Der Euro steht an den Finanzmärkten angesichts der Gaskrise Europas weiter unter Druck. Am Montagmorgen fiel die Gemeinschaftswährung bis auf 0,9881 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit knapp 20 Jahren. Weniger hatte ein Euro zuletzt zum Ende des Jahres 2002 gekostet.
Auch zum Franken hat sich der Euro über das Wochenende abgeschwächt – er wird derzeit zu 0,9716 Franken gehandelt und damit rund einen halben Rappen tiefer als noch am Freitagabend.
Steigende Rohstoffpreise haben Euro geschwächt
«Der Euro hat mehr Abwärtspotenzial, da die volle Auswirkung der unbefristeten Kürzung der russischen Gaslieferungen nach Europa noch aussteht», sagte Rodrigo Catril, Währungsstratege bei der National Australia Bank.
Seit Russlands Einmarsch in der Ukraine sind die Rohstoffpreise drastisch in die Höhe getrieben und die Beziehungen zwischen dem Kreml und Europa beschädigt. Das hat wesentlich dazu beigetragen, dass der Euro im vergangenen Monat zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten die Parität zum Dollar erreicht hat.
Euro könnte sechs Monate unter Parität zum Dollar bleiben
Analysten der Goldman Sachs Group haben unter der Leitung von Kamakshya Trivedi ihre Prognosen für den Euro in den nächsten drei Monaten von zuvor 99 Cent auf 97 Cent gesenkt, wie sie am Freitag vor der Bekanntgabe der verschiedenen Hilfspakete in einer Notiz mitteilten.
Die Goldman Sachs-Analysten glauben auch, dass der Euro über einen Zeitraum von sechs Monaten unter der Parität zum Dollar bleiben wird. Zuvor hatten sie eine Erholung auf 1,02 Dollar prognostiziert.
«Während der Euroraum gute Fortschritte bei der Anhäufung von Gasspeichern für den kommenden Winter gemacht hat, ist dies um den Preis einer beträchtlichen Zerstörung der Nachfrage durch Produktionskürzungen geschehen und schliesst das Risiko einer schwerwiegenderen Störung während des Winters nicht vollständig aus», schreiben die Analysten in ihrer Mitteilung.
(Awp/Bloomberg/bsc)