Deutschland ist die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt und die führende Europas. Den Deutschen geht es momentan noch blendend. Um 3,1 Prozent ist die Wirtschaft 2006 real gewachsen, 2007 waren es 2,6 Prozent. Selbst die zuvor mit über 8 Prozent dramatisch hohe Arbeitslosigkeit ist dadurch deutlich, auf 6,4 Prozent, zurückgeglitten.
Der gute Gesamtzustand des Landes hat sich schliesslich auch im deutschen Kapitalmarkt niedergeschlagen: Während die meisten führenden Indizes der westeuropäischen Börsen 2007 entweder Verluste oder nur unwesentliche Gewinne verzeichneten, legte der DAX um mehr als 20 Prozent zu. Der deutsche Leitindex enthält die 30 grössten Unternehmen des Landes. Im März 2003 lag er bei 2200 Punkten, seither hat er, abgesehen von unwesentlichen Dellen, bis Ende 2007 stetig um insgesamt 260 Prozent zugelegt.
Der Export-Weltmeister hat seit 2006 stark vom internationalen Wirtschaftsaufschwung profitiert. Der teure Euro, die befürchtete Abschwächung vor allem in den USA und die Bankenkrise bremsen nun. Die OECD rechnet für das laufende Jahr noch mit einem Wachstum des BIP von 1,8 Prozent.
Auf den Kapitalmärkten geht niemand von einer scharfen Korrektur aus: «Enttäuschungen auf der Gewinnseite sollte es nur wenige geben», ist Susan Levermann, Fondmanagerin eines Deutschland-Fonds von DWS, überzeugt. «Im deutschen Markt zeigen sich keine deutlichen Überbewertungen.» Die Analystengemeinde insgesamt erwartet für das Jahr 2008 ein Gewinnwachstum der deutschen Unternehmen von zwölf Prozent. Möglicherweise steht diese euphorische Einschätzung allerdings unter dem Einfluss des nunmehr fünf Jahre anhaltenden Bullenmarktes. Oliver Maslowski und Thomas Grünenfelder, Deutschland-Spezialisten und Fondsmanager bei Julius Bär, sind vorsichtiger: Sie sehen das Wachstum bei acht bis neun Prozent, was einem Stand des DAX von maximal 8700 Punkten Ende 2008 entsprechen würde.
Ein Vorteil des deutschen Aktienmarktes ist für einmal der geringe Anteil des Finanzsektors, für den wegen der Subprime-Krise die Risiken besonders hoch sind. Da die Unternehmen noch immer äusserst gesunde Bilanzen – mit einem guten Polster an Eigenkapital – ausweisen, droht ihnen auch von einer allfälligen Kreditverengung kaum Ungemach.
Schaut man sich Branchen und einzelne Titel an, so stechen diejenigen heraus, die weniger vom Export abhängig sind, besonders von jenem in die USA. Da sind einmal die Versorgungsunternehmen E.ON und RWE, die beide kaum in Amerika engagiert sind. E.ON hat zwar schon im vergangenen Jahr um 40 Prozent zugelegt – Analysten setzen aber weiter auf den Energieversorger. Einerseits zeigt dieser ein starkes Wachstum in den Schwellenländern, aber auch sein Management wird äusserst solide eingeschätzt.
Ein weiterer Tipp ist das Industriegas-Unternehmen Linde. Dieses ist zwar im Dollarraum mit 20 Prozent Umsatz stark vertreten, doch produziert es dort auch und leidet deshalb innerhalb des Chemiesektors am wenigsten unter der Eurostärke. Zudem kann das Unternehmen höhere Energiepreise auf die Kunden abwälzen, wie die Analysten von Julius Bär zu bedenken geben.
Weitere Chancen in Deutschland bieten die bekannten Restrukturierungsfälle wie etwa Siemens oder die Autounternehmen VW und Daimler. Doch sind hier die Risiken auch entsprechend höher – die Restrukturierung bei Siemens dauert schliesslich schon sieben Jahre. Investitionen in diese Unternehmen sind zudem eine Wette darauf, dass die Weltwirtschaft insgesamt nicht einbricht.