Seitdem die Hausse ins Stocken geraten ist, lassen sich immer wieder kaum erklärbare, heftigste Kursausschläge beobachten. Da brechen Blue Chips um bis zu zehn Prozent ein, um am nächsten Tag wieder in die Höhe zu schiessen – ohne ersichtlichen Grund. Mit abgesägten Hosen stehen dann jene Anleger da, die in Panik ihre Aktien mit Verlust exekutiert haben.

Kürzlich sagte mir der Besitzer einer grossen Familienfirma, er neide den CEO-kotierten Unternehmen ihren Job nicht. Da müssten sie ihren Aktionären schlechte Nachrichten überbringen wie Kurzarbeit, Gewinneinbruch, Auftragsrückgang; eigentlich wenig Überraschendes in Zeiten einer Rezession. Doch in der aktuell labilen Börsenverfassung schmieren die Aktienkurse nach Bad News sofort ab, die Anteilseigner sind sauer und fordern oft den Kopf des Firmenchefs.

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Und so versucht sich mancher CEO als Verpackungskünstler; er fügt einer negativen einige erfreuliche Meldungen bei. Oder er kleidet Bad News ins Mäntelchen der Unverfänglichkeit. Dies hat Lonza-Boss Stefan Borgas versucht. Hinter dem harmlos klingenden Titel «Update zum Geschäftsgang im dritten Quartal» verbarg sich Heftiges: Gewinnrückgang, Sparprogramm, Umorganisation, schlechtere Mittelfristprognosen. Das Verdikt der Börse war ungnädig, die Aktien verloren 25 Prozent an Wert – an einem Handelstag!

Aktionäre wollen bessere Resultate sehen, und zwar von Quartal zu Quartal. Das Beispiel Lonza vor Augen, werden sich die Firmenchefs künftig noch mehr davor hüten, negative Nachrichten bekanntzugeben. Investitionen und weitere Massnahmen, die das Unternehmen stärken und langfristig bessere Erträge einbringen, die aber die heutigen Gewinne belasten, werden wenn immer möglich vermieden. Das kratzt manchen CEO nicht, in einigen Jahren wird er ja sowieso ersetzt. Für die Unternehmen selbst aber ist dieses kurzfristige Denken verhängnisvoll.

Absurder Handel. Der Börsenhandel in Mondobiotech nimmt zunehmend absurdere Züge an. Zwar befinden sich die Titel auf Sinkflug und haben gegenüber dem Ende August erzielten Höchstkurs ein Drittel an Wert eingebüsst. Doch die Kursausschläge sind teilweise heftig, und dies bei geringstem Handelsvolumen. So schossen die Newcomer jüngst an einem Tag um zwölf Prozent in die Höhe, gerade mal vier Aktien wechselten die Hand. Am folgenden Tag stürzte der Kurs wieder ab, um kurz darauf um sieben Prozent zu steigen – ausgelöst durch den Handel von zehn Aktien. Ich kann meine früher geäusserte Warnung nur wiederholen: Hände weg von diesen Valoren! Der Markt spielt nicht, die Perspektiven des von Fabio Cavalli geleiteten Unternehmens lassen sich kaum umreissen.

Temporär unter Druck. In Phasen der Wirtschaftsschwäche schwächeln vor allem die Aktien der Personalvermittler. Zeichnet sich ein Konjunkturaufschwung ab, gehören diese Titel zu den Hauptgewinnern. So haben sich Adecco zwischen März und September im Wert annähernd verdoppelt. Seither allerdings stehen sie unter Abgabedruck. Verärgert hat die Investoren die Übernahme der amerikanischen MPS Group. Die Übernahme kostet gut 1,2 Milliarden Dollar. Den Börsianern scheint das zu viel zu sein, Adecco-CEO Patrick De Maeseneire dagegen spricht von einem «fairen Preis».

Strategisch gesehen ist die Akquisition jedenfalls clever. MPS hat sich auf die Vermittlung hoch qualifizierter Arbeitskräfte spezialisiert. In diesem lukrativen Geschäftsfeld vermag Adecco ihre Stellung nun deutlich zu verstärken. Das negative Börsenecho bietet eine gute Einstiegsmöglichkeit. Zwar wird Adecco noch einige Zeit nicht an die Supergewinne der Vergangenheit anknüpfen können; langfristig jedoch sind die Papiere attraktiv.

Seltenes Metall. «Lieber Frank Goldfinger, in einem bei ‹Spiegel Online› erschienenen Artikel wird auf die absehbare Lithium-Lücke hingewiesen. Was ich in diesem technisch interessanten Beitrag vermisse, sind Hinweise auf mögliche Investmentmöglichkeiten», so schrieb mir ein Leser. Das Alkalimetall Lithium, an wenigen Orten mühsam aus Salzlake gewonnen, ist die Basis von Lithiumbatterien, die Milliarden von Handys, Laptops und anderen Geräten mit Strom versorgen. Nun bricht die Zukunft der Hybrid- und Elektroautos an – Lithium-Ionen-Akkus sind das Herz des Elektroantriebs. Diese zusätzliche, immense Nachfrage wird schon bald zu Versorgungsproblemen führen, wie Meridian International Research in einem Report warnt (http://meridian-int-res.com/Projects/Lithium_ Microscope.pdf).

Wie kann der Privatanleger von den absehbaren Preissteigerungen profitieren? Lithium lässt sich nicht einfach am Schalter kaufen. Doch auch punkto Fonds, ETF und ähnlicher Instrumente fand ich nichts. Sogar auf Metalle spezialisierte Anlageexperten konnten mir nicht weiterhelfen. Damit bleiben nur die Aktien von Lithiumproduzenten oder verarbeitenden Firmen. Etwa die Papiere des chilenischen Mineralienabbauers SQM, des weltgrössten Lithiumproduzenten; über die letzten Jahre waren mit diesen Titeln mehr als eintausend Prozent zu verdienen. Oder die Aktien von Orocobre; das australische Unternehmen will künftig aus einem grossen Salzsee Lithium fördern. Eine weitere Möglichkeit bieten Batteriehersteller. Ich denke an die Valoren der seit kurzem an der Börse gehandelten amerikanischen Firma A123 Systems, an Advanced Battery Technologies oder die chinesische Gesellschaft China Bak Battery. Doch Vorsicht: Eine Lithiumwette ist zwar interessant – jedoch auch mit beträchtlichen Risiken verbunden.