Wer in unruhigen Börsenzeiten nicht auf Aktien verzichten will, kann sich an Blue Chips aus dem Konsum- und Nahrungsmittelbereich halten. Ich denke da an Coca-Cola, Nestlé – und an McDonald’s. Denn an den Valoren der weltweit grössten Restaurantkette – täglich werden 69 Millionen Gäste verpflegt – kommt kein Anleger vorbei. Über neun Jahre waren mit McDonald’s gegen 800 Prozent zu verdienen. Seit Anfang 2012 jedoch bekunden die Papiere Mühe. Denn die hohe Dynamik bei der Umsatz- und Gewinnentwicklung ist abgeflacht. Eine schwächere Nachfrage in Japan und Europa, Währungsprobleme sowie höhere Rohmaterialkosten drücken aufs Geschäft.

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Auf den Margendruck will der neue Konzernchef Don Thompson mit «Kundenwachstum und Marktanteilsgewinnen» reagieren – sprich: noch mehr expandieren. Auch soll vermehrt auf Menus mit Hühnerfleisch gesetzt werden; dieses ist günstiger als Rindfleisch – und gesünder. Thompson ist der richtige Mann für flaue Zeiten. Bevor er im Sommer den Chefposten übernahm, brachte er das damals lahmende US-Geschäft wieder auf Vordermann. Für 2012 ist zwar nur mit minimen Fortschritten bei Umsatz und Ertrag zu rechnen. Doch bereits 2013 sollte sich wieder ein gewohnt kräftiges Wachstum einstellen. McDonald’s sind ein attraktives Langfristengagement.

Ausgebohrt. Ich habe mich an dieser Stelle schon mehrmals negativ geäussert über Transocean. Mich stört, dass der US-Tiefseebohrer sich durch die Hintertüre Swissness erkauft hat. Zwar befindet sich der Hauptsitz in Zug, doch dort sind nur eine Handvoll Leute anzutreffen. Der Konzern geschäftet weiterhin von Houston aus. Diese Unterscheidung macht die Weltpresse nicht. Als die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko für dicke Schlagzeilen sorgte, wurde der Schweizer Sitz betont. Und nun wurde die Firma beinahe aus Brasilien hinausgeschmissen: Trans-ocean, die dort zehn Bohrplattformen unter Vertrag hat, soll mitverantwortlich sein für die Ölpest vor einem Jahr. 

Seit dem Einstand in der Schweiz vor zweieinhalb Jahren sind die Aktien fast 60 Prozent gesunken. Doch auch auf dem tiefen Kursniveau sind sie kein Kauf. Tiefseebohrungen sind nun mal mit hohen Risiken verbunden, und Transocean wird noch öfters als Umweltverschmutzer angeprangert werden. Dass das Firmen-image in der Hochsee versinkt, ist mir piepegal. Nicht aber, dass dabei auch das Ansehen der Schweiz leidet.

Teure Brezel. Diese Kolumne ist bald acht Jahre alt. In der ersten Ausgabe von Anfang 2005 habe ich unter anderem über Valora geschrieben. Der damalige Präsident Peter Küpfer genoss damals noch seinen Sieg über Ex-CEO Reto Hartmann; dieser wurde im Sommer 2003 fristlos gefeuert. Zum Eklat kam es, weil der brasilianisch-schweizerische Milliardär Jorge Lemann Interesse an der Handels- und Kioskgruppe gezeigt hatte und angeblich 320 bis 350 Franken pro Aktie bezahlen wollte. Hartmann unterstützte das Angebot, Küpfer schwebten mindestens 400 Franken vor. Später schien es, als ob Küpfer die Offerte zu Recht platzen liess; die Valora-Titel stiegen bis auf 414 Franken. Seither jedoch ist die Luft draussen, die Aktien büssten 60 Prozent ein. 

Küpfer hat längst seinen Hut genommen. Geblieben sind die Probleme: Valora wurde kräftig umstrukturiert, die Strategie neu ausgerichtet, Firmen wurden -dazugekauft, das Management ausgewechselt. Der Erfolg ist gleich null, Umsatz und Gewinn stagnieren seit Jahren. Führungsleute beissen sich reihenweise die Zähne aus und verlassen die Firma. Enttäuschend auch das erste Semester: Der Umsatz ging leicht um 0,7 Prozent zurück, der Gewinn sackte um 42,6 Prozent ab. Nun hat Rolando Benedick, CEO und Präsident in Personalunion, zum Befreiungsschlag ausgeholt und die Familienfirma Ditsch/Brezelkönig eingekauft. Der Brezelbäcker, der auch in der Schweiz Verkaufsstellen unterhält, ist erfolgreich – und enorm ertragsstark. Benedick wollte den Übernahmepreis nicht nennen, im Markt wird dieser auf 350 bis 400 Millionen geschätzt. Damit wurde vierzehn Mal Ebit bezahlt, eine ausgesprochen teure Brezel. 

Ob sich Valora damit aus der Wachstumsfalle befreien kann, muss sich erst weisen. Vorderhand gibt es keinen Grund für einen Einstieg. Zumal die saftige Dividendenrendite von aktuell 6,9 Prozent, bislang einziger Trumpf dieser Papiere, mit Blick auf den Gewinneinbruch wohl Geschichte ist.

Ebners Nase. Bis heute gilt Martin Ebner vielerorts noch immer als Investor mit der berühmten goldenen Nase für Kursgewinne. Eigentlich erstaunlich. Mit seiner BZ Bank hat er einen rasanten Aufstieg mit anschlies-sendem Niedergang erlebt, verdankt dem Geldhaus aber immer noch ein stattliches Vermögen. Bei seinen Anlagen dagegen überwiegen die Flops. Legendär der Crash seiner Visionen; nach heftigen Kursverlusten musste er die vier Beteiligungsfirmen an die ZKB verkaufen. Seither betätigt sich Ebner über sein Anlagevehikel Patinex als Investor – mit magerem Erfolg. Eine Beteiligung von aktuell 14,1 Prozent an Myriad hat seit dem Jahre zurückliegenden Einstieg drei Viertel an Wert verloren. Mit seinem Anteil von 5,2 Prozent an Galenica hat er zwar nichts verloren, aber auch keinen Franken gewonnen. Dasselbe bei Ypsomed. Auch seine wichtigste Beteiligung an Intershop hat über die letzten fünf Jahre keine Kursgewinne eingetragen. So richtig eingeschenkt hat lediglich sein Engagement bei Mobilezone: plus 30 Prozent seit Herbst 2008.

Jüngst meldete die Schweizer Börse eine Beteiligung Ebners von 3,1 Prozent am Softwarehaus Temenos. Auch diese Aktien gehören zu den Tieffliegern: minus 63 Prozent seit Anfang 2011. Ich kann keine Anzeichen ausmachen, dass sich an dieser Kursschwäche bald etwas ändern wird. Unter all den Aktien in -Ebners Depot gefallen mir einzig Intershop; diese bieten eine tolle Dividendenrendite von 6,1 Prozent.

Frank Goldfinger ist der anonyme -Börsenspezialist der BILANZ. 
Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch