Als Griechenlands Premier Kostas Karamanlis letztes Jahr in einer Festrede auf dem Athener Pnyx-Hügel die EU-Mitgliedschaft seines Landes als eine der grössten Errungenschaften in der jüngeren Geschichte pries, wusste er exakt, warum. Denn seit dem Beitritt der Hellenen zur damaligen Europäischen Gemeinschaft im Jahr 1981 kurbeln scheinbar nie endende Geldquellen aus Brüssel die griechische Wirtschaft kräftig an. So wurden von der EU im Rahmen der Kohäsionspolitik seit 1988 insgesamt 480 Milliarden Euro freigesetzt, die in benachteiligte Regionen investiert wurden, in erster Linie in Griechenland, gefolgt von Portugal und der Republik Irland.

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Zwar gerieten die Direktzahlungen mit der Erweiterung der EU im Jahr 2004 etwas ins Stocken – dennoch kann sich Griechenland noch bis 2013 über einen EU-Zustupf von 20 Milliarden Euro freuen. Wen wundert es daher, dass Griechenlands Wirtschaftswachstum seit Jahren über dem EU-Schnitt liegt, nämlich bei rund vier Prozent. Ein grosser Teil dieser Gelder floss und fliesst in Griechenlands Infrastruktur, wovon Baukonzerne wie Michaniki profitieren. Kaum jemand hatte daran geglaubt, und doch schaffte es die heimische Bauindustrie, die Stadien termingerecht fertig zu stellen, als die Olympiade 2004 in Griechenland gastierte.

Neben der Baubranche dominiert in Griechenlands Wirtschaft auch der Bankensektor. Dieser macht an der Athens Stock Exchange (ASE) rund 36 Prozent der Gesamtkapitalisierung aus. Dahinter folgen der Telekombereich mit elf Prozent sowie die Lotterieunternehmen mit neun Prozent. «Viele Investoren werfen Griechenland trotz der EU-Zugehörigkeit und der Umstellung auf den Euro in denselben Topf wie die Entwicklungsländer», so Ralph Luther, Fondsmanager bei Berenberg. Dabei übersehen viele, dass es zahlreiche Unternehmen geschafft haben, sich frühzeitig nach neuen Entwicklungschancen umzusehen und in osteuropäischen Ländern Fuss zu fassen. So haben sich vor Jahren schon viele griechische Firmen in Rumänien, Bulgarien, Mazedonien und der Türkei positioniert. Vor allem die Banken verstanden es frühzeitig, in diesen Ländern oganisch zu wachsen.

Bis zu 20 Prozent der Profite im Bankensektor erwartet man im laufenden Jahr aus Süosteuropa. Die National Bank of Greece beispielsweise erzielt bereits 30 Prozent ihrer Gewinne in der Türkei.

Vor einigen Jahren noch interessierten sich die Griechen kaum dafür, an der heimischen Börse zu investieren. Mit zunehmender Internationalisierung der Firmen und der besseren Ausbildung der Mitarbieter hingegen entdeckten sie die Möglichkeiten, indirekt von der brummenden Wirtschaft ihres Landes zu profitieren. Damit sorgten sie in den letzten Jahren für enorme Kurssprünge an der ASE, dem Hauptsegment der griechischen Börse, zumal aufgrund des niedrigen Handelsvolumens dort bereits kleine Käufe für Kursavancen sorgten. Für einen Boom sorgten ausländische Investoren vor rund vier Jahren. Sie halten mittlerweile jede zweite griechische Aktie. Dennoch fristet die ASE mit einem Umsatz von 300 bis 400 Millionen Euro pro Tag noch immer ein Schattendasein, gerade im Vergleich mit der türkischen Börse, wo der Umsatz doppelt so hoch liegt.

Zumindest die Politiker scheinen ihre Aufgaben lösen zu wollen: So wurde erst unlängst der Unternehmenssteuersatz von 30 auf 20 Prozent gesenkt. Was hingegen noch ansteht, ist eine Rentenreform, zumal die Griechen bereits mit 60 Jahren in Pension gehen. Doch diese wichtige Reform für Griechenlands Volkswirtschaft wird wohl noch länger auf sich warten lassen.