Fussball-Legende Johan Cruyff hat einmal gesagt: «Wähle den besten Spieler für jede Position und du bekommst nicht nur eine starke Elf, sondern eine Mannschaft mit elf starken Einzelspielern.»
Seine weisen Worte sollten nicht nur bei der Aufstellung eines Fussballteams beherzigt werden, sondern auch beim Aufbau eines Anlageportfolios. Zwar wird man nun bis zum nächsten Jahr warten müssen, bis das Publikum die Spiele der besten Teams Europas um eine der begehrtesten Trophäen im Fussball verfolgen können. Dafür aber haben wir von Aberdeen Standard Investments die elf besten Unternehmen, die Europa zu bieten hat, als «potenzielle Siegermannschaft» für ein Portfolio ausgewählt.
Ben Ritchie ist Head of European Equities und Jamie Mills O’Brien ist Investment Manager bei Aberdeen Standard Investments.
Dem Rat von Cruyff folgend, sollte ein Portfoliomanager bei der Auswahl von Unternehmen neben robusten Finanzkennzahlen auch auf sich ergänzende Kompetenzen, Geschäftsmodelle und strukturelle Wachstumstreiber achten.
Daraus resultiert nach unserer Einschätzung ein Portfolio mit defensiven Qualitäten, die es zum Meistern unausweichlicher Herausforderungen wie zum Beispiel der gegenwärtigen Krise braucht. Das Portfolio sollte aber auch in der Lage sein, offensive Chancen zu nutzen.
Konstanz ist für einen Torwart und für den Sieg entscheidend – auch wenn diese Position nur selten die Anerkennung bekommt, die sie verdient. Im Rückraum arbeiten und dabei enormen Mehrwert liefern: Diesen Job könnte die aus Irland stammende Kerry Group übernehmen.Als wichtiger Lieferant von Inhaltsstoffen für Konsumgüterhersteller stellt Kerry ein kostengünstiges Produkt her, das jedoch erheblichen Einfluss auf das Endprodukt hat – angefangen von Chips bis hin zu Guacamole. Und wegen des Engagements in vielen verschiedenen Regionen und Kundensegmenten erzielte das Unternehmen bisher ein konstantes Wachstum.
Die Aufgabe des Aussenverteidigers verändert sich gegenwärtig. Während bei früheren Europameisterschaften der auf hartes Tackling versierte Spielertyp gefragt war, verlangt das moderne Spiel Vielseitigkeit, also eine Mischung aus Schnelligkeit, defensivem Geschick und technischem Können.
Auch wenn die zwei hier ausgewählten Firmen nicht aus Deutschland stammen, zeichnen sie sich doch durch viele Eigenschaften eines Phillip Lahm aus. Mit einem Mix aus Schutz vor Abwärtsrisiken und attraktiven Wachstumsthemen haben wir für die Verteidigung auf der linken Seite den französischen Zahlungsdienstleister Worldline und auf der rechten Seite das niederländische Internet-Unternehmen Prosus ausgesucht.
Früher hätte man beide bei solchen Turnieren als Aussenstürmer oder vielleicht als offensive Aussenverteidiger eingesetzt – was zeigt, wie schnell sich das Fussballspiel verändert hat. Prosus hat bei einigen der weltweit rasantesten Konsumtrends die Führung übernommen. Dazu gehören Lebensmittellieferdienste und die Skalierung von Internet-Plattformen. Für die so wichtige defensive Komponente sorgt eine hohe Nettobarposition.Worldline hat sich auf die gleichen Themen spezialisiert wie seine bekannteren amerikanischen Konkurrenten. Sein stärker diversifiziertes Geschäftsmodell bedeutet jedoch ein etwas schwächeres Wachstum, das dafür aber um einiges verlässlicher ist.
Die für das Zentrum der Verteidigung ausgewählten Spieler erscheinen – zumindest auf den ersten Blick – als klare Sache. Der Versorger RWE aus Essen steht für deutsche Zuverlässigkeit. Ihm zur Seite stellen wir den französischen Bahntechnikkonzern Alstom.
Sie sorgen für eine Innenverteidigung in der besten defensiven Tradition beider Länder, man denke nur an Lilian Thuram und Per Mertesacker. Eine deutsch-französische Partnerschaft lag auch deshalb auf der Hand, weil die beiden Länder die stärksten Befürworter des 750 Milliarden Euro schweren Wiederaufbauprogramms der EU sind.
Das erneuerbare Energiengeschäft von RWE wächst rasant und gehört zu den beeindruckendsten rund um den Globus. Alstoms Zielmarkt wiederum erhält aktuell Rückenwind durch staatliche Ausgabenprogramme, die den Schienenverkehr wegen seiner ökologischen Vorteile zunehmend begünstigen
Als Spielmacher, der die Fäden zieht und die Mannschaft dirigiert, fiel die Wahl ohne Zögern auf ASML. Das niederländische Unternehmen ist eines der zentralen Glieder der weltweiten Halbleiter-Lieferkette. Das macht es für die wichtigsten Technologietrends der kommenden Jahrzehnte unverzichtbar.
Den defensiven Part übernimmt das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk. Jedes Team braucht einen Spieler mit überragender Spielintelligenz. Davon besitzt Novo Nordisk reichlich, hat es doch seit jeher als Weltmarktführer in der Diabetesbehandlung bei jeder wichtigen Therapieform die Nase vorn. Zudem nennt es eines der weltweit stärksten Portfolios mit geistigem Eigentum im Gesundheitssektor sein Eigen.
Italien ist bei grossen Turnieren meist ganz vorne mit dabei. Die technische Finesse eines Alessandro Del Piero und die innovative Brillanz von Francesco Totti kommen vielleicht am besten in Italiens führender Internetbank Finecobank zum Tragen. Wir sind begeistert von ihrer Widerstandsfähigkeit in der aktuellen Krise.
Den Platz auf dem Flügel des Mittelfelds hat sich Fineco jedoch durch sein starkes Wachstum verdient, denn es vergrössert seinen Marktanteil am Internet-Geschäft und entwickelt laufend neue Produkte.
Die Schweizer Fussballgeschichte ist vielleicht weniger ruhmreich. Dafür ist die Alpenrepublik in aller Welt als Heimat zahlreicher erstklassiger Unternehmen bekannt. Für die gegenüberliegende Flanke haben wir uns für Partners Group entschieden. Geschwindigkeit und Wachstum durch die nachhaltige Verlagerung hin zu den Private Markets sind die zentralen Stärken dieses Unternehmens, das zu den weltweit erfolgreichsten Marken im Bereich der Private-Markets-Anlagen zählt.
Diverse grossartige Stürmer-Paare haben den Europameisterschaften vergangener Jahre ihren Stempel aufgedrückt. Thierry Henry und David Trezeguet fallen einem da sofort ein. Auch wenn der moderne Fussball zunehmend nur eine Spitze favorisiert, haben wir uns für eine Paarung mit unterschiedlichen, aber sich vielleicht ergänzenden Fähigkeiten entschieden.
Spanien spielt seit vielen Jahren in der Top-Liga des europäischen Fussballs. Mit Amadeus, dessen Produkte ein wichtiges Rädchen im Getriebe der Reisebranche sind, haben wir unseren Sturm besetzt. Ähnlich wie Fernando Torres, der nach wenig berauschenden Vereinssaisons bei internationalen Turnieren brillierte, ist Amadeus für seine Fähigkeit bekannt, bestens mit schwierigen Rahmenbedingungen zurechtzukommen.
Während das spanische Unternehmen der Joker für ein solches Turnier ist, ist die Deutsche Börse der effizientere, verlässlichere und vielseitigere Stürmer. Ihre wachstumsstarken Geschäftsfelder sorgen für hohe einstellige Zuwachsraten, während die zyklischen Sparten eine willkommene Absicherung gegen höhere Schwankungen und Zinsen bieten und damit gut in dieses Portfolio passen. Ein moderner Lukas Podolski eben.
Aber keine Mannschaftsaufstellung ohne Diskussionen. So gibt es etliche Spieler, die nicht zum Zuge kamen, darunter Airbus. Der Rummel um das Unternehmen hätte den Rest des Teams vom Wesentlichen abgelenkt. Wir sind aber nach wie vor zuversichtlich, dass es im Rennen um einen Platz im EM-Kader dabei sein wird.
Sein A320 ist das erfolgreichste Verkehrsflugzeug aller Zeiten und behauptet seine zunehmend dominante Stellung in einem der resilientesten Segmente dieses Marktes. Hinzu kommt die starke Finanzkraft, die die Erwartung bestärkt, dass Airbus gut durch diese Krise kommen wird. In jedem Land lassen sich Gewinner finden, wenn ein Vermögensverwalter über die Flexibilität verfügt, sich die besten Player aus ganz Europa herauszupicken.