Angesichts der Konjunkturabkühlung in den USA hat die Notenbank Fed den Leitzins zum dritten Mal in Folge gesenkt und signalisiert nun eine Pause. Sie kappte den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch um einen weiteren Viertelpunkt - auf die neue Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent. Vorausgegangen waren Lockerungen im September und Juli.
Als Hauptgrund dafür galten die vom Zollstreit ausgelösten Unsicherheiten im Handel: Nachdem sich die USA und China jedoch angenähert haben und auch ein harter Brexit weniger wahrscheinlich wird, bewegt sich laut Fed-Chef Jerome Powell nun einiges in eine «positive Richtung». Er deutete an, dass die Fed nun vorerst die Füsse stillhalten wird.
Inflation nahe dem Zielwert
Die geldpolitische Haltung werde «wahrscheinlich angemessen bleiben». Dies gelte, solange die Wirtschaft wie bislang massvoll wachse, der Arbeitsmarkt robust sei und sich die Inflation weiter nahe dem Zielwert der Fed von zwei Prozent bewege.
Zu der signalisierten Zinspause passt, dass die Fed im Begleittext zu ihrem geldpolitischen Beschluss nun eine Passage änderte, mit der sie bislang Bereitschaft für weitere Senkungen angedeutet hatte. Darin hatte sie angekündigt, angemessen zu handeln, um das Wirtschaftswachstum zu stützen.
Nun heisst es lediglich, sie werde die Konjunkturdaten beobachten und dann beurteilen, wie der «angemessene Pfad» für den Zins gestaltet werden solle. «Das bedeutet für uns, das es keinen Automatismus für Zinssenkungen gibt», so Chefvolkswirt Uwe Burkert von der LBBW.
Keine Zinserhöhung in Sicht
Powell machte zugleich deutlich, dass die Fed derzeit nicht an Zinserhöhungen denkt, zumal die Inflation nicht aus dem Ruder zu laufen drohe. Die Fed hatte die lockerere Geldpolitik vor dem Hintergrund der vom Zollkonflikt mit China ausgehenden Gefahren für die Konjunktur eingeleitet.
Die USA und China haben in ihrem seit mehr als einem Jahr schwelenden Handelsstreit jedoch Mitte Oktober einen Durchbruch erzielt und sich in Teilen geeinigt. Powell sagte dazu, falls eine Vereinbarung wirklich zustande komme, sei dies «ein gutes Omen» für die künftige Wirtschaftsentwicklung.
Das Wachstum des US-Bruttoinlandsprodukts hat sich im Sommer nur minimal auf eine Rate von aufs Jahr hochgerechnet 1,9 Prozent verringert. Als Warnsignal gilt jedoch, dass die Investitionen so stark einbrachen wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr. Die US-Notenbank geht jedoch davon aus, dass die Wirtschaft auch künftig «massvoll» wachsen wird.
Powell sagte mit Blick auf die jüngsten Wachstumszahlen: «Die Wirtschaft hat sich in diesem Jahr angesichts des Gegenwinds als widerstandsfähig erwiesen.» Auch US-Präsident Donald Trump, der die unabhängige Notenbank Fed immer wieder zu drastischen Zinssenkungen drängt, sieht alles im Lot: «Die grossartigste Wirtschaft in der amerikanischen Geschichte!», twitterte er noch vor der Veröffentlichung der jüngste BIP-Zahlen.
Kein «Dackel» des US-Präsidenten
Trotz der ständigen Zwischenrufe des Präsidenten in Sachen Zinsen tut die Fed aus Sicht des Ökonomen Otmar Lang von der Targobank gut daran, nun die Füsse stillzuhalten: «Geduldiges Abwarten lautet das Gebot der Stunde. Das hat auch den Vorteil, dass die Fed nicht wie ein Dackel dem US-Präsidenten hinterher hecheln muss.»
Auch wenn die Fed nun bereits drei Zinssenkungen in diesem Jahr vollzogen hat, ist sie damit noch keineswegs in einem von Null- oder Negativzinsen geprägten Krisenmodus. Zum Vergleich: Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bereits seit März 2016 wie zementiert bei null Prozent und soll wegen der Konjunkturschwäche auf absehbare Zeit auch nicht mehr steigen.
Die Hüter des Euro hatten letztmalig im Jahr 2011 ihre Zinsen erhöht. Die Fed hingegen hatte im vorigen Jahr in einem wahren Stakkato den Preis des Zentralbankgeldes vier Mal nach oben geschraubt, bevor sie ihn dieses Jahr drei Mal senkte.
Kehrwende in Bilanzpolitik
Zugleich vollzog sie eine Kehrwende in ihrer Bilanzpolitik: Während sie ihr in der Zeit nach der Finanzkrise kräftig aufgeblähtes Portfolio zunächst um monatlich 50 Milliarden Dollar eindampfte, weitet sie es vorerst nun wieder um 60 Milliarden Dollar pro Monat aus. Der Anlass für das Umschalten waren Liquiditätsengpässe am Geldmarkt, die die Fed künftig vermeiden möchte. Powell betonte vor der Presse, die Veränderungen in der Bilanz seien kein Anzeichen einer veränderten geldpolitischen Haltung.
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(reuters/gku)