Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz ist tief wie zuletzt vor drei Jahren. Die Schweizer Wirtschaft wächst dynamisch. Privater Konsum und Investitionen steigen. Experten erwarten für dieses Jahr ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von mehr als zwei Prozent. Alles gute Nachrichten, die Anlass zur Freude geben. Nur die Obligationenbesitzer machen lange Gesichter. Sie freuen sich mehr über schlechte Neuigkeiten – denn diese treiben die Anleihekurse in die Höhe.

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Die positive Konjunkturentwicklung dagegen drückt die Kurse der Zinspapiere. Sie schürt nämlich die Erwartung, dass mit weiteren Zinserhöhungen der Schweizerischen Notenbank (SNB) gerechnet werden muss. Der erste Zinsschritt erfolgte bereits im Dezember vergangenen Jahres. «Wir erwarten noch zwei weitere Zinsschritte», sagt Roland Kläger, bei der Credit Suisse verantwortlich für die Analyse der Schweizer Volkswirtschaft. «Einen im Juni und einen im September, jeweils um 25 Basispunkte.» Die Obligationenkurse fallen bei steigenden Zinsen, weil Investoren sich dann mehr für neu emittierte Anleihen mit einem höheren Coupon interessieren. Anleihen mit niedrigerer Verzinsung werden verschmäht. Denn wer will schon Papiere mit geringem Coupon kaufen, wenn es bessere Verzinsungen am Markt gibt?

Vor dem Risiko steigender Zinsen können sich Anleger aber schützen. Die Lösung lautet: Floating Rate Notes, Obligationen mit variablem Zinssatz. Bei diesen so genannten Floatern werden die Coupons dem aktuellen Zinsniveau angeglichen. Der Zinssatz wird in regelmässigen Abständen, oftmals alle drei oder sechs Monate, an einen Referenzzinssatz angepasst. Als Orientierung dienen meist die kurzfristigen Anlagezinsen. Mit Hilfe von Floatern können Anleger also nicht nur Kursverluste vermeiden, sondern auch noch eine attraktive Rendite erzielen. Denn diese Produkte partizipieren an den Zinssteigerungen.

«Da sich Floater am kurzfristigen Zinssatz orientieren, sind sie vor allem dann interessant, wenn von steigenden Zinsen ausgegangen wird. Im Vergleich zu festverzinslichen Anleihen sind sie dann attraktiv, wenn die Zinsstrukturkurve flach ist», sagt Philippe Müller, Kredit- und Bond-Analyst bei der UBS. Sonst werde der Renditevorsprung von Fix-Coupon-Bonds zu gross. Besonders hoch ist die Nachfrage nach Floatern, wenn die Zinskurve invers verläuft. Dann sind die Anlagen am Geldmarkt sogar lukrativer als Investitionen mit längerer Zinsbindung. Müller rechnet damit, dass die Zinsstrukturkurve weiterhin relativ flach bleibt.

Ein Problem gibt es aber: «Der Schweizer Markt für Floater ist sehr illiquid», gibt Peter Schottmüller, Manager des DWS Bond Fund in Schweizer Franken, zu bedenken. Tatsächlich ist die Auswahl an Papieren in Franken nicht sehr gross. Doch Experten rechnen mit weiteren Neuemissionen in diesem Jahr. Denn die Nachfrage ist trotz den hohen Mindestanlagesummen von oft 50 000 bis 100 000 Franken sehr gross.

Ein breiteres Angebot für Bonds mit variablem Zinssatz gibt es in Dollars. Da auch in Nordamerika mit weiteren Zinssteigerungen zu rechnen ist, sind Floater auch für den US-Markt ein geeignetes Instrument. Allerdings geht man mit so einem Investment auch ein Währungsrisiko ein.

Beim Investment in Floater bleibt dringend zu bedenken, dass sie nur im Fall steigender Zinsen attraktiv sind. In einem Umfeld fallender Zinsen stellt sich der Anleger gegenüber einer festverzinslichen Obligation schlechter.

Doch die Wahrscheinlichkeit, dass hierzulande die Zinsen nun erst einmal weitersteigen werden, ist sehr hoch. Mehr als fünf Jahre lang sind die Zinsen gesunken. Die Kurse der Obligationen wurden dementsprechend in die Höhe getrieben. Hinzu kam, dass viele Anleger nach den Enttäuschungen an den Aktienbörsen von Dividendenpapieren die Nase voll hatten und in Zinspapiere flüchteten. Diese zusätzliche Nachfrage gab den Anleihen weiteren Auftrieb. Nun drücken die steigenden Zinsen auf die Kurse, und für Obligationäre ist Handlungsbedarf angezeigt, denn weitere Kursverluste sind zu befürchten.

Die Kurseinbussen sind umso höher, je länger die Restlaufzeit eines Bond ist. Papiere mit kürzeren Laufzeiten reagieren dagegen weniger stark auf Veränderungen der Marktzinsen. Anleger sollten also einige Umschichtungen in ihren Obligationenportfolios vornehmen. «Wir empfehlen kürzere Laufzeiten von bis zu vier Jahren», rät Roland Kläger von der Credit Suisse. «Am langen Ende der Zinskurve erwarte ich noch einen Anstieg.» Anleihen mit längeren Laufzeiten würden erst dann wieder interessant, wenn die SNB ihre Zinsanhebungen beende und die Renditen ihre Höchststände erreicht hätten. So weit sei es aber erst in der zweiten Hälfte dieses Jahres.

Die Kursgewinner vergangener Jahre waren Hochzinsanleihen. Sowohl Staatsanleihen aus den so genannten Emerging Markets als auch Corporate Bonds von riskanten Schuldnern heimsten hohe Zuwächse ein. «Bei High Yields sind die Spreads schon sehr eng», sagt der Marktexperte Kläger. «Für das höhere Risiko wird man nicht mehr entsprechend entschädigt. Mit kurzfristigen Korrekturen rechne ich aber nicht.» Anleger sollten eher auf gute Qualität setzen. Wer diese so genannten Schrottanleihen zur Hochzinsphase gekauft hat, sollte sie heute besser ausmisten. Neben der guten Verzinsung bringen sie nun noch einen satten Kursgewinn. Und wie wenn das noch nicht genug der Freude wäre: Dieser Gewinn ist steuerfrei.