Die Konzerne von Luxusgütern bekommen zurzeit das schwierige Wirtschaftsumfeld zu spüren. Das merkt nun auch der eigentliche Börsenliebling Richemont. Im vorbörslichen Handel gerät die Richemont-Aktie regelrecht unter die Räder. Sie büsst rund 5 Prozent auf einen Mittelkurs von 107 Franken ein, was nur noch wenig über dem Jahrestiefkurs von 103 Franken ist. Bereits in den letzten Wochen hat der Schweizer Luxusgüterkonzern die Kursgewinn von Anfang Jahr wieder verloren. 

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Auslöser der Börsenverluste vom Freitagmorgen sind die publizierten Zahlen zum Halbjahresergebnis. Gerade im zweiten Quartal schwächte sich das Wachstum stark ab, weshalb das Ergebnis unter den Erwartungen ausgefallen ist. 

Der Gruppenumsatz stieg in der Zeit von April bis September um 6,0 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro, wie der Hersteller von Luxusuhren der Marken Piaget oder IWC sowie teurem Schmuck von Cartier oder Van Cleef & Arpels am Freitag mitteilte. Das operative Ergebnis (EBIT) aus dem weitergeführten Geschäft belief sich auf 2,7 Milliarden Euro. Das ist auf vergleichbarer Basis ein Minus von 2,0 Prozent. Unter dem Strich verblieben 2,2 Milliarden Euro – ein Plus von 3,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Mit diesen Zahlen verfehlt Richemont selbst die pessimistischsten Analystenschätzungen. Durchschnittlich war ein Umsatz von 10,36 Milliarden erwartet worden. Und beim operativen Ergebnis blieb der Konzern noch deutlicher hinter den Erwartungen zurück. Dort lag die Prognose bei 2,85 Milliarden Euro.

In beiden wichtigen Sparten hat Richemont zurzeit Probleme. Beim margenstarken und eigentlich krisenresistenten Schmuckgeschäft ist der Luxusgüterhersteller an den Erwartungen gescheitert. Und das Geschäft mit Luxusuhren läuft nicht wie gedacht und hat deutlich weniger als erwartet zum operativen Gewinn beigetragen. 

Reagieren nun die Analysten?

Einen konkreten Ausblick für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2023/24 gab Richemont wie üblich nicht ab. Der Verwaltungsratspräsident Johann Rupert weist in der Mitteilung aber darauf hin, dass das erste Halbjahr stark begonnen habe und sich das Wachstum in zweiten Quartal dann unter dem Einfluss des Inflationsdrucks, der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und der geopolitischen Spannungen abgeschwächt habe. Das lässt sich als eher vorsichtige Prognose für das zweite Halbjahr deuten.

Es ist also durchaus erwartbar, dass viele Analysten ihre künftigen Schätzungen nach unten anpassen werden. Dabei gilt Richemont in Börsen- und Bankenkreisen eigentlich als die beliebteste SMI-Aktie überhaupt. So gibt es kaum eine Bank, die den Richemont-Titel nicht zum Kauf anpreist. Nun aber befürchten Börsenbeobachter sogar, dass der eine oder andere Analyst seine Kaufempfehlung in Frage stellen könnte. 

(awp/mth)