Jahrelang galt Cytos als Vorzeigebetrieb der sonst so schwankungsanfälligen Schweizer Biotechnologiebranche. Und Mitgründer Wolfgang Renner war der Star einer Branche, die sonst vom Prinzip Hoffnung zehrt. Von Hoffnungen getrieben war auch der Aktienkurs von Cytos. Doch je länger ein marktfähiger Wirkstoff aus den Labors in Schlieren auf sich warten liess, desto stärker gerieten die Titel unter Druck. Renner sorgte dann flugs dafür, dass sich die Kurse wieder erholten. So vor Jahresfrist, als er gegenüber der «Handelszeitung» einen Megadeal in Aussicht stellte mit Einnahmen von mehr als 600 Millionen Franken.

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Alles heisse Luft. Im realen Leben kämpft Cytos ums Überleben. Im ersten Halbjahr 2011 ist ein Verlust von zehn Millionen Franken angefallen, und dies bei einem Umsatz von einer Million. Im Februar 2012 muss die Firma eine Wandelanleihe von 41 Millionen zurückzahlen. Woher das Geld dafür kommen soll, ist schleierhaft. Jüngst hat der Verwaltungsrat die Reissleine gezogen: Renner musste von seinen Ämtern als CEO und Verwaltungsrat zurücktreten, Präsident Thomas Hecht übernimmt das operative Geschäft. Seine erste Handlung ist ein drastisches Sparprogramm: Von 82 Mitarbeitern sollen bis auf zehn alle entlassen werden.

War Renner innerhalb der Cytos ein «Unguided Missile», wie mir ein Finanzanalyst versicherte? Weshalb hatte der Verwaltungsrat Renner nicht schon längst gestoppt? Für Cytos läuft nun die Sanduhr. Falls sich das Unternehmen wieder aufrappeln kann, wird der Aktienkurs explodieren. Nur ist die Wahrscheinlichkeit weitaus grösser, dass der tief gefallene Biotechstar endgültig auf der Strecke bleibt. Hände weg von diesen Papieren!

Risikoreiche Metalle. Die heftigen Turbulenzen an den Börsen lassen manchen Investor vor Aktien zurückschrecken. Anlagealternativen sind aber dünn gesät. In diesem Umfeld stösst die Empfehlung einiger Anlagestrategen, auf Rohstoffe zu setzen, auf offene Taschen. Auch Rohstoffguru Jim Rogers rät unbeirrt dazu, in Commodities zu investieren, vor allem in Agrarprodukte. Nur ist der Amerikaner kein echter Gradmesser; er empfiehlt seit eh und je Wetten auf Rohstoffe.

Mit Rohstoffen war über die letzte Dekade viel Geld zu verdienen. Seit sich die Konjunkturaussichten aber weltweit verdüstern, zeigen vor allem die Metallpreise nach unten. Kupfer hat über die letzten Wochen zeitweise bis zu 11 Prozent an Wert eingebüsst, Blei verlor 17 Prozent und Zinn 20 Prozent. Zwar haben die Kurse inzwischen wieder leicht angezogen, doch bleiben die Marktteilnehmer verunsichert. Kein Wunder, denn die makroökonomischen Daten, insbesondere jene der USA, sehen wenig vielversprechend aus. Und das ist Gift für die zyklischen Rohstoffe, speziell für Basismetalle und Energie. Gegen Rohstoffanlagen spricht ein weiterer Punkt: Weil Metalle, Agrargüter und anderes in Dollars gehandelt werden, gesellt sich zum Preis- das Währungsrisiko. Industrie-Rohstoffe sind erst wieder attraktiv, wenn die Wirtschaft Anzeichen einer Belebung zeigt.

Gut im Wind. Dank der Akquisition von 3A Composites präsentiert sich Schweiter Technologies als praktisch neues Unternehmen. Die für 2010 gemeldete deutliche Ertragserholung ist denn auch primär auf das erstmals konsolidierte Standbein zurückzuführen. Die dazugekaufte Sparte sorgt für rund vier Fünftel des Konzernumsatzes, den Rest liefern Textilmaschinen sowie Anlagen für die Halbleiterindustrie. Die Neuausrichtung hat aber auch ihre Schattenseite: Nun ist das Wohl der Firma stark abhängig vom Bereich 3A Composites. Dort werden Verbundwerkstoffe produziert, die auch Anwendung finden bei Rotorblättern von Windrädern. Zwar drücken die stark gestiegenen Rohstoffpreise auf die Margen, und die Nachfrage aus den westlichen Industrieländern ist eher schwach. Dafür treffen aus China unverändert hohe Bestellvolumen in Horgen ein.

Mit Blick auf die Frankenstärke sind die Zahlen für das erste Halbjahr als befriedigend zu bezeichnen. Das schwierige konjunkturelle Umfeld jedoch macht sich im rückläufigen Auftragseingang bemerkbar. Für das gesamte Jahr ist mit einem schwachen Ergebnis und rückläufigem Gewinn zu rechnen. Die Börse hat dies längst vorweggenommen: Der Kurs wurde über die letzten sieben Monate um 40 Prozent gestutzt. Dagegen haben Schweiter seit 2006 den Vergleichsindex SPI klar geschlagen.

Mittelfristig bescheinige ich den Aktien viel Kurspotenzial. Schweiter ist im Markt bestens positioniert. Zudem steht für CEO Heinz Baumgartner eine prall gefüllte Firmenkasse bereit, die in Zeiten des schwachen Euro und Dollars für attraktive Akquisitionen eingesetzt werden kann. Warten Sie mit dem Kauf von Schweiter-Papieren noch etwas zu.

Midas aus Omaha. Mit einem vom Magazin «Forbes» geschätzten Vermögen von 50 Milliarden Dollar ist Warren Buffett der drittreichste Mensch der Welt. Geld, das er mit Megadeals verdient hat. Er gilt als Investor mit einem untrüglichen Riecher; was der Midas aus Omaha anfasst, wird zu Gold. Nicht wenige Anleger kaufen deshalb dieselben Aktien wie er. Auch sein jüngst erfolgter Einstieg bei der Bank of America (BofA) hat Anschlusskäufe ausgelöst. Dabei wird übersehen, dass der 81-Jährige seine Kapitalspritze von fünf Milliarden Dollar mit Sonderkonditionen abgesichert hat; so erhält er beispielsweise auf seinen Vorzugsaktien eine jährliche Dividende von sechs Prozent. Der gemeine Anleger dagegen muss sich mit einer Dividendenrendite von 0,5 Prozent bescheiden.

Ohne die Verzinsung wäre die von Buffett geführte Anlagefirma Berkshire Hathaway kaum eingestiegen. Denn die grösste Bank unter den US-Instituten gilt auch als das grösste Problemkind. Die Akquisition des Hypothekenfinanzierers Countrywide erwies sich als katastrophaler Fehlentscheid und hat der BofA Milliardenverluste beschert. Alleine das zweite Quartal riss ein Loch von 9,1 Milliarden Dollar. Nun soll der rund 800 Milliarden Dollar umfassende Bestand an Hypotheken im Schnellzugstempo abgebaut werden. Auch sonst ist Redimensionierung angesagt, dem Streichkonzert dürften mehr als 10 000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen.

Auf BofA-Chef Brian Moynihan wartet die herkulische Aufgabe, das Geldhaus wieder auf Kurs zu bringen. Die Börse räumt ihm wenig Kredit ein; in diesem Jahr büssten die Valoren weitere 50 Prozent an Wert ein. Gegenwärtig liegt der Buchwert knapp dreimal über dem Kurs. Doch die Papiere sind hochspekulativ.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch