Die wirtschaftliche Lage Spaniens lässt sich am besten mit jener der USA vergleichen. Auch die Spanier haben über Jahre von scheinbar unaufhörlich steigenden Immobilienpreisen profitiert. Das neue Immobilienvermögen und die damit leicht erhältlichen Kredite haben wie in Übersee zu einer wachsenden Verschuldung sowohl von Privaten wie auch von Unternehmen geführt.

Die sich durch die beförderte Konsumfreude im Land und die explodierenden Bauinvestitionen aufblähende Immobilienblase hat Spaniens Wirtschaft noch bis vor kurzem zu traumhaften Wachstumsraten verholfen: In den letzten drei Jahren wuchs das Bruttoinlandprodukt (BIP) stets um mehr als 3,5 Prozent. Wundersame Wachstumsraten haben sich entsprechend auch an der spanischen Börse gezeigt. Über die letzten fünf Jahre hat sich der Index der grössten Unternehmen, der Ibex 35, mehr als verdoppelt.

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Das Bild wäre noch berauschender, hätte der Index nicht innerhalb eines Jahres um fast 8 Prozent korrigiert, seit Anfang Jahr sogar um mehr als 13 Prozent. Die Party ist wie in den USA auch in Spanien vorbei, und der Kater hat eingesetzt.

Mit sinkenden Immobilienpreisen löst sich jetzt das scheinbare Vermögen vieler Spanier in Luft auf, die Verschuldung drückt. Der resultierende Einbruch bei Konsumausgaben und Bauinvestitionen lässt die inländische Nachfrage wegbrechen. Was bleibt, sind eine für 2008 zu erwartende Inflation von mehr als 3,6 Prozent und ein hohes und weiter zunehmendes Aussenhandelsdefizit von beinahe 9 Prozent, gemessen am BIP.

Auch der spanische Aktienmarkt wirkt angesichts dieser Umstände zurzeit wenig einladend. Die Bau- und Immobilienbranche, die im Ibex 35 besonders stark vertreten ist und deshalb auch wesentlich zum Börsenboom der vergangenen Jahre beigetragen hat, ist heftig in die Krise geraten. Allein das Immobilienunternehmen Inmobiliaria Colonial zum Beispiel hat innert Jahresfrist 80 Prozent seines Börsenwerts eingebüsst.

Dennoch lassen sich auch im spanischen Markt Chancen finden. David Brönnimann, Aktienanalyst bei Credit Suisse, verweist hierzu vor allem auf international ausgerichtete Unternehmen, die von der erwarteten Abkühlung in Spanien weitgehend verschont bleiben: «Viele haben insbesondere in Lateinamerika und in anderen aufstrebenden Ländern gute Wachstumschancen.»

Positiv fällt etwa das Telekomunternehmen Telefónica auf, das sich vor allem in Lateinamerika und Europa engagiert und insbesondere im Mobile-Bereich dank Kundenzugewinnen sogar im Heimmarkt weiter zulegen kann. Interessant ist weiter das Energieunternehmen Iberdrola mit seiner Tochter Iberdrola Renovables, der Weltmarktführerin bei erneuerbaren Energien. In diesem Bereich ist weltweit nicht mit einer deutlich einbrechenden Nachfrage zu rechnen.

Aber auch international tätige spanische Banken sollten auf dem Radarschirm der Investoren verbleiben: ganz besondes der Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA). Die Bank ist ebenfalls stark in Lateinamerika, hauptsächlich in Mexiko, engagiert und profitiert dort von einer zunehmenden Nachfrage nach Bankdienstleistungen. Das Institut ist nicht mit Subprime-Anlagen belastet und verfügt für das laufende Jahr über ein günstiges erwartetes KGV von 8.