Es war nicht das Jahr der Emerging Markets, kurz Emmas genannt. Während die westlichen Märkte boomten, mussten die Börsen in den aufstrebenden Staaten teilweise heftige Rückschläge in Kauf nehmen. Die Gründe für die Schwäche sind vielfältig: enttäuschende Firmengewinne, geringeres Wirtschaftswachstum, steigende Verschuldung. Dazu gesellen sich riesige Rückzüge von Kapital durch ausländische Investoren wie auch Fluchtgelder von Inländern. Das macht sich in Währungsturbulenzen bemerkbar. Die Aussichten auf steigende Zinsen verstärken die Ängste, denn das Wachstum vieler Drittweltländer basierte auf Billiggeld.

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Die Kehrseite fallender Kurse sind tief bewertete Aktien. Gerade Valoren aus China erscheinen so günstig wie schon seit langem nicht mehr. Doch alleine eine tiefe Bewertung garantiert noch keine Kursgewinne. Die Meinungen der Analysten über die mittelfristige Entwicklung sind geteilt. Doch im Jahr des Pferdes könnte sich die Wirtschaft wieder in leichten Galopp steigern. Eine Umfrage unter 100 in China tätigen Schweizer Firmen zeigt eine spürbar grössere Zuversicht für 2014. China bleibt der Wachstumsmotor Asiens, ja der ganzen Welt. Auch sieht es danach aus, als ob die Regierung endlich längst überfällige Reformen anpacken wolle. Was für mich am meisten zählt: China wandelt sich zunehmend vom Billigproduktionsland zu einer Nation mit Hunderten Millionen konsumfreudiger Menschen. Wenn der Trend kehrt, ist mit Aktien aus dem Reich der Mitte viel Geld zu verdienen. Doch in den nächsten Monaten sehe ich noch keine Trendwende. Ein Einstieg in chinesische Aktien eilt deshalb nicht.

Ausverkaufspreise

Noch tiefer bewertet als chinesische Valoren sind Aktien aus Russland; laut Bloomberg stellt sich das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2014 auf unter fünf. Auch hier gilt: Nur mit einer tiefen Bewertung sind keine Gewinne zu holen. Allerdings hellen sich die wirtschaftlichen Aussichten auf, Goldman Sachs hat deshalb russische Papiere auf «übergewichten» eingestuft. Für höhere Kurse sprechen auch die Bemühungen der Regierungen, die Wertpapiertransaktionen in Russland den westlichen Standards anzupassen. Beim Wirtschaftswachstum kann man vorderhand noch keine Wunder erwarten. Für eine nachhaltige Erholung sind steigende Rohstoffpreise unabdingbar, kaum ein Aktienmarkt ist so rohstofflastig wie der russische. Positiv wiederum, dass weder der Staat noch die Privathaushalte gross verschuldet sind. Wer auf den russischen Bären wettet, sollte dies nur unter langfristigen Aspekten tun. Anleger mit wenig Erfahrung können sich an entsprechende Anlagefonds oder an börsenkotierte Indexfonds, besser bekannt als ETFs, halten.

Neustart. In seinen gut zweieinhalb Jahren als CEO von AFG Arbonia-Forster hat Daniel Frutig kräftig aufgeräumt und die nicht mehr zum Kerngeschäft zählenden Bereiche abgestossen. Bereits verkauft wurden die Aktivitäten Stahlrohre und Kühltechnik, jüngst ging das Küchengeschäft mit den Marken Piatti und Forster über den Ladentisch. Noch im Verkaufsregal liegt der Oberflächenveredler STI Hartchrom, doch da lägen unterschriftsbereite Verträge vor, versicherte mir ein Analyst. Nach dem Umbau präsentiert sich die neue AFG als effizienter und schlanker Gebäudeausrüster mit den Sektoren Türen, Fenster, Heiztechnik und Sanitär. Nun kann Frutig wieder an Wachstum denken. Schon bald will er dazukaufen, vor allem im Bereich Lüftung.

Das Unternehmen dürfte in diesem Jahr von der regen Bautätigkeit profitieren, ab 2015 rechnen Experten mit einer Stagnation. Dennoch prognostizierte Frutig in der «Handelszeitung» für das kommende Geschäftsjahr eine Ebit-Marge von acht Prozent. An der Börse wird die Wiedergeburt von AFG gefeiert; über die letzten eineinhalb Jahre hat sich der Aktienkurs verdoppelt. Dennoch sind die Titel nicht überbewertet, das geschätzte KGV für 2014 stellt sich auf 12,1 und für 2015 auf 8,7. Ich erachte die AFG-Valoren als attraktive Nebenwerte.

Hoch bewertet

Laut Gerüchten steht AFG mit OC Oerlikon in Verhandlungen. Das macht Sinn, denn STI Hartchrom würde gut zu Oerlikon passen. Das Unternehmen hat im Geschäftsfeld Oberflächenveredelung bereits fünf Zukäufe getätigt, darunter die von Sulzer für eine Milliarde Franken übernommene Metco. Und noch immer klimpert eine weitere Milliarde in der Kasse, Geld für mehr Einkäufe. Wie AFG musste auch Oerlikon eine ausgesprochen harte Transformation durchstehen. Der jahrelang durch Missmanagement und Fehlinvestitionen an den Rand des Ruins getriebene Industriekonzern präsentiert sich nach den Devestitionen der Solarsparte und des Geschäfts mit Naturfaserspinnmaschinen sowie den Kostensenkungsmassnahmen wieder in einer deutlich besseren Verfassung.

Die Sparte Beschichtungen, inzwischen das grösste Geschäft von OC Oerlikon, soll zum Wachstumstreiber werden. Der seit wenigen Wochen als CEO amtierende Elsässer Brice Koch, Nachfolger des vor einem Jahr ausgeschiedenen Michael Buscher, hat beste Voraussetzungen, dem Unternehmen wieder zu altem Glanz zu verhelfen. «Gebt OC Oerlikon den Gnadenschuss», habe ich vor vier Jahren geschrieben. Zwei Jahre später kam neues Leben in den Konzern, die Aktien haben sich seither im Wert beinahe verdreifacht. Für dieses und das nächste Jahr prognostiziert Helvea Gewinnsteigerungen von 45 respektive 21 Prozent. Nur sind diese Aussichten im Aktienkurs bereits grösstenteils eingepreist, das KGV für 2014 stellt sich auf 18,3. Die Titel sind höchstens auf lange Sicht kaufenswert.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ.
Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch.