Facebook will mit Libra eine eigene Kryptowährung anbieten. Ein Grossangriff auf die Finanzbranche?
Von einem Grossangriff zu sprechen, wäre übertrieben. Bedeutende Teile des Banken-Business, wie Kredite oder der Handel, sind derzeit nicht tangiert. Aber im Zahlungsverkehr wird man den neuen Anbieter spüren.
Wird sich die neue Währung durchsetzen können? Facebook hat nicht gerade den besten Ruf. Ich denke, die Sache ist sehr ernst zu nehmen. Facebook ist ja nicht allein, sondern hat eine ganze Reihe etablierte Firmen wie Mastercard oder PayPal mit im Boot. Vielleicht später einmal sogar eine Bank.
Wie bitte? Man positioniert sich ja gerade als Alternative dazu.
Der Erfolg wird auch darauf beruhen, ob man seine Dollar oder Franken einfach und sicher in Libra umtauschen kann und umgekehrt. Es ist schwer vorstellbar, wie das gänzlich ohne das etablierte Bankensystem funktionieren könnte. Da liegt sicher Potenzial für Partnerschaften.
Wird Fidelity die neue Währung anbieten? Fidelity International ist derzeit nicht bei Libra engagiert. In den USA bietet die eigenständige US-Einheit, Fidelity Investments, eine Plattform an, auf der institutionelle Investoren in Kryptowährungen investieren können. Der Anspruch sollte sein, auch Libra einzubauen.
Wird Libra das Plazet der Regulatoren finden?
In der Tat sind wichtige Fragen zu klären. Für die Regulatoren ist traditionell der Schutz des Endkunden besonders wichtig. Nun können Mechanismen entstehen, die nicht vollumfänglich im Interesse des Kunden sind.
Welche?
Facebook hat angekündigt, die dem Libra unterlegten realen Währungen und Gelder gewinnbringend anlegen zu wollen – jedoch ohne diesen Gewinn an die Kunden weiterzugeben. Sie möchten einen möglichst hohen Ertrag erzielen, der Kunde aber möchte ein möglichst geringes Risiko – ein Widerspruch in sich.
Die neue Währung zielt auf Jüngere wie die Millennials. Denen ist das doch egal.
Überhaupt nicht. Studien zeigen, dass Millennials eine grosse Offenheit für Neuerungen haben, gleichzeitig aber sehr sicherheitbewusst sind.