Sowohl beim Fussball als auch bei der Wirtschaft: Tschechien gehört zu den Klassenbesten unter den einstigen kommunistischen Staaten Osteuropas. In den letzten beiden Jahren belief sich das Wirtschaftswachstum gemessen am Bruttoinlandprodukt (BIP) auf 6,4 Prozent (2006) respektive 6,5 Prozent (2007). Auch die Inflationsrate lag mit 2,8 Prozent im letzten Jahr tiefer als in den meisten anderen Ländern der Region.
In nächster Zukunft wird das makellose Bild der Wirtschaft aber etwas Lack verlieren: Für 2008 erwarten die Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF) ein schwächeres BIP-Wachstum von noch 4,2 Prozent und eine sich mehr als verdoppelnde Inflation von 6 Prozent. Dieser dramatische Anstieg geht aber hauptsächlich auf Einmaleffekte zurück.
Getrieben wurde das tschechische Wachstum bisher vor allem vom inländischen Konsum, dieser wiederum ist auf steigende Einkommen und eine abnehmende Arbeitslosigkeit zurückzuführen. Die Teuerung wird dem Konsum nun aber einen Dämpfer aufsetzen. Damit wird der Export zur Hauptstütze von Tschechiens Wirtschaft. Hier dominieren vor allem Automobile und Industriegüter.
Auf Tschechiens Kapitalmarkt finden sich diese Branchen aber kaum vertreten. Die Produktionsanlagen befinden sich im Besitz ausländischer Konzerne, die ihre Produktion wegen günstiger Löhne und tiefer Steuern ins Land an der Elbe verlagert haben. Sollte als Folge der Subprime-Krise in den USA das weltweite Wirtschaftswachstum deutlich Schaden nehmen und sollten VW oder Hyundai deshalb weniger Autos absetzen können, so litte auch der tschechische Wirtschaftsstandort.
Nur gerade vier Unternehmen beherrschen 80 Prozent des Prager Aktienindex, der ohnehin bloss 13 Titel umfasst. Alleine die Erste Bank und der Elektrizitätsversorger CEZ machen die Hälfte des Index aus, dazu kommen noch die Telefónica O2 und die Komercni Banka.
Wie schon diese Namen vermuten lassen, sind am tschechischen Aktienmarkt viele Firmen entweder Tochtergesellschaften ausländischer Gesellschaften oder nur zweitkotiert. Zu Letzteren zählen etwa die österreichischen Unternehmen Erste Bank und Vienna Insurance, die hauptsächlich in Wien gelistet sind: Hier ergibt ein Engagement an der Prager Börse wenig Sinn.
Anders sieht es bei den Tochtergesellschaften ausländischer Konzerne aus, denn sie widerspiegeln vor allem den lokalen Markt. Telefónica O2, die Tochter des spanischen Telefónica-Konzerns, oder die Société-Générale-Tochter Komercni Banka sind ausschliesslich in Tschechien tätig. Beide prosperieren dank der insgesamt stabilen Wirtschaftslage und dem starken Konsum in Tschechien prächtig. Die Komercni Banka ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13,2 für eine Bank allerdings stolz bewertet. Der Kurs hat von mittlerweile abgeebbten Spekulationen profitiert, die Société Générale müsse wegen ihrer Milliardenabschreiber ihre ausländischen Töchter verkaufen.
Laut Doris Stadler, Portfoliomanagerin bei der Ersten Sparinvest, ist der tschechische Markt von seinen Branchen her eher defensiv aufgestellt. «Weil die Wirtschaft des Landes aber insgesamt stark vom Export lebt, werden die Unternehmen an der Prager Börse sich einem deutlichen Abschwung der Weltwirtschaft dennoch nicht entziehen können», sagt Doris Stadler.