Beim Börsengang vor fünf Jahren im Mai 2012 waren Analysten skeptisch. Viele Experten sahen das Geschäftsmodell von Facebook auf schwachen, ja tönernen Füssen. Der Hauptkritikpunkt der Börsenfachleute lautete: Das Unternehmen wird Probleme haben, seine Millionen und Abermillionen Nutzerkontakte in Werbung und damit bare Münze umzuwandeln.
Nun allerdings hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg in den letzten Jahren mehr und mehr bewiesen, dass sein Unternehmen doch Umsatz und Gewinne schreiben kann. Und zwar mit rasant steigender Tendenz. Nachdem der Social-Media-Konzern in 2012 Umsätze von 5,1 Milliarden Dollar generieren konnte, waren es 2013 mit 7,9 Milliarden Dollar rund 55 Prozent mehr. 2014 gab es weitere Steigerungen der Erlöse im gleichen Tempo und auch 2015 blieb mit einem Umsatzplus von rund 45 Prozent auf 17,9 Milliarden Dollar kaum zurück.
Teuer, aber nicht zu teuer
Im vergangenen Jahr kam es sogar zu einem noch grösseren Umsatzschub als im Jahr davor. Die Erlöse von Facebook kletterten in 2016 um 54,2 Prozent auf 27,6 Milliarden Dollar und damit genau so schnell, wie in früheren Glanzjahren. Mit einem Ergebnis je Aktie von 3,49 Dollar – KGV 38,4 – ist das Nasdaq-Mitglied auf den ersten Blick zwar nicht günstig bewertet. Doch immerhin hat sich der Gewinn je Anteil in den letzten drei Jahren fast versechsfacht und ein jährliches Gewinnplus von rund 80 Prozent würde natürlich auch ein 38er-KGV und auch mehr rechtfertigen.
Die Kursverdopplung der Aktie in den letzten drei Jahren auf ein aktuelles Allzeithoch spiegelt damit lediglich auch nur den starken operativen Lauf des Unternehmens wider. Facebook ist jetzt eigentlich sogar deutlich günstiger zu haben, als noch in 2014 mit 60er-Gewinnmultiple.
Auf das richtige Pferd gesetzt
Immerhin konnte Facebook bei Werbung auf mobilen Endgeräten weiter zulegen. Während die Zahl der mobilen Kunden auf Jahressicht um 21 Prozent nach oben ging, gab es bei den aktiven Nutzern insgesamt nur ein Plus von 17 Prozent. Dadurch stieg der Anteil mobiler Werbung am gesamten Werbekuchen des Konzerns im Vorjahresvergleich von 80 auf 84 Prozent.
Diese Entwicklung deckt sich übrigens mit den Erwartungen von Branchenkennern. So werden dem mobilen Werbesegment wegen der immer grösseren und damit für Werbung besser tauglichen Displays von Smartphones und der steigenden Nutzerzahl in den nächsten Jahren enorme Wachstumsraten vorausgesagt.
Bei einem erwarteten Anstieg der weltweiten Nutzerzahl von Smartphones um rund 50 Prozent von derzeit etwa 2,1 auf 2,9 Milliarden in 2020 soll sich der Anteil mobiler Werbung in den USA von derzeit etwa 20 auf dann 30 Prozent erhöhen. In China wird bis 2020 sogar eine Verdopplung auf dann 60 Prozent erwartet. Mehr Nutzer und ein höherer Anteil von mobiler Werbung – da zieht es die mobilen Werbeumsätze natürlich ganz massiv nach oben.
Auf chinesische Firma setzen
Entsprechend zuversichtlich sind die Analysten für Facebook. Der Konsens der Experten rechnet für 2017 mit einem Gewinn beim Konzern aus Menlo Park in Kalifornien von 5,42 Dollar je Aktie, im nächsten Jahr soll das Ergebnis dann sogar bei 6,74 Dollar je Anteil liegen. Mit einem 19er-KGV wäre Facebook dann auch rein optisch fast schon moderat bewertet.
Ähnlich hohe Zuwächse erwarten Börsenfachleute auch von der chinesischen Tencent. So steigerte der Internetdienstleister Umsatz und Gewinn in den ersten neun Monaten 2016 bereits um 52 und 40 Prozent. Ähnlich wie Facebook ist Tencent mit einem geschätzten KGV um 30 für 2017 nicht allzu hoch bewertet und die Aktie notiert ebenfalls im Bereich von Rekordniveaus.
Twitter zurück auf Anfang
Weniger gut sieht es dagegen bei Twitter aus. Die Aktie notiert nicht weit über dem tiefsten Stand seit dem Börsengang im November 2013 und operativ kamen gestern unerwartet schwache Zahlen aus der Firmenzentrale in San Francisco. Wirklich schwach waren diese zwar doch nicht, aber sie lagen deutlich unter den positiven Schätzungen. Denn Börsianer hatten im Zusammenhang mit den Twitter-Botschaften von US-Präsident Donald Trump einen schönen Ausbau der Twitter-Nutzer im Schlussquartal 2016 erwartet.
Doch anstatt eines gewaltigen Nutzeransturms gab es in den drei Monaten nur ein vergleichsweise mickriges Plus von rund zwei Millionen auf 319 Millionen Nutzer und der Umsatz lag mit 717 Millionen Dollar im Schlussquartal nur auf dem Level des Vorjahreszeitraums von 710 Millionen Dollar. Zudem setzte sich die Verlustserie bei Twitter weiter fort. Nach einem Minus von 0,13 Dollar je Aktie im Dreimonatszeitraum ein Jahr zuvor gab es nun in den letzten drei Monaten 2016 sogar einen Verlust von 0,23 Dollar.
Nahe am Allzeittief
Zwar stieg der Umsatz im Gesamtjahr dann doch noch um 14 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar, aber der Verlust lag dafür sogar bei -0,65 Dollar je Aktie. Und während Analysten die Kursziele bei Facebook oder Tencent immer weiter erhöhen, kürzte nun Morgan Stanley das Ziel für Twitter von 13,50 auf 10,0 Dollar. Dieses Ziel liegt also noch einmal ein Drittel unter dem aktuellen Aktienkurs.
Trotz dieser desaströsen Einschätzung steigen spekulativ orientierte Anleger jetzt nach dem gestrigen Kursrückschlag von Twitter von rund 13 Prozent ein. Denn die Aktie notiert nun knapp über dem Allzeittief und der Unterstützung im Bereich von 14 Euro. Möglicherweise kommt es jetzt aber wie schon im Juni 2016 zu einem schnellen Rebound von den Tiefs und schnellen Kurssteigerungen innert weniger Wochen um 20 oder 30 Prozent.
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