Die Schweizer Transportunternehmen bekommen die schwächelnde europäische Konjunktur zu spüren. «Es gab Licht und Schatten im dritten Quartal 2012», sagt Monika Ribar, die am Steuer von Panalpina sitzt. Wie wahr: Während der Umsatz um rund zehn Prozent zunahm, brach der Gewinn um beinahe neun Zehntel ein. Noch schlechter sieht es für die ersten neun Monate aus: Der Umsatz stieg zwar leicht, doch unter dem Strich blieb ein Verlust von 19 Millionen, gegenüber einem Gewinn von 99 Millionen in derselben Vorjahresperiode. Auch übers ganze Jahr dürften rote Zahlen anfallen.

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Konkurrent Kühne + Nagel wurde zwar von der Wirtschaftsschwäche ebenfalls eingebremst, hat die Spur dennoch deutlich besser halten können: In den ersten drei Quartalen stieg der Umsatz um 6 Prozent, der Gewinn sank lediglich um 22 Prozent. Positiv zu vermerken ist, dass sich die Rentabilität seit einigen Monaten wieder verbessert – den ergriffenen Sparmassnahmen sei Dank. CEO Reinhard Lange jedenfalls ist zuversichtlich, «unsere eigenen für das Gesamtjahr angestrebten Rentabilitätsziele erreichen» zu können. Nur wo diese Rentabilitätsziele liegen, hat er nie kommuniziert.

Während also Kühne + Nagel in relativ flotter Fahrt unterwegs ist, fährt Panalpina mit angezogener Handbremse. Das zeigt sich auch in der Entwicklung der Aktien: Seit Anfang 2011, als sich die Krise in Europa immer mehr akzentuierte, haben Kühne + Nagel sieben Prozent an Wert verloren, Panalpina gaben um ein Drittel nach. Mittelfristig wird Kühne + Nagel den Konkurrenten weiter abhängen. Mitfahren möchte ich allerdings bei beiden Aktien nicht. Die Valoren sind zu teuer und bieten nur wenig Kursfantasie.

Zwei Kranke. Seit einigen Monaten fragen mich immer wieder Leser, ob es denn nicht besser wäre, wenn Nobel Biocare und Straumann miteinander fusionieren würden. Schliesslich seien beide auf dem Gebiet der Zahnimplantate aktiv, beide hätten dieselben Probleme, und zusammen könnte man die Schwierigkeiten doch besser meistern. Eine zwar naheliegende, aber schlechte Idee. Denn zwei Kranke zusammengelegt, ergeben keinen Gesunden. Ich kann mich jedenfalls an keinen Fall erinnern, in dem diese Strategie aufgegangen wäre. Sowieso wäre eine Fusion der beiden Dentalimplantatehersteller kaum sinnvoll, sind die Systeme doch zu unterschiedlich. Auch die Wettbewerbsbehörden dürften in einzelnen Märkten solchem Ansinnen einen Riegel vorschieben. Zudem würden sich die Manager der Unternehmen eher über kurz denn über lang in die Haare geraten.

So weit wird es sowieso nicht kommen. Jüngst hat Straumann-CEO Beat Spalinger in der «Finanz und Wirtschaft» Klartext gesprochen: «Wir prüfen keine Fusion mit Nobel.» So müssen die beiden Kontrahenten auch künftig als Einzelkämpfer leiden. Und die Leidensgeschichte wird sich wohl noch längere Zeit hinziehen. Für mich sind beide Aktien unverändert ein No-Go.

Chance Südeuropa. Die Schuldenkrise und die ökonomischen Verwerfungen in Südeuropa haben auch deren Aktienmärkte in Mitleidenschaft gezogen. Der italienische Börsenindex FTSE MIB büsste seit 2010 rund 34 Prozent ein, der spanische IBEX 35 verlor im selben Zeitraum gegen 40 Prozent, und der griechische Athex brach sogar um zwei Drittel ein. Von der breiten Verkaufswelle wurden allerdings auch Aktien von Unternehmen erfasst, die bestens finanziert sind und über eine intakte Ertragslage sowie gute Aussichten verfügen. Dies wiederum eröffnet jenen Anlegern, die Risiken nicht scheuen und antizyklisch denken, langfristig gute Chancen.

Dazu bieten sich einige Anlagevehikel an. Beispielsweise der Aktienkorb Euro-Peripherie Value Select der Royal Bank of Scotland. Dieser umfasst 15 Blue Chips aus Italien, Spanien und Portugal, die im Basket gleich gewichtet werden. Elf Branchen sind vertreten. Der Finanzbereich wurde ausgeklammert, denn viele südeuropäische Banken sind zu schwer angeschlagen. Im Markt werden noch weitere, ähnlich gelagerte Investments angeboten, darunter auch Anlagefonds, die sich auf Südeuropa spezialisiert haben. Doch meines Wissens fischt kein anderes Finanzhaus derart zielgerichtet nach Blue Chips aus Südeuropa, die unterbewertet sind.

Öliges Risiko. Seit dem Unglück vom April 2010 auf einer Bohrplattform mit anschliessender Ölpest im Golf von Mexiko hatten die Aktionäre des britischen Energiekonzerns British Petroleum (BP) nichts zu lachen: Das Unternehmen muss für milliardenschwere Folgeschäden geradestehen, und der Aktienkurs schmierte innert kürzester Zeit um über 50 Prozent ab. Seit dem Tiefst haben sich die Papiere wieder etwas zu erholen vermocht. Auch das Unternehmen gesundet zusehends vom schwersten Rückschlag in der langen Firmengeschichte.

Seit diesem Herbst kann BP-Chef Bob Dudley wieder Angenehmes berichten. So wurde jüngst bekannt, dass der Konzern sich mit einem blauen Auge aus dem (verlorenen) Machtkampf um das russische Joint Venture TNK-BP verabschieden kann; für den Verkauf des 50-Prozent-Anteils erhält BP knapp 27 Milliarden Dollar in Cash plus Aktien am ebenfalls russischen Ölkonzern Rosneft. Damit wurde – hoffentlich – ein Schlussstrich unter ein höchst unerfreuliches Kapitel gezogen.

Positiv auch die jüngsten News: Die Resultate für das dritte Quartal sind über Erwarten gut ausgefallen. Der Gewinn stieg um satte 40 Prozent, die Quartalsdividende wurde um ein Achtel erhöht. Und auch die Aussichten sind höchst erfreulich. Zwar ist BP noch lange nicht aus dem Schneider. Es ist nicht auszuschliessen, dass das Desaster in den USA noch mehr kosten wird, als die Briten bislang an Rückstellungen getätigt haben – nicht weniger als 38 Milliarden Dollar! Doch gerade deswegen sind die Aktien günstig bewertet und weisen für 2013 ein geschätztes Kurs-Gewinn-Verhältnis von 6,7 auf. Auch die Dividendenrendite von 4,6 Prozent ist attraktiv. Andererseits verlangen diese Valoren ein gerüttelt Mass an Risikobereitschaft.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ.
Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch.