Die US-Anleger haben Hoffnung aus den Worten von US-Notenbank-Chef Jerome Powell zur weiteren Zinspolitik geschöpft. Die Fed hob am Mittwoch während des Handels an der Wall Street wie erwartet den geldpolitischen Schlüsselsatz um 0,25 Prozent an.
Zwar tendierten die wichtigsten Indizes unmittelbar danach schwächer. Sie legten dann jedoch noch während Powells Presse-Konferenz zu. Analysten wiesen darauf hin, dass Powell einen Rückgang der Inflation bestätigt habe. «Er hätte sagen können, dass die Märkte übermässig nervös sind, und er hat die Gelegenheit dazu nicht genutzt», sagte Investmentstratege Angelo Kourkafas von Edward Jones. Stattdessen habe Powell erklärt, dass ein grosses Mass an Straffung bereits vollzogen worden seien.
Weniger neue Jobs
Der Dow Jones stagnierte am Ende bei 34'093 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte dagegen zwei Prozent auf 11'816 Punkte vor und der breit gefasste S&P 500 legte ein Prozent auf 4119 Punkte zu.
Jüngste Signale vom US-Arbeitsmarkt wiesen auf Erfolge der Fed im Kampf gegen die Teuerung hin. Im Januar entstanden nach Daten des Personaldienstleisters ADP nur 106'000 Jobs. Experten hatten mit einem Stellenzuwachs im Privatsektor von 178'000 gerechnet, nach revidiert 253'000 im Dezember.
«Was Sie hier sehen, ist ein abrupter Rückgang bei den Einstellungen, was bedeutet, dass die Fed erfolgreich ist, bei dem was sie sich vorgenommen hat – eine erhöhte Arbeitslosigkeit zu schaffen und die Nachfrage zu reduzieren, was die Inflation effektiv senken wird», sagte Thomas Hayes, Vorsitzender der Investmentfirma Great Hill Capital.
Solange die Inflation nicht breitflächig zurückgeht, wird die US-Notenbank nicht bereits wieder die Leitzinsen senken, wie derzeit spekuliert wird. Der Kommentar von Handelszeitung-Chefökonom Peter Rohner.
Der Euro legte bis zum Handelsschluss in den USA um 1,2 Prozent auf 1,0986 Dollar zu. Die Erwartung, dass die EZB in diesem Jahr stärker an der Zinsschraube drehen wird als die Fed, beflügelte die europäische Gemeinschaftswährung.
Die Entscheidung über den nächsten Schritt der EZB steht am Donnerstag an. Steigende Zinsen machen Anlagen in der Euro-Zone für internationale Investoren attraktiver. Die Teuerung im Euro-Raum ging mit 8,5 Prozent im Januar stärker als erwartet zurück, während die Arbeitslosenquote im Dezember bei 6,6 Prozent verharrte.
Energiesektor und Ölpreise unter Druck
Im US-Chipsektor hellte AMD mit einem Ausblick auf ein besseres Geschäft in der zweiten Jahreshälfte die Stimmung auf. Die Papiere schlossen 12,6 Prozent im Plus. Die Titel des Snapchat-Betreibers Snap brachen hingegen um 10,3 Prozent ein, nachdem im ersten Quartal zum ersten Mal ein Umsatzrückgang droht. Das Biotech-Unternehmen Amgen blieb mit seiner Umsatzprognose für 2023 ebenfalls hinter den Erwartungen der Börsianer zurück. Die Aktien sackten um knapp 2,4 Prozent ab.
Anleger reagierten zudem erschrocken auf eine Prognosesenkung bei Electronic Arts. Der US-Konzern will einige seiner Videospiele zu einem späteren Zeitpunkt herausbringen, was sich negativ auf die Nettobuchungen auswirken dürfte. Die Aktien stürzten um 9,2 Prozent ab.
Der Energiesektor geriet im Sog rutschender Ölpreise unter Druck. Nach stärker als erwartet angeschwollenen US-Lagerbeständen verbilligte sich die Nordsee-Sorte Brent um 2,5 Prozent.
(sda/reuters/gku/mdm)