Treffen Mode und Uhr aufeinander, dann geht es nicht nur um Design, sondern auch um Geld. Heute besitzen nahezu alle internationalen Designer ihr eigenes Uhrenlabel. Besonders Modemacher der Luxusklasse führen die Vermarktung ihres starken Namens seit langem mit Bravour vor. Ob Giorgio Armani oder Thommy Hilfiger, ob Calvin Klein oder Donna Karan: nach Blusen und Parfums, Hemden und Gürtel verleihen sie ihr Image auch Armbanduhren.

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Von Louis Vuitton über Gucci bis zu Hugo Boss gibt es Uhren, die sich mehr oder weniger am Stil des Mutterhauses orientieren. Noch in diesem Jahr plant Tom Ford in Rom ein vornehmes Uhren- und Edelsteingeschäft zu eröffnen. Dort will das Gucci-Marketinggenie dann auch die Zeitmesser seines französischen Arbeitgebers Yves Saint-Laurent einer wachsenden Fangemeinde vorstellen. Fast immer wird die Uhrenproduktion im Lizenzauftrag vergeben, da die Kleidermacher natürlich nicht genug von der Fabrikation der Qualitätsuhren verstehen, die aus Prestigegründen praktisch alle mit dem Vermerk «swiss made» versehen sind.

Unvergänglichkeits-mythos

Designeruhren ticken anders. Sie messen nicht einfach am Handgelenk die Zeit, sondern sie widerspiegeln die aktuellen Trends auf den Laufstegen in Paris, London und Mailand. Seit einigen Jahren können Armbanduhren zu Vorreitern einer breiten Welle werden. Denn mitten in der Wirtschaftsflaute investiert die Modebranche vermehrt in den Unvergänglichkeits-Mythos von Uhren. So setzt Bally-CEO Marco Franchini diese Saison auf gebürstetes Metall im Sixties-Look; im Hause Dior hingegen wähnt man sich im Diamantenfieber. Das Topmodell «Riva Chrono Sparkling» vereint 43 kostbare Brillanten um ein eckiges Zifferblatt.

Viele Uhren begnügen sich, der puristischen Kleidermode folgend, mit einem schlichten Äußeren und Funktionalität. Ausschlaggebend für den Preis sind oft – und nicht nur bei Herren-Modellen – das Uhrwerk sowie die Zahl der Extrafunktionen. Bei den Fashion-Labels bemisst sich der Wert auch nach der Raffinesse des Designs. «Die Uhr wird als schmückendes Accessoire empfunden», sagt Trudie Götz, Inhaberin der Designerboutiquen Trois Pommes in Basel, Zürich und St. Moritz.

Attraktiv wie hollywood

Die Mode-Queen liebt Uhren so sehr, dass sie nicht genug von ihnen bekommen kann. Götz besitzt so manchen Klassiker von Rolex, IWC, Jaeger-Le Coultre und Patek Philippe, doch auch Designeruhren haben es ihr angetan. «Gerade konnte ich die «GST Chrono-Automatic» von Prada ergattern, die eigens zum diesjährigen America’s Cup kreiert wurde», triumphiert Götz. Sie hat gut lachen: Von der edlen, aber auch funktionalen Segeluhr wurden weltweit nur gerade 2000 Stück gefertigt. Verkaufspreis: 4300 Dollar.

Bei der Suche nach Hintergründen des Trends stösst man eher auf Vermutungen denn Antworten. «Die Faszination der Designermode ist nach wie vor ungebrochen. Sie ist heute so attraktiv wie Hollywood», sagt Sithara Atasoy, Chefredaktorin des Mode- und Lifestylemagazins Bolero. So wird das hippe Logo auf der Uhr zum Ticket in die Welt der Haute Couture, der Stars und Models. «Stand eine Modemarke früher in erster Linie für ein Produkt, so vermittelt sie heute vielfältige Lifestyle-Konzepte, die zusätzliche Kunden ansprechen können», weiss Atasoy.

Doch auch in der glamourösen Welt der Couturiers und der Catwalks gelten die Gesetze der Ökonomie. Vor allem Luxuslabels erwirtschaften einen grossen, wenn nicht den grössten Teil ihres Umsatzes längst nicht mehr mit Kleidern, sondern mit Accessoires, die einen längeren Lebenszyklus haben und erst noch einen höheren Profit abwerfen. Der Markentransfer funktioniert: was Versace oder Armani heisst, ist ein Vielfaches des namenlosen Pendants wert.

Eine, die früh das kommerzielle Potenzial von Accessoires erkannte, war Coco Chanel. Unter ihrer Leitung entwickelte sich das Modehaus zu einem der wichtigsten im Luxussektor. Im Jahre 1987 stieg ihr Nachfolger Karl Lagerfeld mit Chanel ins Uhrengeschäft ein. Die erste Kollektion verkaufte sich über Erwarten gut und führte zu weiteren bekannten Modellreihen, darunter Mademoiselle, Matelassée und La Ronde. Die Uhren von Chanel haben längerfristig mythischen Ruhm erfahren.

Dieses Jahr kommt von Chanel die «Chocolat», eine Uhr mit Digitalwerk und auffälligem Armband. Gut möglich, dass die Variante mit Diamanten-Pavés wegen ihres stolzen Preises um ungefähr 60000 Franken der Hingucker der Saison wird. Doch unsterblich wie das Chanel-Kostüm, das alle Moden und Rocklängen überlebt hat, wird die Uhr wohl kaum werden.

Beat Krenger ist freier Journalist in Zürich.

Thierry Maudit für Chanel mit «Essentiel De Chanel» (Make-up), Ivan (Hair).