Hin und her macht Taschen leer. Diese Börsenweisheit gilt speziell bei Anlagefonds. Anders als bei Aktien oder Derivaten schlagen die Gebühren beim Kauf von Fondsanteilen empfindlich zu Buche. Zu berappen haben Anleger in der Regel nicht nur Courtagen und Stempelsteuern, sondern zusätzlich Ausgabeaufschläge, die bis zu fünf Prozent des Nettokaufpreises ausmachen können. Diese Kosten müssen durch die Performance erst einmal wettgemacht werden, bevor sich die Anleger an einer Wertsteigerung ihres Investments freuen dürfen. Die addierten Kosten für den Fondskauf zehren nicht selten die Performance des ersten Jahres auf. Erst im zweiten Jahr beginnt sich das Investment zu lohnen. Deshalb erfordern Anlagefonds eine längere Haltedauer. Der Fondshandel war für Anleger bisher nicht lohnenswert. Ein regelmässiger Handel von Fonds über entsprechende Plattformen sei bisher weder auf Verbands- noch auf Gesetzesebene thematisiert worden, räumt Matthäus Den Otter, Geschäftsführer des Schweizerischen Anlagefondsverbandes, ein.

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>> Jetzt bestellen und doppelt profitieren.Zwei Trends sorgen nun aber bei den Gebühren für Dynamik. Zum einen die
Exchange-Traded Funds (ETF), die sich auf die Nachbildung eines Börsenindex beschränken. Sie werden wie Aktien an der Börse gehandelt, zu den üblichen Transaktionskosten und ohne Zusatzbelastungen wie Ausgabeaufschläge. Zum andern geraten die Gebühren durch die Online-Plattformen im Internet unter Druck. Die Internetbroker reichen Kosteneinsparungen durch rationelle Abläufe und Vertriebsvereinbarungen mit den Fondsgesellschaften in Form von tieferen Courtagen an die Kunden weiter. So ist es möglich, dass Anleger bei Internetplattformen für die Fonds etablierter Bankhäuser wie Credit Suisse oder UBS weniger bezahlen als die Kunden dieser Banken. Die Gebühren liegen nicht mehr höher als beim Handel anderer Wertpapiere wie Aktien.

Zwischen den einzelnen Internetplattformen bestehen enorme Preisunterschiede. Erstmals hat BILANZ einen breit angelegten Vergleich der Gebühren beim Handel von Anlagefonds im Internet durchgeführt. Die Differenzen variieren bis zum Faktor zwanzig, wie der obenstehenden Tabelle entnommen werden kann. Und auch bei der zur Verfügung stehenden Fondspalette bestehen enorme Unterschiede. Geringer sind die Unterschiede dagegen bei den Depotgebühren. Einzig PostFinance liegt hier mit ihrem Gratisangebot besonders tief.

Für den Vergleich errichtete BILANZ ein Musterdepot von 100 000 Franken und errechnete die Gebühren für ein Jahr. Für die vorgegebene Vermögensaufteilung wählten wir jeweils möglichst einen Fonds aus der bestehenden Palette der Plattform, um die günstigste Variante zu erhalten. Am 5. Juli wurden zwei Fondsanteile verkauft und zwei neue dazugekauft. Fremdwährungen, zusätzliche Fremdkosten wie Stempelsteuern oder eine allfällige Performance blieben unberücksichtigt.

Mit Kosten von 275 Franken für den Fondshandel geht Tradejet als Sieger hervor. Beim Online-Broker wird seit März eine Pauschalgebühr von 25 Franken berechnet. Allerdings beschränkt sich das Angebot auf ETF und einige wenige börsenkotierte Investmentfonds. «Das Kollektiv-Anlage-Gesetz setzt dem Vertrieb von Fonds über Internet Grenzen», erklärt CEO Christoph Hartgens den Verzicht seiner Firma auf den Vertrieb herkömmlicher Anlagefonds. Tradejet verfügt im Gegensatz zu den andern Anbietern über keinen Bankstatus, der zum Fondsvertrieb berechtigt. Die vorgegebene Vermögensaufteilung liess sich aber trotz der beschränkten Fondswahl bei Tradejet problemlos einhalten. An der Schweizer Börse sind 99 ETF mit ihren vergleichsweise tiefen Managementkosten kotiert.

Nur unwesentlich teurer als Tradejet ist die Migros Bank. Als Erste hat sie für den Internethandel fixe Tarife, unabhängig von der Anlagesumme, eingeführt. Der Kauf und der Verkauf ihrer hauseigenen Fonds, deren Auswahl jedoch beschränkt ist, sind sogar kostenfrei.

Als eigentliche Preisbrecherin erweist sich die Internetbank Swissquote bei den an der Schweizer Börse kotierten ETF. Für Kauf und Verkauf werden seit dem 1. Juni einheitlich neun Franken pauschal belastet, unabhängig von der Anlagesumme. «Wir sind bestrebt, den Handel mit Fonds möglichst zu automatisieren», begründet Swissquote-Gründer und -CEO Marc Bürki die «Aldi-Tarife». Bei rund der Hälfte der 4500 auf Swissquote verfügbaren Fonds ist die standardisierte Abwicklung der Aufträge möglich.

Ebenfalls noch unter der Schwelle von 500 Franken liegen die Handelsgebühren bei E-Sider, der Plattform der Waadtländer Kantonalbank, sowie bei Raiffeisen. Während E-Sider eine umfangreiche Fondsplattform zur Verfügung stellt, stehen bei Raiffeisen nur die eigenen Fonds und jene von Fondspartner Vontobel zur Auswahl. Eine breite Fondspalette steht zwar bei der Fondsplattform Easyfonds zur Verfügung. Doch sind für den Fondskauf Ausgabeaufschläge zu berappen, was die Gebührenrechnung rasch verteuert. Die Geschäftsleitung von Easyfonds teilte BILANZ mit, man möchte in diesem Vergleich nicht erwähnt werden, und verzichtete auf einen Kommentar. Dies, obwohl Easyfonds als Fondspartner von Cash-Online prominent im Internet auftritt.

Bei E-Trading von PostFinance fallen zwar keine Ausgabenaufschläge an, obwohl für die vorgegebene Vermögensaufteilung die zur Auswahl stehenden «Gelben Fonds» nicht reichen und Drittfonds eingesetzt werden. Dennoch liegt die ehemalige Preisbrecherin im Gebührenvergleich auf hohem Kostenniveau, höher noch als Trade-net, die Plattform der Berner Kantonalbank (BEKB). Alex Josty von PostFinance und Manfred Hauser von Trade-net stellen in Aussicht, dass sie den Markt beobachten und eine Preissenkung prüfen.

Die BEKB und die Zürcher Kantonalbank (ZKB) belasten ihren Kunden neben der Depotgebühr, die abhängig von der Vermögensgrösse ist, eine fixe Postengebühr für die einzelnen Wertschriftenpositionen. Bei der ZKB erhalten Fondskäufer zudem beim Handel über Internet keine speziellen Tarife, sondern einen Rabatt von 12,5 Prozent auf die üblichen Gebühren. Grosszügiger ist da die Grossbank Credit Suisse mit 25 Prozent Rabatt. Das reicht aber nicht aus, um die Gebührenkosten annähernd in die Reichweite der führenden Online-Anbieter zu drücken. Mit 195 Franken ist der Kauf eines ETF über 20-mal teurer als bei Swissquote. Der Internethandel sei kein Kerngeschäft, sondern eine ergänzende Dienstleistung für die Kunden, heisst es bei den beiden Grossbanken.

Auch bei den Internetplattformen steht nicht der Fondshandel im Vordergrund, sondern der wesentlich intensivere Handel von Aktien und Derivaten. Allerdings machen die Fondsanteile in den Depots der Swissquote-Kunden bereits etwa 17 Prozent des Anlagevermögens aus. Und Tradejet-CEO Christoph Hartgens stellt fest, dass die ETF «bereits eine beachtliche Belebung unseres Handels gebracht haben».


Direkte Links zu Gebühreninformationen der besprochenen Anbieter:

UBS

CS

Easyfonds

Trade-net

PostFinance

Raiffeisen

E-Sider

Swissquote

Migrosbank

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