In der Nacht auf Montag, den 15. September 2008, beantragte Lehman Brothers unter Leitung des hochbezahlten CEO Richard Fuld Insolvenz. Was darauf an den internationalen Finanzmärkten geschah, fasste ein Mitarbeiter der Investmentbank so zusammen: «Lehman fallen zu lassen, war, als ob man einem Flugzeug in 12 000 Metern die Maschine abstellen würde und es über einer Stadt abstürzen liesse. Und sich wundert, dass es eine Katastrophe gibt.» Der Vergleich mit dem Flugzeug scheint sogar untertrieben, denn auch fünf Jahre später sind noch nicht alle Trümmer des damaligen Absturzes beseitigt.
Der 15. September bleibt den Käufern strukturierter Produkte von Lehman Brothers in schmerzhafter Erinnerung. Die Bank refinanzierte sich zum Teil mit Zertifikaten und bot relativ attraktive Konditionen. Vor allem kapitalgeschützte Produkte standen dank ansprechender Verzinsung hoch in der Gunst und wanderten in viele Depots – auch in solche, in die sie nicht unbedingt hingehörten. Im Jargon wurden die Käufer «Lehman-Omas» genannt. Also Anleger, die nur unvollständig über die Risiken der gekauften Produkte Bescheid wussten.
Schuldverschreibungen wie Anleihen
Die zu lernende bittere Lektion lautete: Ein Kapitalschutz schützt nicht vor der Insolvenz eines Emittenten, weil strukturierte Produkte nicht Sondervermögen darstellen wie Fonds oder ETFs, sondern Schuldverschreibungen wie Anleihen sind. Was für Obligationäre selbstverständlich ist, mussten einige Struki-Käufer erst verinnerlichen – nämlich die Bonität des Emittenten in den Kaufentscheid einzubeziehen und die weitere Rating-Entwicklung zeitnah mitzuverfolgen. Ein geeigneter Gradmesser dafür sind die CDS-Spreads der Emittenten, die auf der Internetseite der Branchenlobby SVSP abgefragt werden können.
Das scheint angekommen zu sein. Der Deutsche Derivate Verband (DDV) veröffentlichte vor kurzem eine Umfrage, bei der vier von fünf Zertifikatanlegern angaben, die Bonität beim Kaufentscheid stark zu gewichten. In der Schweiz dürfte das Resultat ähnlich ausfallen. Hierzulande gibt es mit dem Cosi-Segment an der Derivatbörse Scoach sogar pfandbesicherte Strukis, die das Emittentenrisiko deutlich minimieren. Leonteq (EFG FP) und Vontobel haben die meisten Cosi-Produkte ausstehend. Wer auf «Nummer ganz sicher» gehen will, kauft Zertifkate von einer Bank mit Staatsgarantie. Die ZKB wurde soeben vom Fachmagazin «Global Finance» zur weltweit drittsichersten Bank gewählt.