08.00 Uhr Bernhard Maeder, Manager des Credit Suisse Equity Fund Prime 50 Europe, lässt sich die Sommerflaute nicht anmerken und trifft sich wie immer mehrmals wöchentlich mit Analysten. Heute sitzt ihm der Staranalyst für europäische Telekomaktien eines grossen internationalen Brokerhauses gegenüber. Das Europa-Aktien-Team der Credit Suisse Asset Management erhält öfters Besuch von Firmen oder Staranalysten, denn hier in diesem Raum in der CS-Denkfabrik Uetlihof in Zürich werden nicht nur die 3,6 Milliarden Franken des Europa-Aktien-Fonds verwaltet, sondern auch die Milliarden der Anlagestiftung und Pensionskassenmandate. Diese Grösse ermögliche rege Kontakte zu den Firmen, meint Maeder. «Und unsere klar nach Themen respektive Regionen strukturierte Organisation verschafft uns auch einen intensiven internen Austausch», sagt er.

09.30 Uhr Erst beim dritten Broker, den Maeder anruft, erhält er eine plausible Erklärung für den markanten Kursanstieg von Nokia und Ericsson um 5,5 Prozent. Südkorea hat entschieden, für die nächste Generation von Mobiltelefonen vom US- auf den europäischen Standard zu wechseln. Weil damit die Chance besteht, dass China und Japan ebenfalls kippen, steigen die Aktien der Produzenten von Netzwerkausrüstung in Europa. Maeder, der Nokia und Ericsson im Vergleich zum Index massiv übergewichtet hat, fühlt sich bestätigt. Er pflegt in seinem auf führende europäische Wachstumsaktien ausgerichteten Fonds bewusst eine aktive Strategie. «Von den im Dow Jones Stoxx 50 zusammengefassten Aktien besitzen wir zwar deren 45. In der Gewichtung dieser Titel setzen wir allerdings klar Akzente», erklärt Maeder. Und die liegen im Technologiebereich.

10.00 Uhr Nachdem ein Abwicklungsproblem gelöst ist, kann Maeder endlich die zugeflossenen Neugelder investieren. «Ich sitze wie eine Spinne mitten im Netz und beaufsichtige sämtliche Abläufe wie den Handel und das Settlement und bin in ständigem Kontakt mit den internen Analysten und der Marketingabteilung», sagt der 34-jährige Portfoliomanager, der nach seinem Studium an der Hochschule St. Gallen bei diversen Finanzinstituten tätig gewesen ist und seit 1996 bei der CS Group arbeitet.

12.30 Uhr Maeder hat alle Worksheets mit den Positions- und Cashberechnungen aktualisiert und die E-Mails beantwortet. Da Roche seine Duftsparte Givaudan an die Börse gebracht hatte, musste Maeder einige Korrekturen vornehmen. Die für die Kontrolle der reglementskonformen Führung eines Fonds zuständige Compliance-Abteilung hat noch eine kleine Abweichung gefunden, die Maeder jetzt zur Ausführung einem Händler weitergibt. Anschliessend tauscht er den Businessanzug mit der Joggingausrüstung und geht für rund eine Stunde auf der Finnenbahn joggen. «Die Runden klären den Kopf und sorgen für den nötigen Ausgleich», sagt der Fondsmanager.

16.00 Uhr «Der Feind jeder Wachstumsaktie sind Gewinnwarnungen», erklärt Maeder. Dranbleiben, heisse also die Devise. Er führt deshalb noch einmal ein Gespräch mit einem Broker über den Halbleiter-Zyklus. «Ich muss unbedingt wissen, ob die extrem hohen Preise für Speicherchips zurückkommen, denn das wäre eine Gefahr für unsere Favoriten Philips, STMicro und Infineon. Andererseits könnten die Handy- und Netzwerkhersteller, in die der Prime 50 Europe 400 Millionen Euro investiert hat, von tieferen Komponentenpreisen eher profitieren.»

16.30 Uhr Maeder nutzt eine Arbitragemöglichkeit. Eine spanische Aktie, die der Fondsmanager auch als ADR in den USA halten darf, ist in den USA acht Prozent billiger als in Spanien. Er kauft die billige und verkauft die teurere. Wegen der geringen Liquidität am Freitagnachmittag kann er allerdings nicht die ganze Umschichtung abwickeln. Mit den Kollegen diskutiert er über weitere mögliche Allianzen in der Telekomindustrie. Generell erwartet Maeder in Europa ab Spätherbst steigende Aktienkurse. Mithelfen könnte auch ein Mittelzufluss aus den USA, denn die Amerikaner haben sich bislang auf Grund der Dollarstärke gegenüber dem Euro gescheut, in Europa gross einzusteigen. Die vielen Neueinsteiger an den Aktienmärkten suchten zudem ebenfalls vermehrt Qualitätsaktien. Das dürfte seinem Fonds zu neuem Schub verhelfen.

18.00 Uhr Bernhard Maeder räumt sein Pult auf. «Heute war ein guter Tag.» Den Referenzindex jedenfalls hat er an diesem Freitag um 0,6 Prozentpunkte geschlagen.
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