilt Gaudart die Situation. Dies erklärt denn auch, weshalb mit der Christ SA nur gerade eine Schweizer Gesellschaft im Fonds vertreten ist. Nach diesem ernsthaften Gespräch gehts, sozusagen als Nachspeise, lockerer weiter. «Nach 100 Millionen Euro Anlagevolumen öffnen wir immer eine Flasche Champagner. Da wir bei 243 Millionen sind, haben wir die nächste bereits kühl gestellt».
14.00 UHR Wieder in der Bank, datiert sich Gaudart beim Wirtschaftsdienst Bloomberg auf und konsultiert die Performance seines Fonds. Danach liest er eine Analyse der amerikanischen Stuart Tech, die ein System zur Wasserstoffproduktion entwickelt. «Diese neuartige Energie könnte die gesamte Elektro- und Automobilindustrie revolutionieren. Das wasserbetriebene Auto ist damit mehr als bloss ein Traum!» Weil Gaudart in einem Grossraumbüro mit Dutzenden von Arbeitsplätzen sitzt, die nur durch Stellwände unterteilt sind, zieht er einen Gehörschutz an. «Sobald mich meine Kollegen so sehen, wissen sie, dass sie mich nicht stören dürfen.»
15.00 UHR Gaudart präsentiert an einer Marketingsitzung seinen Water Fund: «Ich investiere in Gesellschaften, die zur Verbesserung der Umweltsituation beitragen.» Als die Frage auftaucht, warum der Fonds nicht Umweltfonds genannt werde, gibt Gaudart zu bedenken, dass ein solcher Name falsch verstanden werden könnte. Der Fonds basiert überhaupt nicht auf ethischen Kriterien, sondern auf einem präzis definierten Thema: der Sauberkeit. Auch die Frage, ob sein Themenfonds nicht einfach ein Marketing-Gag sei, bringt Gaudart nicht aus der Fassung. «Es ist so, dass der Wassersektor am Anfang eine Nische darstellte, der sich keiner angenommen hatte. Ob man den Fonds nun als Marketing-Gag bezeichnet oder nicht, tut aber nichts zur Sache. Was zählt, ist die Performance.» Gewisse institutionelle Anleger sind skeptisch. Weil der einzige Referenzwert für die Performance des Fonds ein von Gaudart geschaffener Index ist, halten sie sich zurück. «Natürlich ist das ein Risiko, aber es ist auch ein Vorteil, denn ich kann mir mein Investitionsuniversum schaffen und es vor allem jederzeit anpassen.»
17.30 UHR Gaudart kontrolliert die Käufe und Verkäufe von Fondsanteilen. «Da es sich vor allem um Subskriptionen handelt, besteht meine Aufgabe darin, mir ein Bild von der verfügbaren Menge Cash für weitere Investitionen zu machen.» Heute hat er beschlossen, seine Positionen bei Tetra Tech, einer amerikanischen Firma, und bei Ballard Power, die soeben die Produktion einer neuen Brennstoffzelle angekündigt hat, zu erhöhen. «Was ich an diesem Fonds besonders mag, sind seine Diversifizierungsmöglichkeiten. Ich investiere zu einem Drittel in grosse Kapitalisierungen, ein weiteres Drittel in mittlere und den Rest in kleine. So habe ich einen ausgeglichenen Fonds.»
18.30 UHR Zeit, nach Hause zu gehen. Obwohl er jeden Tag mindestens eine Transaktion ausführt, betrachtet er sich nicht als Händler. Zudem ist sein Sektor weniger volatil als etwa der Biotech-Bereich. Es mutet schon fast philosophisch an, wenn er bemerkt, dass es auch nach einer grossen Kurskorrektur genüge, die globale Vision aufrechtzuerhalten und sich vor allem nicht verrückt machen zu lassen. «Wenn es zum Crash kommt, ist es so oder so zu spät, um zu handeln. Dann warte ich eben, bis es wieder aufwärts geht. Die Finanzakteure müssen lernen, mit ihrer Panik besser umzugehen.» Dank dieser Haltung hat es Gaudart weit gebracht: Die Performance seines Fonds betrug im vergangenen Jahr plus 19,5 Prozent, dies in einem turbulenten Börsenumfeld.
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