Der weltweite Konjunkturausblick hat sich im Verlauf der letzten Monate gebessert, in erster Linie aufgrund der Lockerung der Handelsspannungen zwischen den USA und China. Den ersten Anzeichen nach zu urteilen hat das Phase-1-Handelsabkommen im Dezember zu allgemein deutlich optimistischeren Erwartungen geführt, und es ist davon auszugehen, dass es deshalb sowohl beim rückläufigen Welthandel als auch bei den stark zurückgegangenen Unternehmensinvestitionen in vielen grossen Volkswirtschaften im Jahr 2019 eine direkte Gegenentwicklung zu beobachten geben wird.
Ebenfalls sollte dadurch verhindert werden, dass sich das kürzliche schwache Wachstum im Fertigungssektor – ein Sektor, der sehr intensiv auf die weltweite Konjunktur reagiert – auf den wesentlich grösseren Dienstleistungssektor ausweitet.
- Michael Grady ist Head of Investment Strategy und Chefökonom bei Aviva Investors.
Wie jedoch im gesamten Jahr 2019 erkennbar war, kann jede Einigung im Handelskrieg lediglich vorübergehend sein. Es ist zu erwarten, dass der strategische Wettstreit zwischen China und den USA die globale Wirtschaftsentwicklung noch viele weitere Jahre lang beeinflussen wird, unabhängig von der jeweiligen Regierung im Weissen Haus.
Obwohl noch mehrere andere Risiken für einen wirtschaftlichen Abschwung bestehen, wie die bislang noch unabsehbaren Auswirkungen des derzeit stattfindenden Coronavirus-Ausbruchs in China, ist die Wahrscheinlichkeit eines erheblichen Abschwungs oder sogar einer Rezession im Jahr 2020 nun geringer. Da die Federal Reserve Bank die Zinssätze seit Juli um 75 Basispunkte reduziert hat und viele weitere Zentralbanken ihre Geldpolitik ebenfalls gelockert haben, fand im Jahr 2019 eine erhebliche Lockerung der Finanzbedingungen statt, und die Bedingungen sind nun so locker wie seit einigen Jahren nicht mehr.
Zinssätze haben noch Aufwärtspotenzial
In Anbetracht dieses Hintergrunds ist anzunehmen, dass die Aktienmärkte weiterhin Spielraum nach oben haben. Obwohl sich die Bewertungen grösstenteils gleichauf mit oder über ihren langfristigen Durchschnittsbewertungen befinden, kann man davon ausgehen, dass sie in Anbetracht der historisch niedrigen Zinssätze noch etwas Aufwärtspotenzial haben.
Zudem flossen im Jahr 2019 beträchtliche Summen von Aktienfonds in Anleihen- und Kapitalmarktfonds. Eine Umkehr dieser Geldströme Anfang 2020 – vor allem von Privatanlegern – ist wahrscheinlich. Im Hinblick auf die verschiedenen Weltregionen bevorzugen wir Japan, da es sich hier nach wie vor um einen der günstigsten Märkte der Welt handelt, auf dem Aktien vom kürzlichen Konjunkturprogramm profitieren sollten.
Umstellung auf 5G-Mobilfunktechnologie wird sich positiv auswirken
Auf granularer Ebene erkennen wir interessante Gelegenheiten im Technologiesektor und bei anderen Unternehmen, die in der Lage sind, komplexe Datenanalysen effektiv in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren. Die Umstellung auf 5G-Mobilfunktechnologie wird sich höchstwahrscheinlich auch auf Unternehmen, die während der Technologieimplementierung Komponenten und Dienste für Telekommunikationsunternehmen bereitstellen, sowie auf die Hersteller von Mobilgeräten positiv auswirken.
Unsere Einschätzung des Marktes sowohl für Staatsanleihen als auch für Unternehmensanleihen ist weitgehend neutral.