«Die Börse hat immer recht», besagt eine Börsenregel. Wenn das so ist, dann ist es um die Zukunft des Zürcher Luxushotels Dolder Grand schlecht bestellt. Doch der Reihe nach.
Urs Schwarzenbach hält «etwa 90 Prozent der Aktien» an der Dolder-Gruppe; genaue Zahlen will die Pressestelle nicht liefern – aus welchen Gründen auch immer. Von den 24 000 Aktien des Nobelhotels befinden sich rund 2400 im Besitz von gut 500 Anlegern. Die Aktien der Dolder-Gruppe werden ausserbörslich gehandelt. Nur zählen sie an der OTC-X, der Plattform für den ausserbörslichen Handel, nicht gerade zu den Lieblingswerten. Zwar sind die Aktien Teil des IDX Liquidity Index. Doch ist es um die Marktliquidität dieser Titel schlecht bestellt: In diesem Jahr kam es bisher zu drei Abschlüssen, bei denen je eine (!) Aktie die Hand wechselte. Auch wertmässig gehören die Papiere zu den Tieffliegern: Der Kurs hat sich über die letzten zwei Jahre auf aktuell 3600 Franken halbiert. Damit bewertet die Börse die ganze Anlage noch mit 86,4 Millionen. Schwarzenbach sagte einmal, er würde einen Verkauf des «Dolder» erst für 1,5 Milliarden Franken in Erwägung ziehen. Der Financier bewertet damit den Wert des Resorts um den Faktor 17 höher als die Börse.
Jüngst veröffentlichte der Betrieb desaströse Zahlen: 2009 fiel bei einem Umsatz von 45,2 Millionen ein Verlust von 30,5 Millionen Franken an. Prompt wurde im Aktionärsbrief eine Kapitalerhöhung angekündigt. Ein Kleinaktionär sagte mir, da müsse Schwarzenbach wohl in die eigene Tasche greifen – von den Minderheitsaktionären jedenfalls werde kaum einer mitmachen. Der Ärger im Aktionariat über das selbstherrliche Gebaren von Schwarzenbach sei gross. «Wir pflegen unsere Aktionäre gut», wurde mir dagegen von der Pressestelle beschieden. Zwar wird keine Dividende bezahlt; dafür erhalten die Anteilseigner an der GV einen «Standing Lunch» plus einen Gutschein über 100 Franken für das «Dolder» oder das «Waldhaus», entsprechend einer Naturalrendite von 0,3 Prozent.
Hände weg von den Dolder-Aktien – die können sich nur Milliardäre leisten!
UBS ist nicht sexy. Oft schreibt das reale Leben die besten Komödien. Da wird ein Schweizer Pornofilm gedreht mit dem Titel «USB – Unsere Schweizer Bank». Auf dem Cover prangt das Logo mit den drei Schlüsseln. Unverhüllte Auftritte wie jener des Film-Bankenchefs K. Billiger – Parallelen zum UBS-Präsidenten Kaspar Villiger sind reiner Zufall – zeigen die Schussrichtung des Filmchens. Keinen Humor kennt die UBS: Sie hat laut Thomas Scheurer, Chef der Produzentenfirma Libosan, eine Klage im Streitwert von 100 000 Franken eingereicht. Hat denn diese Bank keine anderen Sorgen? Sind die Juristen, die für die UBS streiten, nicht schon mit anderen Prozessen bis über beide Ohren eingedeckt? «Ich habe niemals mit einer Klage gerechnet», sagte mir Scheurer. Und er verspricht: «Zieht die UBS ihre Klage zurück, schicke ich Oswald Grübel eine DVD.» Grübels Laune dürfte sich sowieso gehoben haben; jüngst legte die Grossbank überraschend gute Zahlen für das erste Quartal vor, doch die Börse reagierte gelassen.
Schlechter Trader. Mit dem Jahresabschluss 2009 beendete die Nationale Suisse ihre Umbauphase, wie CEO Hans Künzle verkündete. Nun sollen wieder Zeiten des Wachstums folgen. Die Aktionäre dürsten danach. Der Wert ihrer Beteiligung ist nach einem kurzen Hoch und dem jähen Absturz nicht höher als zu Beginn der strategischen Neuausrichtung vor vier Jahren. Das ist wenig erstaunlich – zumindest dann, wenn man einen Blick darauf wirft, wie die Versicherung mit ihren eigenen Aktien gewirtschaftet hat. So verkauften die Basler im Dezember 2006 aus eigenen Beständen rund 120 000 Aktien an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), und zwar zum Kurs von 700 Franken (vor dem Aktiensplit). Kaum war der Handel über die Bühne gegangen, hob der Aktienkurs ab. Im Juli 2007 wurde die Nationale Suisse erneut aktiv und kaufte von Coop 84 000 eigene Aktien zurück – nun allerdings zum Preis von je über 1000 Franken. Mehr als 30 Millionen Franken blieben so auf der Strecke, wie ein BILANZ-Leser ausgerechnet hat.
Das ist nicht das Ende der Geschichte. Alsbald wurde wieder ein Aktienpaket verkauft, 74 000 Titel an die Versicherungsgruppe VHV aus Hannover. Inzwischen war der Kurs wieder auf 700 Franken gesunken. Da waren dann nochmals 30 Millionen futsch. Insgesamt fehlen somit über 60 Millionen Franken. Nationale Suisse entgegnet, rückblickend könne der Zeitpunkt vieler Transaktionen während der Finanzkrise als ungünstig eingestuft werden. Bei den drei Geschäften habe es sich jedoch um strategische Investitionen gehandelt, bei denen nicht allein auf den Preis abgestellt werden dürfe.
Jäher Absturz. Als am 20. April die Titel des weltgrössten Tiefsee-Ölbohrkonzerns, Transocean, erstmals am Schweizer Aktienmarkt gehandelt wurden, war die Nachfrage rege. Tage später schmierten die Neulinge um über 20 Prozent ab. Auslöser des Kurssturzes war die Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko. Transocean hat diese gebaut und an die britische BP vermietet – für täglich eine halbe Million Dollar. Was zuerst als mittelschwerer Unfall betrachtet wurde, entpuppt sich zusehends als Umweltkatastrophe mit Folgekosten in Milliardenhöhe. Als ich einen Bankanalysten auf Transocean ansprach, meinte er gelassen, diese Aktien seien schon vorher attraktiv gewesen und nach dem Absturz erst recht kaufwürdig. Schliesslich sei das US-Unternehmen mit Hauptsitz in Zug bis zu 950 Millionen Dollar versichert. Und für den Ersatz der Bohrinsel im Wert von einer halben Milliarde sei nur ein geringer Selbstbehalt zu leisten.
Die Folgekosten lassen sich vorderhand kaum abschätzen. Ohnehin muss BP als Eigentümerin des Ölfelds für die Umweltschäden zahlen. Wird jedoch Transocean eine Mitschuld am Unfall nachgewiesen, wird es eng für die Zuger. BP-CEO Tony Hayward jedenfalls hat den Schwarzen Peter bereits an Transocean weitergereicht. Für mich ist die Spekulation mit Transocean ein zu heisser Ritt.