Die Qual der Wahl wird für Fondsanleger zusehends unerträglich. In diesem Jahr werden in der Schweiz über 7500 Anlagefonds zum Vertrieb zugelassen sein. Vor zehn Jahren waren es noch nicht einmal halb so viele. Aber es wird immer schwieriger, die Gunst der Anleger zu gewinnen. Das durchschnittliche Vermögen pro Fonds ist im gleichen Zeitraum um 20 Prozent auf rund 82 Millionen Franken geschrumpft, wie aus den Statistiken des Anlagefondsverbandes SFA hervorgeht.

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Laufend werden neue Trends und Angebote kreiert, um den Anlegern das zu bieten, was die herkömmlichen Aktienanlagen in den letzten zehn Jahren so schmerzlich vermissen liessen: sichere Renditen. Schwellenländer boomen. Genau darauf sind Anleihenfonds ausgerichtet, die in Schwellenmärkten investieren. Heute sind in der Schweiz über neun Milliarden Franken in Emerging Market Bond Funds investiert. Gemäss der Fondsstatistik von Swiss Fund Data nahm das Fondsvolumen allein 2010 um 125 Prozent zu. Und die Anleger wurden belohnt. Solche Anleihen haben in den letzten fünf Jahren eine Performance von zehn Prozent pro Jahr eingebracht.

Riskante Nachhaltigkeit

«Emerging Market Bonds profitieren vom hohen und über die letzten Jahre stabilen Wachstum der Schwellenländer sowie von der daraus resultierenden tiefen Staatsverschuldung», stellt Markus Signer, Leiter Fondsvertrieb der Bank Pictet, fest. Zusätzlich profitieren solche Anlagen von Währungsgewinnen. Doch gerade Währungsschwankungen sind neben unsicherer Konjunkturentwicklung und politischen Unsicherheiten für Signer auch die grössten Risiken, die bei solchen Anlagen bestehen. Ebensolche Risiken bekamen in den letzten Monaten indessen auch Anleger zu spüren, die auf Nachhaltigkeitsfonds setzten, welche vorwiegend in den Industrieländern investieren.

Daniel Bruderer, Spezialist für nachhaltige Finanzanlagen bei der Bank Vontobel, macht makroökonomische Einflüsse wie die Euro-Turbulenzen und die Verschuldungskrise für die schlechte Renditeentwicklung dieser Fonds verantwortlich. Ökologisch und sozial nachhaltige Firmen werden aber langfristig bessere Renditen erzielen. Jene, die diese Bereiche vernachlässigen, setzen sich Haftungsklagen aus und werden für Anleger so zum Risiko. Trotz der momentanen Durststrecke werde die Nachfrage nach diesen Fonds deshalb intakt bleiben, ist Bruderer zuversichtlich. Davon ist auch Martin Bürki, Fondsexperte der BILANZ, überzeugt: «Im Augenblick braucht es zwar etwas Mut, sein Geld in einen Nachhaltigkeitsfonds zu investieren. Der Einstiegszeitpunkt ist jetzt aber sicher kein schlechter.»

Über 70 Fonds im Angebot

Bei der Wahl eines solchen Fonds müssen Anleger in erster Linie auf den Anlagestil achten. Eine Vielzahl dieser Fonds investiert nach verschiedenen sozialen und ökologischen Kriterien, die äusserst unterschiedlich sein können. Die einen beschränken sich beispielsweise auf den Ausschluss von Waffenproduktion und Kinderarbeit. Andere Fonds wie der Futura Swiss Stock von Raiffeisen setzen auf die jeweils nachhaltigsten Firmen einer Branche. So sind unter den grössten Positionen dieses Fonds Aktien von Holcim und ABB zu finden. Die auf nachhaltige Vermögensverwaltung spezialisierte SAM-Gruppe hat dazu mit Dow Jones eigens einen Index entwickelt.

Wiederum andere Fonds wenden die ESG-Kriterien an. Wobei E für «environment» (Umwelt), S für «social» (sozial) und G für «governance» bzw. «corporate governance» (Unternehmensführung) steht. Schliesslich gibt es jene Fonds, die ihr Augenmerk auf Pionierunternehmen in nachhaltiger Energienutzung, Wasseraufbereitung und Abfallbewirtschaftung richten oder auf andere ökologische und soziale Zukunftsthemen. Ihr Anlagespektrum umfasst kleinere Pionierfirmen ebenso wie etablierte Konzerne.

Ähnlich gross ist die Vielfalt bei den Rohstofffonds. Mit dem Angebot von über 70 Fonds können Anleger in der Schweiz das ganze Rohstoffspektrum von Metallen über Agrarrohstoffe bis zu Energie abdecken. Die meisten dieser Fonds investieren aber nicht direkt in Rohstoffe, sondern in Rohstofffirmen, Minen oder verarbeitende Betriebe.

Performance im Keller

Die meisten der in der Schweiz zugelassenen Fonds haben sich im letzten Jahr performancemässig deutlich negativ entwickelt. Es gibt Produkte, die gegen 30 Prozent verloren haben. Der Performance-Durchschnitt 2011 dieser Fondskategorie liegt gemäss Morningstar bei minus zehn Prozent. Auch schon 2008 erlitten diese Fonds teilweise herbe Verluste. Infolge der Finanzkrise und der Unsicherheit über die konjunkturelle Entwicklung sind die in den Jahren zuvor stark gestiegenen Rohstoffpreise eingebrochen. Eindrückliches Beispiel dafür ist der Goldpreis, der innert weniger Wochen von fast 2000 Dollar pro Unze auf weniger als 1600 Dollar fiel und viele spät eingestiegene Anleger auf dem falschen Fuss erwischte.

Lange wurden Rohstoffe und damit solche Fonds geschätzt, weil sie sich gegenüber den Wertschwankungen der Aktien- und Anleihenmärkte als robust erweisen. Auch wenn diese Entkoppelung gegenüber anderen Assetklassen je länger, je weniger spielt, sind Investments in Rohstoffe immer noch sehr gefragt. Für Christoph Eibl, CEO des unabängigen Zuger Rohstoffhändlers Tiberius, sind zwei Gründe für die anhaltende Nachfrage nach solchen Anlagen massgebend: «Einerseits wegen einer möglicherweise ansteigenden Inflation, andererseits aufgrund der Tatsache, dass es sich um reale Anlagewerte und nicht nur um ein Zahlungsversprechen handelt.»

Rolf Maurer, Partner des Vermögensverwalters Bevag, setzt weiterhin auf Fonds, die direkt in Rohstoffe investieren: «Der Trend dieser Fondskategorie wird sich fortsetzen.» Im Unterschied zu den seit Jahrzehnten bekannten Rohstoffaktienfonds, die ausschliesslich in Aktien von Firmen in der Wertschöpfungskette des Rohstoffsektors investieren, bestehe hier grundsätzlich keine Abhängigkeit von Aktientrends. Der Wert eines solchen Fonds wird nur durch die Preise der Rohstoffe bestimmt. «Zudem sind Rohstoffe – abgesehen von den Agrarrohstoffen – endlich, was den Wert dieser Grundstoffe längerfristig ebenfalls weiter steigen lässt», fügt Maurer an.

Aussichtsreiche Firmenbonds

Ob sich der Trend für Unternehmens-Fonds als so beständig erweist wie die Rohstoffe, muss sich noch weisen. Noch 2008 befanden sich viele Unternehmen in einer finanziell schwierigen Situation, und die Staatsanleihen galten damals als der sichere Hafen. Heute ist genau das Gegenteil der Fall. Viele Unternehmen verfügen über eine grosse Liquidität und geringe Verschuldung. Wenn, dann finanzieren sich Unternehmen nicht über Bankkredite, sondern über die Kapitalmärkte und emittieren Anleihen.

Und so kommt Stefan Lutz, Fondsanalyst der Bank Julius Bär, beim Thema Unternehmensanleihen gleich etwas ins Schwärmen: «Der Corporate-Bond-Markt wächst ständig und bietet ein breites Spektrum an Investmentmöglichkeiten.» Im Weiteren sei das Risiko eines Ausfalls bei qualitativ hochstehenden Corporate Bonds im heutigen Umfeld deutlich geringer als bei Staatsanleihen von Hochrisikoländern. Andererseits liegen die Erträge um ein Mehrfaches höher als beispielsweise bei einer fünfjährigen Staatsanleihe von Deutschland, die mit einer Rendite von bloss 0,8 Prozent aufwartet.

Für risikofreudigere Anleger schlägt Lutz Anlagefonds vor, die qualitativ hochstehende Unternehmensanleihen mit solchen von Banken und Versicherungen sowie High Yield Bonds kombinieren, also Anleihen von geringer Bonität und damit hoher Rendite. Solange die Weltwirtschaft nicht in eine tiefe Rezession schlittere und die Eurozone nicht auseinanderbreche, werde der Investor mit einer sehr attraktiven Rendite für sein Risiko entschädigt, meint Lutz.

Aufschwung nicht verpassen

Anleger, die mehr auf Sicherheit bedacht sind, sollten eher auf vermögensverwaltende Fonds setzen. Diese können flexibel zwischen den Anlageklassen wechseln. Je nach Marktlage und Einschätzung werden sich die Gewichtungen verändern. Die Fondsstrategie kann vorsehen, bis zu 100 Prozent des Vermögens in Aktien, in Obligationen oder auch in Liquidität zu halten. In der Regel werden solche Fonds ohne Fremdkapital verwaltet und tätigen keine Leerverkäufe.

Bei diesen Fonds stehe weniger das relative Risiko und damit das Schlagen eines Vergleichsindex im Vordergrund, erklärt Giovanni Leonardo, Leiter dieser Sparte beim Fondsverwalter Swiss & Global Asset Management. Vielmehr liege das Augenmerk auf dem Risikobudget des gesamten Fonds. In Zeiten hoher Risiken entstehe dadurch ein defensiveres Portfolio, und das Augenmerk liege mehr auf Kapitalerhalt.

Solche Fonds dienen daher als Basisbausteine eines Portfolios. Sie eignen sich für Anleger, die davon ausgehen, dass die Schuldenkrise noch einige Zeit fortdauern wird. Doch so ganz frei von Risiken sind auch diese Anlagen nicht. Nach einem markanten Einbruch können sich die Märkte rasch erholen. Wegen der defensiven Ausrichtung verpassen Anleger dieser Fonds den Aufschwung. Nicht selten versuchen sie dann, den Renditerückstand zu spät mit zu riskanten Anlagen aufzuholen.