Marc Hayek, Sohn des Uhrenpatrons Nicolas G. Hayek und neuer Chef von Blancpain, gibt sich punkto Wachstum in einer Sache überraschend bescheiden: «Die Kapazität für diese Stücke bleibt limitiert», sagt er. «Und wir haben nicht im Sinn, dies zu ändern.»
Hayek spricht über erotische Uhren, eine Sparte bei der Uhrenmanufaktur Blancpain, die nach wie vor sehr wenig bekannt ist.
Erotische Uhren, man ahnt es, gibt es schon so lange, wie es Uhren gibt. König Farouk hat welche geordert, der Autobauer Henry Ford ergötzte sich daran, und auch Popmusiker Elton John hat ein kleines Faible für die frivolen Ticker.
Niklaus Meienberg, verstorbener Schweizer Schriftsteller und Journalist, beschreibt in einer Reportage, wie er sich als Pubertierender ob einer erotischen Uhr im Elternhaus hormonell leicht echauffierte (nachzulesen in «Reportagen aus der Schweiz»). Aber auch heute lassen gestandene Männer bei Uhren ihren Fantasien gerne freien Lauf.
Jean-Vincent Huguenin, Graveur bei Blancpain und seit zehn Jahren für die Produktion erotischer Uhren zuständig, ist jedenfalls mitunter mit eher speziellen Wünschen konfrontiert: «Ein Kunde wollte unbedingt dargestellt werden, wie er den Liebesakt auf der Motorhaube eines Ferrari vollzieht», erinnert er sich. Bis zu 180 000 Franken kosten die Uhren.
Auch beim Uhrmacher Svend Andersen werden erotische Uhren hergestellt – nicht selten auf Grund von Fotos, die der Kunde mitbringt. «Ein Mann bestand sogar darauf, dass auch eine Narbe auf seinem rechten Bein abgebildet wird», sagt Svend Andersen.
Die verrückteste Bestellung bei Andersen war eine Uhr, auf der sich Ex-US-Präsident Bill Clinton mit der Praktikantin Monica Lewinsky im Oval Office verlustiert. Svend Andersen trug sie eine Zeit lang selber – mit durchschlagendem Erfolg. Rund zehn Exemplare davon produzierte er schliesslich. Zum Preis von 80 000 Franken das Stück waren sie in Rekordzeit weg. TV/PAS