Viele Jahre galt die Luxusgüterbranche als verhältnismässig krisenresistent. Doch seit einigen Monaten wird auch diese Industrie von der Rezession gepiesackt. So sind die Preise für Rohdiamanten auf das tiefste Level seit 60 Jahren abgestürzt. Überhaupt bleibt teurer Schmuck bleischwer in den Vitrinen liegen. Edelkarossen wie Maserati, Ferrari oder Porsche lassen sich oft nur noch mit Rabatten an den Mann bringen. Und im ersten Quartal 2009 wurden weltweit ein Viertel weniger Luxusuhren abgesetzt; die Schweizer Uhrenexporte brachen in den ersten vier Monaten um 24,3 Prozent ein.

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Bereits Ende 2007 hängten die Börsianer den Luxusaktien das Schild «Ausverkauf» um. Richemont verloren zeitweise die Hälfte ihres Wertes, Swatch Group sackten vorübergehend um 70 Prozent ab. Doch seit Anfang März stehen diese Valoren wieder in der Gunst der Anleger; Swatch gewannen mehr als 40 Prozent, Richemont stiessen um gegen zwei Drittel vor. Und dies zu einer Zeit, als sich negative Meldungen aus der Branche häuften. Allerdings haben die Anleger realisiert, dass die Luxusgüteraktien zu Unrecht derart stark unter Druck geraten sind, ja viel Kurspotenzial bieten.

Das Geschäftsjahr 2009 ist zwar gelaufen. Swatch wie Richemont dürften einen Gewinnrückgang von je etwa einem Fünftel zu vermelden haben. Im kommenden Jahr dagegen sollte die Nachfrage nach Uhren und Schmuck wieder spürbar anziehen. Die beiden Grand Old Men des Schweizer Luxusgeschäfts, Johann Rupert von Richemont sowie Nicolas Hayek von der Swatch Group, zeigen sich wieder um einiges optimistischer. Wie auch einige Analysten. Alessandro Migliorini von Helvea beispielsweise hat beide Aktien mit dem Prädikat «Buy» versehen. Denn trotz den jüngsten Kursavancen sind Swatch und Richemont mit einem für 2010 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von je zwölf immer noch relativ günstig bewertet. Die Papiere der beiden Schweizer Luxusgüterhersteller sollten jedoch nur von langfristig denkenden Investoren gekauft werden.

Neuer Name – alte Probleme. Als mich ein Leser nach den Aktien der Cham Paper Group (CPG) fragte, musste ich eine längere Denkpause einschalten. Zwar ist die Papierfabrik bereits über 300 Jahre alt, nennt sich aber erst seit wenigen Tagen CPG. Die meisten kennen die Firma wohl unter ihrem früheren Namen, Industrieholding Cham. Seit den siebziger Jahren bestand die Gesellschaft aus den beiden Bereichen Papierproduktion sowie Immobilien.

Um die leeren Kassen wieder zu füllen, wurde vor kurzem die Immobiliensparte abgetrennt und das verbleibende Papiergeschäft umbenannt. Für die Ausgliederung der Immobilien erhielten die Aktionäre eine Sachdividende. Doch auch mit dem neuen Firmennamen sieht sich CPG den alten Problemen gegenüber. Die Papierbranche leidet seit langem an Überkapazitäten. Diese Situation wurde durch die Rezession noch verschärft. Die Chamer Papierfabrik musste für das erste Quartal einen Umsatzeinbruch von über einem Fünftel melden. Ein Einstieg in die Aktien drängt sich da nicht auf.

Luftlöcher. Ob in der Luft, zur See oder auf dem Land: Die Transportbranche gehört zu jenen Wirtschaftszweigen, die von der Rezession am schwersten gebeutelt werden. In böse Turbulenzen geraten sind vor allem die Airlines. Massive Überkapazitäten führen zu einem gewaltigen Preisdruck, gleichzeitig sinkt die Nachfrage im Personenverkehr, im Frachtgeschäft ist das Volumen bis zu einem Drittel eingebrochen. Von den grossen europäischen Fluglinien schreibt nur die Lufthansa schwarze Zahlen; British Airways (BA) flog 2009 einen Rekordverlust ein, auch Air France-KLM ist tief in die Verlustzone geraten – erstmals seit der Fusion von 2003.

BA-Konzernchef Willie Walsh sieht nicht so schnell besseres Flugwetter aufziehen. Dagegen meinte jüngst Wolfgang Mayrhuber, oberster Flugkapitän bei der Lufthansa, dass auf der Nachfrageseite der Boden erreicht wurde. Mit einem baldigen Steigflug rechnet aber auch er nicht. Pessimistisch zeigt sich der Branchenverband IATA; für dieses Jahr rechnet er bei den Airlines mit einem Verlust von neun Milliarden Dollar. Das ist doppelt so viel, wie der Verband noch im März prognostizierte. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Branche einen Totalverlust von 10,4 Milliarden eingeflogen.

Seit langem leiden die Fluggesellschaften an Überkapazitäten. Doch die längst fälligen Strukturbereinigungen lassen auf sich warten. Lieber verlegen sich die Airlines darauf, an allen Ecken und Enden zu sparen und damit ihre Kunden zu vergraulen. Doch damit werden die Probleme nicht behoben, die Branche kann nicht grundlegend gesunden. Hände weg von diesen Aktien!

Drückende Schuldenlast. Da fällt ein grosser Konzern Stück für Stück auseinander – und die Börse applaudiert. Ich spreche von OC Oerlikon. Das Unternehmen stösst eine Tochter nach der anderen ab, um die drückende Schuldenlast etwas abzubauen. So wurde jüngst das Raumfahrtgeschäft für geschätzte 150 Millionen der Ruag angedient. Weitere Verkäufe dürften folgen. Gemindert hat sich dagegen der Druck seitens der Banken; OC Oerlikon konnte sich auf neue Bedingungen mit den 23 Banken (!) einigen, die hinter dem Konsortialkredit von 2,5 Milliarden stehen. Der Börse jedenfalls gefällt, was Chef Uwe Krüger alles anpackt: Der Aktienkurs hat sich seit März mehr als verdreifacht.

Dabei hat sich bei OC Oerlikon nur wenig zum Besseren gewendet. Das Geschäft läuft unverändert schlecht, in diesem Jahr dürfte ein erneuter Verlust anfallen. Geblieben sind auch Schulden von immer noch 1,5 Milliarden Franken. Ob die Restrukturierung gelingt, steht in den Sternen. Die vom Russen Viktor Vekselberg kontrollierte Renova, die 45 Prozent der Oerlikon-Aktien hält, scheint nicht daran zu denken, Kapital einzuschiessen. Die Papiere sind höchstens interessant für eine heisse Spekulation, eignen sich aber nicht als Langfristengagement. Zuerst muss sich zeigen, wohin die Fahrt geht. Doch das weiss wohl nicht einmal das Management.